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Maststallbau – was ist up to date?

Schweinehalter, die überlegen, einen Stall zu bauen, haben die „Qual der Wahl“. Produktionsberater Franz Strasser von der BSH Wels gibt einen Überblick.

Lesezeit: 6 Minuten

Schnell gelesen

In der Schweinemast warten viele ­Bauern mit Investitionen zu. Die Baukosten sind hoch und die zukünftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen noch unklar.

Bauern, die investieren wollen, müssen sich zwischen Tierwohl und konventioneller Haltung entscheiden. Wichtig ist, die Mindestanforderungen für die Investitionsförderung einzuhalten.

Am Markt gibt es mehrere Stallsysteme, die funktionieren. Bei Tierwohlställen braucht es Abnahmeverträge und die ­Arbeitszeit erhöht sich für den Landwirt.

Darf ich noch einen konventionellen Stall bauen und welche Alternativen gibt es dazu? Diese Frage bekommt Franz Strasser, Produktionsberater von der BSH in Wels immer wieder zu hören. In top agrar Österreich gibt er einen Überblick über die  Erfahrungen der in letzter Zeit in Betrieb genommenen Ställe. Hier einige Beispiele aus seinem Beratungsalltag.  

Nach dem Urteil des Verfassungsgerichtshofs Anfang des Jahres, der die Übergangsfrist für die unstrukturierte Vollspaltenbucht gekippt hat,  ist der Zeitraum des  Investitionsschutzes für Stallneubauten und bestehende Stallungen noch offen. Es ist aber davon auszugehen, dass es für aktuell in Betrieb genommene Ställe bei ähnlicher Dauer wie bei den bisher geltenden 23 Jahren Investitionsschutz bleibt.

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Umgesetzt hat diese Vorgabe ein Landwirt aus dem Kremstal. Gebaut wurde ein frei stehender doppelreihiger Maststall mit 8 Abteilen für je 50 Mastschweine. Pro Abteil gibt zwei Buchten für je 25 Schweine mit 0,8 m². In der Mitte jeder Bucht steht ein Breiautomat. Daran folgt eine Trenntür, die zum Stempeln, Sortieren oder sonstigen Arbeiten verschlossen werden kann.

Neu daran ist der Boden. Ein Drittel der Bucht ist mit Spalten mit reduzierten Schlitzanteil (< 5 % Schlitzanteil) ausgelegt, hier ist sie im Umkreis des Futterautomaten.

Die bisherigen praktischen Erfahrungen:  In der 20 m² großen Bucht finden sich die Schweine rasch zurecht. Im helleren Bereich unter den Außenfenstern wird die Kotfläche angelegt. Je schneller das erfolgt, umso sauberer bleiben die Schweine. Falls ein Schwein auf die Fläche mit dem reduziertem Schlitzanteil kotet oder harnt, dann verschwinden diese Exkremente etwas zeitverzögert im Schlitz und gelangen in den Güllekeller.

Sauberer Boden trotz ­geringem Schlitzanteil

Dieses Beispiel zeigt, dass Flächen, die mit Spalten mit reduzierten Schlitzanteil ausgelegt sind, grundsätzlich sauber gehalten werden. Wo diese Spaltenelemente verlegt werden sollen, muss noch genauer erforscht werden.

Das Projekt IBeST hat zum Ziel, die optimale Buchtengestaltung zu finden. In den Projektbetrieben wird die Liegefläche nicht um die Futterstelle, sondern direkt im dunkleren Eingangsbereich des Abteils platziert. Die Kotfläche mit den normalen Spaltenelementen befindet sich unter dem Außenfenster. In den Praxisbetrieben wird die Funktionalität (Buchtenverschmutzung, Liegeverhalten) von Wissenschaftlern erfasst. In gut zwei Jahren werden wir hoffentlich wissen, wo die Liegeflächen einzuplanen sind.

