Der Landwirt und die Obrigkeit: Seit jeher ein nicht ganz einfaches Verhältnis. Die Bauernproteste der vergangenen Jahre sind nur das aktuellste Beispiel derartiger Konflikte, die fast immer aus Unzufriedenheit mit Lasten und Abgaben resultieren, die den Landwirten auferlegt wurden. Manchmal entstehen daraus auch größere Aufstände. Einer wurde sogar zum „Deutschen Bauernkrieg“, dessen Beginn sich in dieser Woche zum 500. Mal jährt.
Konflikt mit Vorgeschichte
Der Deutsche Bauernkrieg begann nach der modernen Geschichtsschreibung mit der Verfassung der „Zwölf Artikel“ von Memmingen - er hatte aber natürlich eine Vorgeschichte. Die Bauern der damaligen Zeit - und das waren im Prinzip fast alle Menschen im ländlichen Raum - litten schon in den Jahrzehnten davor unter steigenden Abgaben, einer Verschärfung der Leibeigenschaft und zunehmender Willkür ihrer Landes- und Grundherrn.
Sie erfuhren damit einen spürbaren Verlust ihres eigenen bescheidenen Wohlstands und ihrer althergebrachten Rechte. Eine Serie von Missernten im Zuge der „Kleinen Eiszeit“ forderten zusätzlichen Tribut, genauso wie die Einschränkung des Zugangs zur Allmende, dem zuvor für alle Dörfler nutzbaren Gemeindeland.
Buchdruck und Luther
Die (von den Bauern teils fehlinterpretierten) reformatorischen Ideen von Martin Luther und der schon weit verbreitete Buchdruck boten den geeigneten Nährboden für den zunehmenden Unmut, der sich schließlich in Schwaben Bahn brach und später größere Teile von Süd- und Mitteldeutschland erfasste.
Im März kamen im schwäbischen Memmingen Bauernvertreter zusammen und verständigten sich auf eine Liste von zwölf Forderungen. Sie basierten auf christlichen Prinzipien und griffen zum Teil reformatorische Ideen auf, insbesondere die Vorstellung von Freiheit und Gerechtigkeit. Die Bauern forderten unter anderem die Abschaffung der Leibeigenschaft, das Recht, ihre Pfarrer selbst zu wählen, eine gerechtere Verteilung von Abgaben sowie den freien Zugang zu Allmenden. Sie verlangten außerdem das Ende willkürlicher Strafen und die Rückgabe von Gemeinderechten, die ihnen von Adel und Klerus genommen worden waren.
Verlorene Schlachten
Die Artikel verbreiteten sich über den Buchdruck, aber auch durch Mundpropaganda wie ein Lauffeuer und fanden sogar im europäischen Ausland Beachtung. Die bis dahin überwiegend friedlichen Proteste nahmen in den Wochen und Monaten darauf allerdings eine gewalttätige Wende. Die Bauernbewegung gewann an Dynamik, bildete sogenannte Haufen und stellte sich auch militärisch auf.
Martin Luther war kein Unterstützer der Bauern. Im Gegenteil: Der Reformator schlug sich in seiner Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ ganz und gar auf die Seite der Fürsten und forderte die Vernichtung der Aufständischen.
Das hielt die Landbevölkerung aber nicht ab. Die erste größere Schlacht fand am 4. April 1525 bei Leipheim statt, wo die Leipheimer Bauernhaufen von den Truppen des Schwäbischen Bundes besiegt wurden. Dies war ein erstes deutliches Anzeichen für die militärische Überlegenheit der fürstlichen Heere. Der entscheidende Wendepunkt des Bauernkriegs kam jedoch am 15. Mai 1525 in der Schlacht bei Frankenhausen. Hier wurden die aufständischen Bauern unter der Führung von Thomas Müntzer vernichtend geschlagen. Etwa 6.000 Bauern starben, während die Verluste der fürstlichen Truppen minimal blieben. Müntzer wurde gefangen genommen und später hingerichtet.
Vollständige Niederlage
Weitere Niederlagen folgten: Am 23. Mai 1525 wurde Freiburg im Breisgau von etwa 18.000 Bauern eingenommen, doch auch hier konnten die Aufständischen ihre Position nicht halten. Am 4. Juni 1525 kam es zur Schlacht bei Würzburg, in der der fränkische "Helle Lichte Haufen" ebenfalls eine vernichtende Niederlage erlitt - rund 8.000 Bauern kamen ums Leben.
Der Deutsche Bauernkrieg endete spätestens im November 1525 mit einer letzten militärischen Niederlage der Bauern am Hochrhein auf dem Rafzerfeld. Die fürstlichen Heere waren besser ausgerüstet und organisiert und konnten die einzelnen Bauernhaufen nacheinander besiegen. Die Schlachten waren oft einseitig und führten zu massiven Verlusten auf Seiten der Bauern, während die Fürsten ihre Macht festigten und blutige Vergeltungsmaßnahmen durchführten.
Was bleibt?
Historiker schätzen, dass auf Seiten der Bauern bis zu 75.000 Menschen im Kampf starben oder anschließend hingerichtet wurden. Auch die Überlebenden mussten schwere bis drakonische Strafen erleiden. Dörfer und Gemeinden wurden in Mithaftung genommen, verloren teils ihre eigene Gerichtsbarkeit oder erhielten ein Schankverbot.
Es gab aber auch positive Folgen: Die Geschichtsschreibung verbucht durchaus regionale Erleichterungen, die den Forderungen der „Zwölf Artikel“ zumindest in Teilen entgegenkamen. In einem Fall, dem „Renchnener Vertrag“ von Ortenau, wurden sogar wichtige Teile der Artikel wie Abschaffung der Leibeigenschaft, Heiratsfreiheit und die Abschaffung der ruinösen Todfallabgabe verbrieft. Im gesamten deutschsprachigen Raum dauerte es aber bis 1807, dass die Leibeigenschaft endgültig kriminalisiert wurde.