Unsere Autoren: Leopold Kirner und Theresa Eichhorn, Hochschule für Agrar- und Umwelt­pädagogik und Kim Mewes, Bundes­ministerium für Land- und Forstwirtschaft

Der Schweinebestand in Österreich reduzierte sich in den vergangenen Jahren signifikant: Laut Agrarstrukturerhebung von 3,25 Mio. Stück im Jahr 2010 auf 2,78 Mio. im Jahr 2020 (Abnahme von 14 %). 2023 wurden 2,52 Mio. Stück ausgewiesen, eine weitere Reduktion um rund 88.000 Schweine oder 3 % im Vergleich zum Vorjahr.

35 % weniger Betriebe

Nicht nur der Schweinebestand, sondern auch die Anzahl der Betriebe reduzierte sich enorm: 2010 hielten in Österreich noch 38.008 Betriebe Schweine, 2020 waren es 24.733. Das entspricht einem Rückgang von 13.275 Betrieben bzw. 35 % in diesem Zeitraum. Pro Jahr bedeutet das eine Abnahme von 3,5 % (Vergleich Milchviehhaltung: -2,65 %). Der überwiegende Anteil der Schwei­ne wird in den Bundesländern Ober­österreich (39,7 %), Niederösterreich (27,5 %) und Steiermark (26,3 %) gehalten. Die restlichen 6,5 % verteilen sich auf die anderen Bundesländer. Als Folge des Strukturwandels werden immer mehr Schweine pro Betrieb gehalten. Von 35 Schweinen im Jahr des EU-Beitritts 1995 über 85 Stück im Jahr 2010 bis hin zu 112 Schweinen pro Betrieb im Jahr 2020.

Die größten Bestände finden sich in Oberösterreich, gefolgt von Niederösterreich und der Steiermark. In Kärnten und den westlichen Bundesländern gab es 2020 noch rund 10.000 schweinehaltende Betriebe, jedoch mit deutlich kleineren Beständen pro Betrieb.

Vollspaltensysteme sind vorherrschend

Mehr als zwei Drittel der Schweine in Österreich werden in Vollspaltensystemen gehalten. Der Anteil erhöhte sich von 57,7 % im Jahr 2010 auf 68,7 % im Jahr 2020. Mit 76 % verfügt Oberösterreich über den höchsten Anteil.

Laut Agrarstrukturerhebung 2020 werden 18,5 % der Tiere auf Teilspalten und weitere 12,8 % in sonstigen Stallsystemen gehalten. Die Zuchtschweine (rund 5.000 Betriebe mit etwa 53 Sauenplätzen pro Betrieb) werden merklich häufiger in alternativen Stallformen gehalten. Die Vollspaltensysteme werden in absehbarer Zukunft in Österreich auslaufen, die genaue Übergangsfrist bis zu einem neuen gesetzlichen Mindeststandard ist noch offen. In dem Forschungsprojekt IBeSt unter der Leitung von Birgit Heidinger von der HBLFA Raumberg-Gumpenstein werden mögliche Optionen für verbesserte Haltungsbedingungen in bestehenden Stallungen beforscht.

Hohe Einkommen im Jahr 2023

Die Schweinehaltung ist geprägt von volatilen Preisen und schwankenden Einkommen. In den Jahren 2022 und 2023 hat sich das Einkommen der Betriebe enorm nach oben entwickelt. Während im Schnitt aller Buchführungsbetriebe in Österreich im Jahr 2023 Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft von 39.526 € erzielt wurden, lag der entsprechende Wert bei den Schweinehaltungsbetrieben bei 109.514 €. Gegenüber dem Vorjahr steigerte sich das Einkommen der schweinehaltenden Betriebe um 31.385 € oder 40 % (78.129 € im Jahr 2022). Aber auch innerhalb der Schweinehaltung sind große Unterschiede erkennbar, wie ein differenzierter Blick in Übersicht 1(Einkommen der Schweinehaltungsbetriebe) verrät.

Volatile Schweinepreise

Das hohe Einkommen in der Schweinehaltung 2023 resultiert in erster Linie aus den Ergebnissen der spezialisierten Schweineaufzuchtbetriebe (im Schnitt 98 Zuchtsauen und 1,57 Arbeitskräfte). Diese erzielten im Jahr 2023 rund 123.000 € pro Betrieb, die Schweinemastbetriebe (289 Mastschweine, 1,05 Arbeitskräfte) erreichten hingegen im Schnitt 43.716 €. Die Aufzuchtbetriebe erzielten fast immer höhere Einkommen als die Mastbetriebe, nur im Ausnahmejahr 2022 war es umgekehrt. Für die Einkommensentwicklung in der Schweinehaltung sind vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend. Zum einen der Produktpreis für Mastschweine und Ferkel sowie der Preis für Kraftfuttermittel. Die Übersicht 2 erklärt einen Teil der oben gezeigten Einkommensentwicklung.

Der auffällige Einkommenszuwachs in der Schweinemast im Jahr 2022 ist offenbar ein Ergebnis eines um 27 % höheren Basispreises gegenüber 2021. Im Jahr 2023 sank jedoch das Einkommen trotz weiter steigendem Basispreis, weil sich gleichzeitig der Ferkelpreis deutlich stärker erhöhte. Der um 42 % gestiegene Ferkelpreis gegenüber 2022 erklärt auch überwiegend den großen Einkommenszuwachs 2023 für die Aufzuchtbetriebe. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass der Preis für die meisten Kraftfuttermittel im Jahr 2023 deutlich gegenüber dem Vorjahr abnahm, was noch einmal das Einkommensplus befeuerte. Beispielsweise verringerte sich laut AMA der Preis für Futterweizen von 276 €/t (2022) auf 165 €/t (2023) exkl. USt.