In der Beratung kommt auch immer wieder die Frage, ob sich ein Tierwohlstall lohnt. Jeder, der einen solchen Stall bauen will, muss sich die Frage stellen: Habe ich einen Abnehmer, der die darin erzeugten Schweine besser bezahlt?

Welche Anforderungen an Tierwohl kann ich mit meinem bestehenden Stall oder den Gegebenheiten am Bauplatz erfüllen? Soll es ein Tierwohl 60 (Haltungsnote gut) oder Tierwohl 100 (Haltungsnote sehr gut) werden:

Kann ich einen Auslauf machen?

  • Kann ich die Anforderungen des Investitionsprogramms für besonders tierfreundliche Haltung erfüllen und damit einen Fördersatz von 35 % in Anspruch nehmen?

  • Bin ich in der Lage, mindestens doppelt so viel Arbeitszeit als herkömmlich aufzubringen?

Wie werden Tierwohlställe jetzt gebaut?

Wenn ein Auslauf aus umweltrechtlichen oder Platzgründen nicht gebaut werden kann, dann muss im Stallinneren eine Liegefläche von 0,44 m² je Mastschwein (85 bis 110 kg) geschaffen werden, die eingestreut wird. Das Mindestplatzangebot muss 1,1 m² pro Mastschwein betragen. Als Liegefläche zählt ein planbefestigter Boden und Flächen mit einem Drainageanteil von maximal 5 %. Bei der Umsetzung dieser Vorgaben im Warmstall hat man noch keine voll zufriedenstellende Variante entdeckt. Im IBeST-Projekt werden bei Versuchsbetrieben verschiedene Konstellationen ausprobiert. Bisher kann Folgendes festgehalten werden:

  • Buchten ab 25 Schweine sollen in Liege-, Fress-/Aktivitäts-, und Kotbereich strukturiert werden.

  • Kotbereich: an die Außenmauer, Gitter zur anderen Bucht, Tränke.

  • Fress-/Aktivitätsbereich: eventuell geschlossener Boden oder reduzierter Schlitzanteil; in der Mitte der Bucht.

  • Ställe mit Futtervorlage aus Automaten sind deutlich sauberer als jene mit Flüssigfütterung.

  • Liegebereich: planbefestigt oder reduzierter Schlitzanteil (unter 5 %), entlang der Aufstallungswände herkömmliche Perforierung, eventuell mit Fußbodenheizung.

  • Güllesystem muss die Stroheinstreu vertragen: daher Spülsystem oder Schieber einbauen.

  • Gezielte Zuluftführung: Auf der Liegefläche darf es auf keinen Fall ziehen.

  • Stallkühlung mit Coolpads oder Wasservernebelung über dem Kotbereich oder eventuell Fußbodenkühlung.

Ställe mit Auslauf

Wenn es die Gegebenheiten zulassen, ist ein Stall mit Auslauf eine zukunftsträchtige und funktionelle Variante, erklärt Strasser: 

Der Auslauf strukturiert deutlich die Bucht und wird von den Schweinen als Platz für das Kot- und Harnabsetzen sehr gerne angenommen. Außerdem wird den Tieren eine Aktivitätsfläche geboten. Aus Erfahrung halten sich die Schweine großteils dort auf. Der Außenbereich kann auch als Fressplatz verwendet werden und reduziert die Baukosten.

Innen Spalten, draußen Stroh

Innen ein klassischer Vollspaltenboden – draußen im Auslauf Stroh auf Tieflauf ist ebenfalls eine Möglichkeit. Dieses System wurde in Oberösterreich in Programmen schon mehrmals umgesetzt. Da der Großteil des Harns und Kotes im Auslauf abgesetzt wird, muss der Auslauf je nach Gewicht der Schweine bis zu zweimal wöchentlich entmistet werden. Der Gülleanfall im Innenbereich des Stalles beträgt nur mehr die Hälfte wie bei einem Vollspaltenstall. Es fällt auch auf, dass die Gülle sehr dünn ist. Bei Futtervorlage aus dem Kurztrog müssen die Fütterungszeiten und Blöcke gut durchdacht sein. Da sich viele Schweine vor den Fütterungszeiten im Auslauf aufhalten, wollen sie oft gleichzeitig durch die Auslauftür zum Kurztrog. Das kann mitunter Rangeleien geben.

