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topplus Großspeicher für Stromnetze

Großbatterien: Geschäftsmodell auch für Anlagenbetreiber

Die zunehmende Belastung der Stromnetze mit Wind- und Solarstrom macht Investitionen in Batteriespeicher lukrativ, erklärt Thomas Kinitz von SKVE im Interview.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit 17,5 GW Zubau an neuen Photovoltaikanlagen erreicht Deutschland 2024 einen neuen Rekord. Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mitteilt, entfällt rund die Hälfte der installierten Leistung auf Anlagen mit einer Leistung unter 100 kW. Sie speisen Storm ungesteuert ins Netz ein. An sonnigen Tagen stößt das Stromnetz da und dort daher seit einiger Zeit an Grenzen. Das lässt sich an der Zahl der Abregelungen, aber auch an negativen Strompreisen ablesen. Aus diesem Grund werden Großbatterien immer wichtiger. Inwiefern sie ein Geschäftsmodell auch für Betreiber von Biogasanlagen sowie Wind- oder Solarparks sein können, besprachen wir  mit Thomas Kinitz, Vorstand des Strommarktdienstleisters SK Verbundenergie aus Regensburg.

Wir wissen von Leseranfragen, dass auch Landwirte Interesse haben, eigene Großbatterien zu errichten. Können Sie das bestätigen?

Kinitz: Ja, auf jeden Fall. Uns haben inzwischen Anfragen zu Batteriespeicherprojekten in der Größenordnung von 1,3 GW erreicht. Diese Speicherprojekte liegen in der Größenordnung  zwischen 500 kW und 200 MW. Die größeren Speicher werden in der Regel von Energieversorgern gebaut. Es gibt auch Anleger aus dem Ausland, die darin ein neues Geschäftsfeld sehen. Projekte von Landwirten liegen meist in der Größenordnung von 500 kW bis 5 MW. Das kann ein Landwirt mit einem Partner oder Berufskollegen noch allein stemmen.

Es gibt ja unterschiedliche Konzepte wie allein stehende Speicher oder in Ergänzung zu Energieparks. Wo ist die Nachfrage am größten?

Kinitz: Es gibt aktuell sehr unterschiedliche Anfragen: Von Wind- und Solarparks genauso wie von Biogasanlagen. Bei der Windenergie kommen Batteriespeicher aber eher bei kleineren Projekten mit zwei bis drei Anlagen bis vielleicht 10 MW-Leistung infrage. Denn wenn sie  größer werden, fällt so viel Strom an, dass wir von enormen Investitionssummen sprechen. Sinnvoll wäre es, mit dem Batteriespeicher 10  bis 12 Stunden überbrücken zu können, an denen der Strompreis wenig auskömmlich ist und man den Strom deshalb nicht einspeisen möchte. Hat der Windpark 10 MW, benötige ich dafür einen Batteriespeicher von 100 MWh. Geht man von Kosten von 180 bis 300 €/kWh aus, würde so ein Speicher also 18 bis 30 Mio. € kosten.

Welche Strategie verfolgen Biogasanlagenbetreiber mit einem Großspeicher?

Kinitz: Es gibt Landwirte, die ihre Anlage weiter flexibilisieren, aber nicht unbedingt in weitere BHKW investieren wollen. Für sie könnte ein Batteriespeicher infrage kommen – weniger für den Biogasstrom, sondern eher als Stand-Alone-Speicher am Netz. Andere Betreiber wollen ihre Anlage stilllegen und überlegen, ob sie den erschlossenen Standort mit Stromanschluss usw. nicht mit einem großen Batteriespeicher weiternutzen können.

Spielen die Überlegungen der Bundesregierung, bei negativen Strompreise keine Vergütung mehr zu zahlen, bei den Projekten auch eine Rolle?

Kinitz: Ja, das sehen wir aktuell vor allem bei Solarparks. Die Höhe der Einspeisevergütung bei den Ausschreibungen liegt bei ca. 5 ct/kWh. Damit ist ein Projekt nur knapp wirtschaftlich. Wenn es dann für 15 oder 20 % der Zeit im Sommer keine Vergütung gibt, weil die Börsenstrompreise negativ sind, ist der Park kaum noch rentabel. Daher gibt es das Konzept, den Strom zu diesen Zeiten in der Batterie zu speichern und dann einzuspeisen, wenn Preise wieder steigen. Interessant ist das auch für alleinstehende Module, sogenannte Stand-Alone-Batteriespeicher. Sie können Strom bei negativen Preisen speichern, kriegen also im besten Fall sogar Geld dafür, Strom aus dem Netz zu nehmen.

Wenn jetzt viele Batteriespeicher entstehen und Stromüberschüsse speichern: Werden die negativen Preise nicht verschwinden, was dann wieder die Wirtschaftlichkeit der Speicher einschränkt?

Kinitz: Das wäre natürlich möglich. Laut Netzbetreiber gibt es aktuell Anfragen zu Batteriespeichern in der Größenordnung von 70 GW. Das ist eine gigantische Menge, die mit Sicherheit nicht in kurzer Zeit gebaut wird. Im Vergleich dazu haben wir aber einen Strombedarf im Terawattbereich. Gleichzeitig geht der Ausbau der Photovoltaik weiter. Und auch bei der Windenergie löst sich gerade die Handbremse. Wenn dann bis zum Jahr 2034 die Kohlekraftwerke aus dem Markt gehen, haben wir enorme Schwankungen im Stromnetz. Kurz gesagt: Auch wenn die Stunden mit negativen Preisen vielleicht weniger werden, lässt sich weiterhin mit einem Batteriespeicher Geld verdienen.

Eine andere Frage: Sind Batteriespeicher eine Konkurrenz zu flexiblen Biogasanlagen?

Kinitz: Nein, mit dem Batteriestrom bedient man andere Märkte. Bei Biogasanlagen muss das BHKW immer ca. 2 Stunden am Stück in Betrieb sein, damit der Motor nicht zu stark belastet wird. Bei Batterien dagegen bietet man den Strom viertelstundenweise an. Weil Batteriestrom ja sehr schnell zur Verfügung steht, kann man damit die kurzfristigen Märkte bedienen, wie z.B. den Intradaymarkt und n speziell den Intraday-Continous-Markt. Außerdem kann eine Batterie Regelenergie wie die sehr kurzfristige Primärregelleistung liefern, um die Frequenz im Stromnetz zu halten.

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