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topplus Kommentar

Zwischen Kalkül und Kooperation: Warum der Handel neue Wege geht

Der LEH verändert seine Strategie: Direkter Draht zu Erzeugern, neue Lieferbeziehungen und eigene Produktion. Ist diese Wende nur eigennützig oder ein Weg zur Stärkung der heimischen Landwirtschaft?

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Kommentar ist zuerst erschienen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Die Sätze hallen bis heute nach: „Wir werden eine Situation erleben hier in Europa, wo wir gucken müssen, dass wir die Versorgungssicherheit gewährleisten“, sagte Metro-Chef Steffen Greube Ende 2024. Man müsse den Herstellern entgegengehen. Denn „die Verfügbarkeit von Lebensmitteln wird langfristig die größere Herausforderung sein als der Preis“.

Sicher steckt in diesen Sätzen Zuspitzung und Übertreibung. Flächendeckend leere Regale drohen in Deutschland auf absehbare Zeit nicht, hat Greube inzwischen selbst eingeräumt. Klar ist aber, dass sich in der deutschen Lebensmittelproduktion derzeit viel ändert. Die Märkte sind knapper, die Preise höher, die Schwankungen heftiger. Es kann zu einzelnen Versorgungslücken und einem insgesamt höheren Preisniveau kommen. Das gefällt dem Handel nicht, allein schon weil er Verhandlungsmacht verliert. Daher ist er bereit, neue Wege zu gehen. Drei Beispiele:

  • Discounter und Supermärkte bauen einen direkten Draht zu den Erzeugern auf. In Diskussionsrunden mit Landwirten stehen Vertreter des Lebensmittelhandels Rede und Antwort – vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.

  • Lebensmittelhändler gehen neue Lieferbeziehungen ein. Seit Kurzem gibt es die ersten Drei-Parteien-Verträge: So sitzen Penny, die Die faire Milch und Milcherzeuger gemeinsam am Tisch und verhandeln den Milchpreis. Genauso machen es Rewe, Tönnies und Schweinehalter aus Schleswig-Holstein beim Schweinepreis.

  • Händler steigen in die Produktion ein. Edeka hat die Uckermärker Milch übernommen. Deutschlands größter Lebensmittelhändler ist ­erfahren in der Vertikalisierung und hat bereits 2017 Anteile bei einer Molkerei gezeichnet. Doch der Kauf und Verträge mit Erzeugern ist neu.

Damit keine falsche Hoffnung entsteht: Die Lebensmittelhändler sind nicht zum Samariter für Landwirte mutiert. Sie haben ihre Marge im Blick – danach lange nichts. Doch offenbar hat der Handel erkannt, dass Politik und Gesellschaft gerade hinsehen, was sich in der Lebensmittelproduktion ändert. Und, dass nicht erst seit den Bauernprotesten das Image der Landwirte besser ist als das des Handels. Daher wollen Handelsvertreter die Landwirte gewinnen und das gemeinsame „Feindbild Politik“ zeichnen.

Da steckt Kalkül hinter. Denn der deutsche Handel hat Sorge, dass Politik wie in Frankreich seine Macht eindämmen könnte. Das will er verhindern. Doch in der ausgestreckten Hand steckt auch eine Chance: Bei den laufenden Koalitionsverhandlungen können Handel und Landwirtschaft gemeinsam verdeutlichen, wie essenziell eine heimische Lebensmittelproduktion ist. Weil wir alle im Energiesektor gespürt haben, welche dramatischen Folgen Abhängigkeiten von anderen Ländern haben. Weil wir aktuell alle erleben, wie sich die Weltordnung ändert, Handelskonflikte eskalieren und Abschottung zunimmt. ­Daher braucht es eine autarke deutsche sowie europäische Landwirtschaft.

Womöglich kam der Weckruf von Metro-Chef Greube zur richtigen Zeit. Jetzt liegt es an der neuen Bundesregierung, das zu beherzigen.

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