Vollspaltenboden und ­Auslauf auf Schrägboden

Ein Landwirt im Zentralraum hat seinen Vollspaltenstall zu einem TW-60-Stall umgebaut. Dazu hat er an dem bestehenden Kammstall einen Auslauf angeschleppt. Dieser Zubau (>4 m) wurde als Schrägboden ausgeführt. In der Mitte des Auslaufs ist ein Mistkanal, der mit einem 50 cm breiten Betonspaltenelement abgedeckt wird. Durch die schräge Bodenausführung treten die Schweine selbst den anfallenden Mist stetig in den Mistkanal. Eine Schubstange fördert das Harn-Kot-Strohgemisch täglich in eine Vorgrube. Von dort wird es in eine Güllegrube umgepumpt. Eingestreut wird mehrmals täglich mit einer Strohförderanlage.

Der Auslauf wird von den Schweinen gerne genutzt. Vor Allem wenn von der Strohförderanlage Kurzstroh fällt. Je nach Einstreumenge liegt im Auslauf mehr oder weniger Stroh. Stroh mit Kot und Harn wird zu Mist, und das  Prinzip vom Schrägboden funktioniert: Der Mist wird kontinuierlich in den Kanal getreten. Die Erhöhung durch die Spalten führt entgegen mancher Befürchtung zu keinen Verletzungen. Es scheint, dass die Schweine den vorsichtigen Umgang lernen.

Pig Port – bewährte Variante

Wer einen Stall mit Auslauf bauen will, für den kommt der Pig Port infrage. In Oberösterreich ist der Pig Port 3 am gängigsten, dieser besteht aus:

  • Liegebereich, eingestreut mit hochziehbarer Abdeckung und eventuell Bodenheizung.

  • Fressbereich mit Automaten auf teilweise perforierter Fläche.

  • Der Auslauf ist gänzlich unterkellert und dient als Kot- und Aktivitätsbereich. Ein Drittel ist überdacht, der Rest beschattet.

Im Inneren wird täglich eingestreut, damit die Tiere eine weiche Liegefläche haben. Der Abfluss des Güllekellers im Innenbereich ist eine Herausforderung. Ein fix eingebautes Rührwerk löst diese Aufgabe. Der Staubanfall im Inneren des Stalles hält sich im erträglichen Maße. Das erreichen die Landwirte, indem sie je nach Wetterlage ein bis zwei mal wöchentlich bei angehobenem Deckel die Zu- und Abluftöffnungen vollständig öffnen. In diesen Pig Ports können je nach Belegdichte und Einstreumengen sowohl TW 60 als auch TW 100 Schweine gehalten werden.

Eine Weiterentwicklung der beschriebenen Variante ist der Pig Port 5. Bei diesem wird kein perforierter Boden eingebaut. Es kann auch eine Suhle angeboten werden. Es gibt dazu nur wenige praktische Erfahrungen.

Stallkonzept mit drei Flächen

Der Liegebereich ist im Inneren und wärmegedämmt. Das Flächenangebot kann durch eine verschiebbare Wand an das Gewicht der Schweine angepasst werden. In diesem Bereich wird mit einer Einbringtechnik eingestreut. Die Zuluftführung über einen Unterflurkanal soll für kühle Luft sorgen.

Der Außenbereich ist planbefestigt und hier befindet sich der in die Trennwand eingebaute Trockenautomat. Daran schließt sich der Kotbereich an. Dieser ist als Kunststoffrost ausgeführt und wird mit dem darunterliegenden Unterflurschieber entmistet. Mit einer Einstreutechnik wird der Liegebereich eingestreut, es kann aber auch Stroh als Beschäftigungsmaterial eingestreut werden. Bei ausreichend Einstreu und Platzangebot von 1,4 m²/Mastschwein ist TW 100 grundsätzlich ebenfalls möglich.