Zufriedenheit ähnlich wie bei allen Betrieben

Wie zufrieden sind die Schweinehalter in Österreich und wie schätzen sie die Zukunft für ihren Betrieb ein? Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen der VISION 2028+ in der Befragung des Marktforschungsinstituts KeyQUEST im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums erkundet. Für die Schweinehaltung wurden 144 Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter im November und Dezember 2023 interviewt. Das Ergebnis zeigt wenig Auffälligkeiten, sie sind ähnlich zufrieden und vergleichbar optimistisch wie der Durchschnitt aller befragten Betriebe. So waren zum Zeitpunkt des Telefoninterviews 17 % der Befragten sehr zufrieden und weitere 45 % zufrieden. 7 % stuften sich als unzufrieden und weitere 4 ​% als sehr unzufrieden ein.

Rund 78 % wollen weiter ­wirtschaften

In Bezug auf die Zukunftsaussichten gibt es eine kleine Abweichung zum Gesamtergebnis: Unter den Schweinehaltern blickte nur ein Prozent sehr positiv in die Zukunft, unter allen Betrieben waren es 7 %. Andererseits lag der Anteil der Schweinehaltungsbetriebe mit einer eher positiven Zukunftseinstellung bei 29 %, um fünf Prozentpunkte höher als im Schnitt aller Betriebe.

Auch der Anteil der Betriebe mit eher oder sehr negativer Zukunftserwartung unterschied sich kaum. Dieses ähnliche Stimmungsbild erklärt auch die fast idente Einschätzung der Schweinebetriebe zur Weiterbewirtschaftung ihrer Betriebe im Vergleich zu allen Betrieben, wie Übersicht 3 veranschaulicht. Aus dieser Darstellung lässt sich folgern, dass der Strukturwandel in der Schweinehaltung in Zukunft zwar fortgesetzt wird, aber zumindest nicht schärfer als bisher.

Viele wollen Tierbestand ­verringern

In einer eigenen Frage wurden konkrete betriebliche Anpassungen erhoben. Knapp ein Drittel der Schweinehaltungsbetriebe wollte zum Zeitpunkt der Befragung die landwirtschaftliche Fläche ausdehnen, zwei Prozent gaben an, ihre Flächenausstattung zu verringern. Bezüglich der Tierhaltung war es umgekehrt: Ein Drittel der Befragten wollte laut eigener Angabe den Tierbestand verringern, 15 % gingen von einer Ausweitung ihrer Nutztierhaltung aus. Die restlichen 50 % planten keine größeren Veränderungen beim Tierbestand. Eine ähnliche Einschätzung lässt sich für die Entwicklung der Arbeitskräfte feststellen: in 22 % der Betriebe dürfte sich die Anzahl der Arbeitskräfte verringern, in 9 % erhöhen. Mehr als zwei Drittel der Betriebe gehen von einem ähnlich hohen Arbeitskräftebedarf wie schon bisher aus.

Bürokratie und gesetzliche Auflagen

Die Bedeutung der zwölf im Fragebogen aufgelisteten Herausforderungen veranschaulicht Übersicht 4, die Ergebnisse stammen wieder von der Telefonbefragung von KeyQUEST von Ende 2023. Demnach sind die Dokumentationspflichten und die Bürokratie die belastendsten Herausforderungen, für rund neun von zehn Schweinehaltern trifft diese Herausforderung voll oder eher zu.

Auch steigende Produktionsanfor­derungen, steigende gesellschaftliche Ansprüche, die zunehmende Unberechenbarkeit der Märkte und die fehlende Planungssicherheit werden von Schweinebauern und Schweinebäuerinnen schwerwiegender eingestuft als ­unter allen anderen Betrieben in Österreich. Die Wirtschaftlichkeit und die Kapitalausstattung ­für Investitionen werden hingegen weniger problematisch angesehen, was sich aus der Einkommensentwicklung gut nachvollziehen lässt.

Photovoltaik-Anlagen als wichtiger Lösungsansatz

Im Anschluss an die Herausforderungen konnten die Befragten die bevorzugten Strategien zur Zukunftssicherung ihrer Betriebe in einer fünfteiligen Skala nach dem Schulnotensystem bewerten. Die Einschätzung der Schweinehalter unterscheidet sich nur wenig von jener aller Betriebe.

Unter den 16 Strategieoptionen wurde die Ausbildung und laufende Weiterbildung mit Abstand am häufigsten mit sehr gut oder gut beurteilt, dahinter folgte die überbetriebliche Zusammenarbeit und Vernetzung. Die Energieproduktion aus Photovoltaik-Anlagen oder Biomasse rangierte bereits an dritter Stelle und war somit für diese Betriebsgruppe deutlich wichtiger als im Schnitt aller Betriebe in Österreich (28 % Zustimmung zu „trifft voll zu“ im Vergleich zu 17 % unter allen Betrieben).

Die Produktion im Rahmen von Qualitätsprogrammen folgte auf Platz vier, diese Strategie war somit etwas weniger relevant als im Ergebnis aller Betriebe. Die Automatisierung, Digitalisierung und Technisierung war der fünftwichtigste Ansatz und somit auch deutlich bedeutender als im Gesamtergebnis. Alle weiteren Angaben zu Strategien und Lösungsansätzen für die Zukunft der Schweinehaltung in Österreich finden sie in der Übersicht 5.