Der allergrößte Teil Deutschlands hat am 12. März von der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) den MKS-Freiheitsstatus zurückerlangt. Nur der Bereich um den Ausbruchsort in Brandenburg gilt weiter als sogenannte „Containment Zone“. Für Deutschland ist der Schritt in Richtung Regionalisierung handelspolitisch enorm wichtig, weil sich dadurch Exportmärkte schneller wieder öffnen könnten.
England: Sonderstatus beim Handel
Großbritannien hat seit dem Brexit einen Sonderstatus bei Handelsgeschäften mit der EU. Um den fairen Wettbewerb zu gewährleisten und die Fortsetzung der Zusammenarbeit in Bereichen von beiderseitigem Interesse zu garantieren, haben Großbritannien und die EU Ende 2020 das Handels- und Kooperationsabkommen TCA (Trade and Cooperation Agreement) abgeschlossen.
Das Abkommen enthält u.a. Bestimmungen, die den Handel mit tierischen Erzeugnissen, einschließlich Fleisch und Molkereiprodukten, auch im Krisenfall regelt. Sobald wissenschaftlich klar ist, dass keine Gefahr von den Importen ausgeht, können die Grenzen wieder aufgehen.
Briten zögerlich mit Grenzöffnung
Soweit die Theorie. Die Praxis ist: Während Großbritannien für pasteurisierte Milch- und Milchprodukte die Regionalisierung nach dem MKS-Ausbruch anerkannt und der Handel damit wieder möglich war, tun sich die britischen Behörden mit der Einfuhr von deutschen Fleischwaren schwer.
In einem Schreiben an die Parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (DEFRA), Baroness Susan Hayman of Ullock, fragen Abgeordnete, ob die Sicherheitsmaßnahmen an den britischen Grenzen infolge von Seuchenausbrüchen in der EU beim Import von tierischen Produkten usw. nach Großbritannien aktualisiert wurden, was bereits umgesetzt wird und wie Importwaren sicher rückverfolgt werden können.
Die Zurückhaltung rührt u.a. daher, dass es in Großbritannien im Jahr 2001 einen verheerenden MKS-Ausbruch gab. Erst seit 2007 gilt das Land wieder als MKS-frei. Diesen Status will man mit allen Mitteln absichern.
Guter Job von Cem Özdemir und BMEL
Thomas Dosch, Head of Public Affairs bei der Firma Tönnies, hat nur wenig Verständnis für die Vorsicht der Briten. Er betont im Gespräch mit top agrar, dass Deutschland einen guten Job gemacht und alle Fragen gegenüber den Briten beantwortet hat. „Nach der Entscheidung der WOAH muss Deutschland jetzt am Ball bleiben und seine Bemühungen um die Öffnung des für Deutschland wichtigen Exportmarktes England weiter vorantreiben“, so Dosch.
Eine entscheidende Rolle spielt weiterhin das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL). „Agrarminister Cem Özdemir und das BMEL befinden sich weiterhin in einem engen Austausch mit den britischen Behörden. Ich hoffe, dass diese Arbeit bald Früchte trägt und wir die britischen Behörden davon überzeugen können, dass Deutschland alles unternommen hat, damit der MKS-Fall in Brandenburg ein Einzelfall bleibt und die Seuche nicht über Importware verschleppt wird“, so Dosch.
Dosch hofft auch im Fall von Südkorea absehbar auf Erleichterungen, wenn dies auch noch einige Monate dauern wird. Das Land importiert vor allem Schweinebäuche in großen Mengen. „Korea hat angedeutet, dass man sich durchaus vorstellen kann, die Grenzen früher als zwölf Monate nach dem Erlangen des MKS-frei-Status zu öffnen. Vorausgesetzt, die bundesdeutschen Behörden können sicher nachweisen, dass keine Gefahr mehr für eine Seuchenverschleppung besteht“, berichtet Dosch.
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