Niedrigere Preise für Dünge- und Futtermittel auf der einen Seite sowie feste Preise für tierische Produkte auf der anderen haben die Einkommen der meisten englischen Farmer im Buchführungsjahr 2024/25 spürbar bis kräftig steigen lassen.
Wie aus aktuellen Daten des britischen Landwirtschaftsministeriums (DEFRA) für den Zeitraum 1. März 2024 bis 28. Februar 2025 hervorgeht, mussten allein die spezialisierten Getreideerzeuger einen Einkommensrückgang hinnehmen.
Bei seinen Berechnungen ging DEFRA von einer Abnahme der entkoppelten Basisprämie auf Betriebsebene um ein Viertel gegenüber 2023/24 aus. Indes sollen die Einnahmen aus Agrarumweltzahlungen deutlich zugelegt haben.
Getreideanbauer sind die Verlierer
Die Getreidebauern, deren Betriebseinkommen bereits 2023/24 nach zuvor zwei Jahren mit außergewöhnlichen Höchstständen sehr kräftig gesunken war, nahm im Berichtsjahr im Schnitt nochmals um fast ein Drittel auf umgerechnet 32.130 € ab. Bei den Ackerbaubetrieben erhöhte sich das Einkommen pro Betrieb dagegen durchschnittlich um 13 % auf 128.520 €. Maßgeblich dafür waren vor allem höhere Erlöse aus dem Hackfruchtanbau.
Milchviehbetriebe erleben kräftigen Aufschwung
Dank vor allem höherer Erlöse konnten sich die englischen Milchviehhalter nach dem Einbruch im Vorjahr jetzt über eine kräftige Erholung ihres Betriebseinkommens freuen. Im Mittel erhöhte sich dieses laut den DEFRA-Berechnungen um 148 % auf 209.440 €.
Von solch einem Einkommensniveau können die englischen Schaf- und Rinderhalter, die ihre Tiere ganzjährig auf der Weide halten, nur träumen. Sie kamen 2024/25 auf ein mittleres Einkommen von jeweils 33.320 €. Für die betreffenden Landwirte im Flachland bedeutete dies ein Plus von 61%, für die in den benachteiligten Gebieten ein Zuwachs um 18%.
Schweinehaltung geht auch bergauf
Eine nur relativ etwas weniger kräftige Einkommenssteigerung verzeichneten 2024/25 die spezialisierten Schweinebetriebe in England. Positiv zu Buche schlugen für diese Farmen die zum Vorjahr niedrigeren Futtermittelkosten. Im Mittel legte das Betriebseinkommen der englischen Schweinehalter um 14% auf 155.000 £ (184.450 Euro) zu.
Für die Geflügel- und Gartenbaubetriebe gab das Landwirtschaftsministerium diesmal keine Einkommensschätzungen ab. Diese wären mit einem erheblichen Maß an Unsicherheit behaftet, was sowohl die Struktur beider Sektoren als auch die relativ kleine Stichprobe dieser Betriebe in der „Farm Business Survey“ widerspiegele, erklärte DEFRA.
Vertrauen in die Politik im Keller
Ungeachtet der wieder höheren Betriebseinkommen, die viele englische Farmer zuletzt erzielt haben, tendiert ihr Vertrauen in die Politik offenbar gegen null. Wie die National Farmer’s Union (NFU) am Donnerstag berichtete, ist das zuvor schon sehr schwache Vertrauen weiter gesunken, und zwar auf den niedrigsten Stand seit dem Start der „Farmer Confidence Survey“ durch den Verband vor 15 Jahren.
Die Nachricht komme, nachdem DEFRA den Landwirten durch die überstürzte Schließung der Anträge für das Programm „Anreiz für eine nachhaltige Landwirtschaft“ (Sustainable Farming Incentive - SFI) am Dienstag einen weiteren schweren Schlag versetzt habe.
Die Vorgängerregierung sei bei der Veröffentlichung der Ergebnisse vor einem Jahr heftig kritisiert worden, erinnerte die NFU. Die aktuellen Ergebnisse zeigten einen Rückgang des kurzfristigen Vertrauens - ein Jahr - von damals minus 25 auf jetzt minus 35. Bei einer Skala von minus 100 bis plus 100 verschlechterte sich das mittelfristige Vertrauen - drei Jahre - laut Verbandsangaben von minus 22 auf minus 38. Befragt wurden mehr als 900 Landwirte und Landwirtinnen.
Tiefpunkt beim Vertrauen nochmals unterschritten
NFU-Präsident Tom Bradshaw erklärte, als die Ergebnisse der Vertrauensumfrage 2024 veröffentlicht worden sei, „dachten wir, wir hätten den Tiefpunkt erreicht“. Nun sei ein neuer Tiefpunkt markiert worden. Und nach dem weiteren, ohne Vorwarnung erfolgten schweren Schlag für den Agrarsektor am Dienstag sei klar, dass es „für DEFRA keinen Tiefpunkt gibt“.
Im vergangenen Jahr habe das Ministerium die Anträge auf Zuschüsse für wichtige Umweltmaßnahmen wie Baumpflanzungen, den Kauf von Geräten zur Verbesserung der Luft- und Wasserqualität oder die Wiederherstellung von Naturlebensräumen ohne Vorankündigung gestrichen.
Vertreter der jetzigen Regierung hätten 2024 den Landwirten noch versprochen, es werde keine Erbschaftssteuer auf Familienbetriebe eingeführt. Doch nun solle diese kommen. Und nun würden die Direktzahlungen schneller reduziert als ursprünglich angekündigt. Die Landwirte aber würden ohne Alternative zurückgelassen, um diese finanziellen Löcher zu stopfen.