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topplus Reportage Direktvermarktung

Südtiroler Vielfalt: Formaggio am Fuße des Knottnkinos

Die nördlichste Provinz Italiens ist eine Region der kreativen Direktvermarkter. Auf steilen Hängen und kargen Böden braucht es viele Ideen, um ein Auskommen zu finden.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Streifzug durch die Direktverrmarktung in Südtirol. Stefanie Jaisfeld von HofDirekt berichtet von ausgefallenen Geschäftsideen, kreativen Verkaufswegen und ausgefallenen Produkten.

Zwischen Hafling und Vöran vereinen sich feinstes Bergpanorama und Hofkäse zum Genuss. Zimmermann Georg Aichner hat die Kunst des Käsens für sich entdeckt. So will er den Betrieb mit 15 Kühen zukunftsfähig machen.

Auf dem „Knottnkino“ – einem der schönsten Aussichtspunkte auf dem 1465 m hohen Rotsteinkogel – erlebt man zu jeder Tageszeit einen anderen „Film“, den man in den Freiluft-Kinosesseln genießen kann. Toppen lässt sich dieser Glücksmoment nach getaner Wanderung oder Radtour mit einem prall gefüllten Picknickkorb mit Käse und Co. vom Lenkhof. Dieser ­befindet sich fußläufig nur zehn Minuten vom „Knottnkino“ entfernt und wird von Jungbauer Georg Aichner und seiner Familie be­wirtschaftet.

Um den Milchviehbetrieb mit 15 Kühen zukunftsfähig aufzustellen, wagte der 33-jährige gelernte Zimmermann den mutigen Schritt und stieg in die ­Direktvermarktung von Rohmilchkä­se ein. „Bergpanorama und Genuss ­gewinnbringend vermarkten“, lautet seine Vision. Von der Idee bis zur ­Umsetzung vergingen vier Jahre. Um sich für die Produktion und Vermarktung ­fit zu machen, besuchte er Käseschulungen, schaute Praktikern über die Schulter und übte sich selbst in der Kunst des Käsens. Rund 300.000 € investierte der Jungbauer in den Bau einer Käserei inklusive Käselager und Hofladen.

Käsevielfalt aus Rohmilch

Seit Juni 2020 vermarktet er selbst hergestellten Schnitt- und Hartkäse in verschiedenen Fettstufen sowie diverse Sorten Weichkäse mit Weißschimmel, mit und ohne Kräuter­mantel. Außerdem verkauft er Joghurt, Butter, Milch und Eis aus eigener Produktion.

Im Winter ­verarbeitet er im Schnitt zwei- bis dreimal pro Woche 450 l Milch. Im Sommer einmal.

Beim Schnitt- und Hartkäse setzt der Junglandwirt auf die Rotkultur-Reifung. Hierfür reibt er seine bis zu 5 kg schweren Käselaibe mit Meersalz und Rotkulturbakterien ein. Der Käse reift konstant bei 90 % Luftfeuchtigkeit und das mindestens sechs Monate. „Für die Käsepflege benötige ich etwa eine Stunde“, rechnet der Direktvermarkter vor. Dabei wendet er die Käselaibe und bürstet sie schwungvoll mit Salzlake ab. Anfangs erfolgt dies im zweitägigen Rhythmus, sobald die Rinde eine orange Farbe bekommt, nur noch zweimal pro Woche.

Selbst gemacht als Marke

Sein Geschäft fokussiert er voll und ganz auf die Vermarktung selbst erzeugter Spezialitäten. Dank der Kreativität seiner Mutter Rosi wächst das Sortiment im Hofladen stetig weiter. Inzwischen verführen auch Produkte im Glas wie Chutney, Pestos, Fruchtaufstriche oder Honig die Kunden zum Einkauf. Bezahlt macht sich die Lage. Rund 90 % seiner Kunden sind deutsch- oder italienischsprachige Touristen. Die umsatzstärksten Tage sind Freitag und Samstag.

Um auch Spontankunden außerhalb der Öffnungszeiten zufriedenzustellen, hat der Direktvermarkter vorsorglich eine Klingel neben der Hofladentür angebracht. „Hungrige Wanderer danken es mir mit einem guten Einkauf“, ist Aichner überzeugt. Wer den Lenkhof inten­siver kennenlernen möchte, kann an einer ­Hofführung mit Verkostung teilnehmen.

Zum Renner hat sich aber der Lenkhof-Picknickkorb entwickelt. Er kostet 50 € und macht zwei ­Personen satt und glücklich, insbesondere, wenn er mit Panoramablick genossen wird.

Zahlen und Fakten

Die Provinz Südtirol – auf Italienisch Alto Adige – erstreckt sich über eine Fläche von 7.400 km2. Damit ist sie etwas kleiner als der Regierungsbezirk Arnsberg. Rund 534.000 Einwohner leben in der Region. Sie grenzt im Norden und Osten an Österreich, im Westen an die Schweiz und im Süden an die Lombardei, das Trentino und Venetien. Die bekanntesten Flüsse sind die Etsch und die Eisack. Der höchste Berg ist der Ortler mit 3.905 m. Landeshauptstadt ist Bozen mit knapp 107.000 Einwohnern, gefolgt von Meran und Brixen.

Südtirol ist offiziell dreisprachig. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sprechen Deutsch, über ein Viertel spricht vor allem Italienisch und im Dolomitengebiet ist die ladinische Sprache beheimatet.

Landwirtschaft

In Südtirol gibt es rund 20.000 landwirtschaftliche Betriebe, die durchschnittlich 10 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaften. Für viele von ihnen ist Direkt­vermarktung ein zusätzliches Standbein. Laut Agrarstatistik gibt es etwa 460 professionell aufgestellte direktvermarktende Betriebe. Der Gesamtumsatz aus der Direktvermarktung belief sich 2019 auf 44,7 Mio. €. Wichtige Produktbereiche sind beispielsweise Wein und andere alkoholische Getränke, Käse und Milchprodukte, Fleisch und Fleischprodukte wie Speck und Kaminwurzen, Obst und Gemüse, Eier, Fruchtaufstriche, Sirup, Säfte und Honig.

Etwa zwei Drittel der Produkte werden über die Gastronomie, Einzel- und Zwischenhändler vermarktet, ein Drittel ab Hof und auf Märkten.

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