Problematik verschmutzter Festflächen

„Wenn alles passt, dann sind die Flächen sauber“, – das sagen erfahrene Tierwohlbauern. Falls es im Liegebereich zu heiß wird, es Zugluft oder stickige Luft gibt, dann drehen die Schweine die Funktionsbereiche um: Sie liegen auf den Spalten und verkoten die Liegefläche. Schweinehalter mit jahrzehntelanger Erfahrung haben aus alten Teilspaltenställen dieses Bild noch im Kopf. Die einstigen Systeme (Dänische Aufstallung) sind aber mit den heutigen Tierwohlställen nicht vergleichbar.

Nachdem Schweine nicht schwitzen können, ist der Hochsommer die schwierigste Zeit. Abhilfe schafft ein durchdachtes Lüftungskonzept, Stallkühlung im Liegebereich, klug angeordnete Tränkplätze und Beschäftigungsmaterialien.

Die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schweine in den einzelnen Funktionsbereichen (Liegen, Fressen, Koten) in einem Warmstall zu erfüllen, ist immer ein Kompromiss. Mit einem Auslauf ist das leichter möglich, sodass diese Ställe besser funktionieren. Aber eine 100 %ige Sicherheit gibt es nicht – denn es zählt wie eh und je: „das Auge des Herrn mästet sein Vieh“.

Wer an einen Neu- oder Umbau im Mastschweinebereich denkt, sollte laut Strasser Folgendes überlegen:

  • Wird mein Stall konventionell oder ein Tierwohlstall?

  • Bekomme ich die Ferkel durch eigene Zucht oder Zukauf mit fixer Bindung.

  • Tierwohlprogramme erfordern mehr Arbeitszeit (+100 bis 200 %).

  • Vor der Detailplanung mit Abnehmern von Schweinen in Kontakt treten.

  • Beratung von einem unabhängigen Berater der LK – EZG nutzen.

  • Produktionsrichtlinien der einzelnen Programme und Richtlinien zur Investförderung beachten. 

  • Mehrjährige Abnahmezusagen ausverhandeln.

Überblick: Aktuelle gesetzliche Lage und Förderungen beim Stallbau

Ab Antragstellung 1. August 2024 wurde die Fördergrenze von 500.000 € auf 700.000 € für besonders tierfreundliche Schweineställe angehoben. Ein Maststall nach Förderstandard 2022 ist gleich mit den aktuellen gesetzlichen Vorgabe für Neubauten und wird bis zur Fördergrenze 400.000 € gefördert. Im Detail beinhaltet dies ­Folgendes:

Die Mindestfläche in der Schweinemast: 20 m² = 25 Tiere pro Box. Die Bodenfläche muss zu einem Drittel als Liegefläche ausgeführt sein und darf einen Lochanteil von max. 10 % ha­ben. In strohlosen Systemen müssen mindestens zwei verschiedene Beschäftigungsmaterialien angeboten ­werden, wobei eines davon organisch sein muss.

  • Beim Ama-Gütesiegel ist der ­Flächenbedarf derzeit bei 0,77 m² (ab 1.1.2025: 0,805 m²) für Schweine von 85 bis 110 kg.

  • TW 60 (Tierwohl „gut“): Buchten­fläche mind. 1,1 m²/Mastschwein, davon 40 % eingestreute trockene Liege­fläche.

  • TW 100 (Tierwohl „sehr gut“): Buchtenfläche mind. 1,4 m² /Mastschwein bei 85 bis 110 kg, davon mindestens 25 % Auslauffläche, die mind. zu 30 % überdacht ist, die geschlossene Fläche muss 0,6 m² groß sein und die eingestreute weiche Liegefläche: 0,44 m².

  • Standards für besonders tierfreundlich Haltung im Sinne der Investitionsförderung sind in der Mast (bis 110 kg)  0,5 m² einer 100 % geschlossenen Fläche notwendig.

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