Die Getreideernte ist abgeschlossen. Bei den aktuellen Preisen kommt bei den Bauern kaum Freud auf. Qualitätsweizen an der Wiener Produktenbörse notiert aktuell 255 €/t (31.07.2024) und liegt somit unter dem Preisniveau des Vorjahres (267,50 €/t am 02.08.2023). Premiumweizen liegt mit aktuell 275 €/t ebenfalls unter dem Vorjahreswert (292,50 €/t am 16.08.2023). Futtergerste wird aktuell mit 155 €/t bewertet und liegt somit auf einem ähnlichen Niveau wie vor einem Jahr (155 €/t am 26.07.2023). Der österreichische Getreidepreis leitet sich vorwiegend von der Pariser Börse ab.
Aktuell sind die Preise weit vom Rekord 2021 entfernt
Im Jahr 2021 stieg der Weizenkurs unter anderem durch Spätfolgen von Corona auf einen neuen Rekordwert von 311 €/t (25.11.2021). Dieses Niveau wurde 2022 durch den Ukraine-Konflikt weiter angehoben, sodass die Weizenkurse an der Euronext in Paris auf das neue Rekordniveau von 438 €/t (16.05.2022) kletterten. Danach folgte eine langfristige Abwärtsbewegung bis zum Tiefpunkt von 184 €/t am 06.03.2024. Hauptgrund für diese Abwärtsbewegung war der Preisdruck am Exportmarkt durch die rege Exporttätigkeit Russlands auf dem Weltmarkt.
In den darauffolgenden Monaten führten Sorgen um die Ernte 2024 in den bedeutendsten Anbaugebieten auf der Nordhalbkugel zu einem Anstieg der Weizenpreise auf ein Mehrmonatshoch von 259,25 €/t am 22.05.2024. Im Juni und Juli war erneut der Exportdruck Russlands sowie die rasche US-Ernte ausschlaggebend für eine Korrektur der Weizenpreise auf aktuell 216 €/t am 29.07.2024.
Globale Versorgung ist ausgeglichen
„Trotz mehrerer Krisenjahre mit Pandemie, Kriegsereignissen und Wetterextremen zeigt sich die globale Versorgung mit Getreide ausgeglichen. Sowohl Produktions- als auch Verbrauchszahlen erreichen Höchstwerte. Das globale Angebot an Weizen wird weiterhin von den Hauptausfuhrregionen auf der Nordhalbkugel abgedeckt, wobei Russland mit dem größten Exportvolumen das globale Weizenangebot beeinflusst sowie das internationale Preisniveau bestimmt“, berichtet AMA - Marktexperte Christian Gessl.
Die Weizenernte liegt mit 801 Mio. t über dem Ergebnis des Vorjahres. In der Gruppe der wichtigsten Ausfuhrländer verzeichnen Australien, Kanada und USA Zuwächse, während die EU-27, Russland sowie die Ukraine Produktionseinbußen hinnehmen müssen. Während Kanada zum drittgrößten Weizenlieferanten wird, bleibt Russland vor der EU-27 der größte Anbieter auf dem Weltmarkt.
Weniger Getreide aus der Ukraine
Der Anteil der Ukraine am Weizenexport weltweit betrug in den Jahren 2018 - 2020 9,4 %. Durch die kriegsbedingten Verwerfungen kann die Ukraine aktuell 6,1 % der weltweiten Weizenexporte abdecken. Demgegenüber konnte Russland seinen Einfluss am Weltweizenmarkt auf einen Anteil von 22,5 % erhöhen. Die Ukraine liegt mit der aktuellen Weizenproduktion von 19,5 Mio. t um 15,2 % unter dem Vorjahr, demnach sinken die Exporte um 28,2 % auf 13,0 Mio. t. Russland erntet mit 83 Mio. t um 9,3 % weniger als im Vorjahr, folglich reduzieren sich die Exportmengen um 13,5 % gegenüber dem Vorjahr auf 48,0 Mio. t. Das dennoch große Ausfuhrvolumen der beiden Länder bleibt weiterhin preisbestimmend für den europäischen und globalen Markt.