Rewe propagiert die Regionalität bei den Lebensmitteln. Warum ist das Thema so wichtig für Sie?
Peter Maly: Bereits seit 2012 vermarktet REWE in ganz Deutschland regionale Produkte. Regionalität ist ein fester Bestandteil unserer Sortimentspolitik und ein zentraler Baustein zur Wettbewerbsdifferenzierung. Aktuell bietet REWE mit über 20.000 Produkten von lokalen und regionalen Herstellern das größte regionale Sortiment in Deutschland – und wir bauen es kontinuierlich aus. Unter unserer Eigenmarke „REWE Regional“ führen wir rund 800 Produkte, hauptsächlich Frischwaren wie Obst und Gemüse, von mehr als 120 Lieferanten. Je nach Region umfasst die saisonale Produktpalette zwischen 50 und 190 Artikel. Zusätzlich vermarkten viele Produzenten ihre Produkte unter eigenem Markennamen in unseren Märkten – meist in einer größeren Anzahl von Märkten.
Darüber hinaus ermöglichen wir lokalen Produzenten, Landwirten, Direktvermarktern und Manufakturen, ihre Produkte direkt in unseren Märkten anzubieten. Hierbei entscheiden die lokalen Lieferanten selbst, wie viele Märkte sie beliefern können und wollen.
Regionalität bedeutet für uns, dass wir in unseren Märkten Produkte von Bauern, Manufakturen und Familienunternehmen anbieten, die aus einer klar definierten, nachvollziehbaren Region stammen."
Wie definieren Sie überhaupt „Regionalität“? Meinen Sie Entfernungen, Regionen oder deutsche Produzenten?
Maly: Bei all unseren regionalen Lebensmitteln achten wir auf möglichst kurze Lieferwege und Transparenz. Die Herkunft der Produkte unserer Eigenmarke „REWE Regional“ wird nach den Kriterien des unabhängigen „Regionalfensters“ überprüft, das auf der Verpackung die Herkunft der Rohstoffe sowie den Produktions‐ und Abpackort ausweist.
Regionalität bedeutet für uns, dass wir in unseren Märkten Produkte von Bauern, Manufakturen und Familienunternehmen anbieten, die aus einer klar definierten, nachvollziehbaren Region stammen. Dabei berücksichtigen wir Bundesländer, traditionelle Anbaugebiete wie den Spreewald oder topographische Regionen wie die Bodenseeregion. „Deutschland“ allein ist für uns keine regionale Angabe.
Produkte lokaler Erzeuger, die unter ihrem eigenen Namen in unseren Märkten vertreten sind, stammen meist aus der unmittelbaren Umgebung – maximal 50 Kilometer Entfernung.
Unsere Einkaufsprinzipien lauten seit Jahren: „lokal vor regional vor national vor international“."
Kann es für Sie nicht auch einen preislichen Nachteil bringen, wenn Sie auf regionale Lieferanten setzen? Sind importierte Lebensmittel nicht mitunter günstiger?
Maly: Unsere Einkaufsprinzipien lauten seit Jahren: „lokal vor regional vor national vor international“. Beispielsweise stammen bis zu 95 % der Äpfel bei REWE aus Deutschland. Über 850 direkte Geschäftsbeziehungen zu Spargel‐ und Erdbeeranbauern machen uns zum führenden Handelsunternehmen in diesem Bereich.
Auch unsere Regionalfleischprogramme werden stetig erweitert, was 4.000 Landwirt:innen Planungssicherheit und Verlässlichkeit bietet. Durch unsere langfristige und partnerschaftliche Zusammenarbeit konnten sich viele regionale Betriebe zu Großlieferanten entwickeln.
In den Lokal‐Partnerschaften arbeiten REWE‐Märkte direkt mit Erzeuger:innen vor Ort zusammen. Diese Zusammenarbeit erfolgt auf Augenhöhe, ist oft seit mehr als 20 Jahren etabliert und zahlt sich durch faire Preise und kurze Lieferwege aus. Unsere genossenschaftliche Struktur unterstützt diese Form der Kooperation.
Sie sind als Rewe‐Group auf dem Erlebnisbauernhof bei der Grünen Woche präsent. Welche Botschaften wollen Sie den Besucherinnen und Besuchern dort vermitteln?
Maly: In diesem Jahr treten wir mit einer – wie ich finde – sehr aussagekräftigen Wortneuschöpfung auf: „Wertschätzungskette“. Dieser Begriff steht für unsere Vision, die klassische Wertschöpfungskette durch mehr Zusammenarbeit und Anerkennung entlang der gesamten Kette – von der Landwirtschaft über die Verarbeitung bis hin zum Handel – zu transformieren.
An unserem Stand zeigen wir konkrete Beispiele: Regionalität und lokale Sortimente spielen eine zentrale Rolle. REWE und PENNY arbeiten in Deutschland mit über 33.000 heimischen Erzeuger:innen zusammen – eine beeindruckende Zahl, die unser Engagement für die heimische Landwirtschaft unterstreicht.
Ein weiteres Highlight ist unsere „Loql“‐App. Diese Anwendung digitalisiert die Beschaffungsprozesse zwischen Märkten und lokalen Produzenten und reduziert bürokratische Hürden. Damit schaffen wir Erleichterungen, die vor allem kleinen Betrieben zugutekommen.
Mehr gegenseitige Wertschätzung entsteht für uns auch durch den offenen Dialog. Deshalb stellen wir auf der Grünen Woche erstmals die Agrar‐Akademie der REWE Group vor. Dieses Programm ermöglicht Mitarbeitenden – von Azubis über Kaufleute bis zum Management – Praxiseinsätze auf landwirtschaftlichen Betrieben. Das unmittelbare Erleben des Ursprungs von Lebensmitteln stärkt das Verständnis für die Arbeit unserer Partner und ist ein großer Gewinn für unsere Teams.
Das Gespräch führte Guido Höner, Chefredaktion top agrar.