Wir brauchen Tierhaltung in Deutschland. Wir brauchen auch eine konkurrenzfähige Landwirtschaft in Deutschland. Gerade aus dem Blick des Umwelt- und Naturschutzes braucht es alle Landwirtinnen und Landwirte für die naturnahe Bewirtschaftung ländlicher Räume, für die Produktion heimischer Lebensmittel und nicht zuletzt für die Erhaltung der Artenvielfalt.
Herausforderungen der aktuellen Tierhaltung
Die aktuelle Form der Tierhaltung ist gesellschaftlich aber nicht akzeptiert, dies hat bereits 2015 der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung festgestellt. Auch mit Blick auf die Auswirkungen auf Umwelt und Klima: Die Zahl der in der Landwirtschaft gehaltenen Tiere ist aktuell deutlich höher als gut für Klima, Natur, Umwelt, Böden und unser Wasser ist. Daran werden auch Wahlergebnisse nichts ändern.
Gleichzeitig nimmt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland weiter ab. Alle ernstzunehmenden Organisationen erkennen diese vielfach wissenschaftlich bestätigten Thesen an. Was jedoch folgt daraus? Wie schaffen wir den Umbau der Tierhaltung, ohne Betriebe zu verlieren, ohne Strukturbruch, ohne Wertschöpfung und Zusammenhalt in ländlichen Räumen zu verlieren?
Ein gemeinsamer Weg ist möglich – und notwendig
Zur Lösung genau dieser nicht einfachen Fragen haben die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren Lösungen ausgearbeitet. Der gefundene Konsens ist dabei für keinen Beteiligten vollumfänglich zufriedenstellend – das liegt in der Natur der Sache eines Konsenses. Doch: Er ist das einzige geeinte Papier, was aktuell besteht, unterzeichnet von sonst oft gegensätzlich argumentierenden Organisationen wie BUND, Deutschem Bauernverband, Raiffeisenverband und Handel.
Alle Beteiligten sollten nun dafür kämpfen, diesen Kompromiss umzusetzen. Wie kann eine Landwirtschaft mit weniger Bürokratie und wirksamem Naturschutz aussehen? Ich wünsche mir einen DBV, der genauso für mehr Tier- und Naturschutz kämpft, wie der BUND für mehr Geld für die Landwirtschaft kämpft.
Die verarbeitende Industrie und der LEH sollten sich endlich geschlossen für die Weiterentwicklung der staatlichen Haltungskennzeichnung und guter Verzahnung mit Initiativen der Wirtschaft stark machen. In den letzten Jahren hatte keine der demokratischen Parteien dafür „die Lösung“. Dafür braucht es mutige, gemeinsame Initiativen aus der Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft, aus der Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Der Grundkonsens ist gefunden – lassen wir ihn nicht zerschellen.
top agrar-Rubrik "Der Blick von außen"
Dieser Text stammt aus der Rubrik "Der Blick von außen", die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar weiter unten.