Unter dem Motto „Konfrontation, Revolution, Aktivismus“ tritt seit einigen Jahren die Tierrechtsorganisation „Animal Rebellion“ in Erscheinung. Zuletzt brachten sich die Tierhaltungsgegner am Montag mit ihrer Plakat- und Rauchfackelaktion auf dem Hof von BBV-Präsident Günther Felßner ins Gespräch. Doch wer steckt da eigentlich hinter?
Vorbild Extinction Rebellion
Die Homepage liefert da erstmal keine Infos, weil sie zufällig leider gerade „wegen Wartungsarbeiten“ geleert ist. Aufschluss geben jedoch frühere Quellen. So hat sich „Animal Rebellion“ bei seiner Gründung 2019 offenbar die Protestgruppierung „Extinction Rebellion“ zum Vorbild genommen, die mit zivilem Ungehorsam auf das Artensterben aufmerksam macht.
Die Tagesschau bezeichnete die 2015 von zwei Engländern gegründete Gruppe als „radikale Umweltschutzbewegung“, die aber gewaltfrei protestieren will. Extinction Rebellion fordert die Ausrufung des „ökologischen Notstandes“, null CO2-Emissionen und ein Ende des „ökologischen Raubbaus“.
Die Aktivisten von Extinction Rebellion sind nach eigenen Aussagen in 67 Ländern vertreten und fallen bei ihren Aktionen durch Gesetzesverstöße und Blockaden auf, was oft Festnahmen der Mitglieder zur Folge hat.
Tierhaltung abschaffen
Mit dieser Vorgehensweise agiert auch Animal Rebellion, das 2019 gegründet wurde. Sie bringen Klimawandel und Tierhaltung in ihrem Protest zusammen und fordern ein Ende der Tierhaltung.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) beschreibt die Gruppe als „antispeziesistische Bewegung“, die sich an die Verantwortlichen aus Wirtschaft, Politik und Lobby wende, um Tier- und Umweltschutz besser umzusetzen. Ziel sei ein friedliches Zusammenleben verschiedener Spezies.
Industrielle Tierhaltung und Fischzucht zur Nahrungsmittelproduktion seien daher im Zuge des „bevorstehenden ökologischen Kollaps“ unverantwortlich. Die industrielle Tierhaltung sorge für Emissionen, zerstöre Lebensräume, sei Hauptursache für das Artensterben, gefährde die Ernährungssicherheit, führe zu Zoonosen und Pandemien und sorge für die Ausbeutung von Menschen, die in den Schlachtbetrieben arbeiten, zitiert RND von der bis vor Kurzem einsehbaren Homepage der Fleischgegner. Diese halten die industrielle Produktion auch für die zentrale Ursache für „größtes Leid von Tier und Mensch“. Die Tierindustrie ist in ihren Augen eine Bedrohung für die Lebensgrundlagen.
„Animal Rebellion“ fordert ein rein pflanzenbasiertes Ernährungssystem und einen sofortigen Stopp der Subventionen für die Tierindustrie sowie des Exports tierischer Produkte und des Imports von Futtermitteln. Stattdessen sollten regionale, biologische und vegane Anbaumethoden gefördert werden.
Basisdemokratisch organisiert
Animal Rebellion organisiert sich offenbar als loser bündnisübergreifender Zusammenschluss von Aktivisten. Die Aktionen seien basisdemokratisch abgesprochen, die vielen Ortsgruppen würden sich regelmäßig abstimmen. Es soll aber einen Kern von gut zehn Personen geben, die maßgeblich Aktionen entwickeln und koordinieren.
Schwerpunkt bei der Kommunikation sind die sozialen Medien. Rund 7.000 Follower hat die Gruppe auf Instagram in Deutschland. Auf ihrer Facebookseite bezeichnet sich Animal Rebellion als „Gemeinnützige Organisation“. „Wir setzen mit kreativen Protestaktionen ein Zeichen gegen die Tierindustrie“, heißt es da.
Das sagt Animal Rebellion zu der Aktion auf Felßners Hof:
Die Polizei hat bei der Aktion auf dem Hof von Günther Felßner alle zwölf beteiligten Aktivisten namentlich identifiziert. Im Nachgang veröffentlichte die Gruppe eine Erklärung. Darin halten die Demonstranten Felßners Angst vor weiteren Übergriffen für vorgeschoben. Stattdessen habe ihm die Aktion "eine Exitmöglichkeit serviert, da der Druck auf die künftige Koalition mit ihm als Agrarminister enorm hoch" gewesen sei, heißt es.
Die Gruppe wiederholt in dem Zuge die Vorwürfe, er sei "Agrarlobbyist, ein verurteilter Umweltstraftäter und ein Wissenschaftsleugner" und damit kein geeigneter Kandidat für das Landwirtschaftsministerium.
Zu ihrer Aktion selbst schreibt die Gruppe, dass die Protestaktion friedlich gewesen sei. Ein Betriebsmitarbeiter habe sogar im Nachhinein angeboten, Animal Rebellion den Stall zu zeigen. Das Wohnhaus habe man außerdem nicht berührt. "Die Privatsphäre von Politikern wird von Animal Rebellion selbstverständlich geachtet."
Leserstimmen
"Die Aktion bei Felßner müsste nach §188 StGB bereits ausreichen, aus den 12 Aktivisten auch "verurteilte Straftäter" zu machen. Selbst wenn sie nur eine kleine Geldstrafe bekommen. Felßner selbst wurde übrigens zu 90 Tagessätzen verurteilt und gilt deshalb als NICHT vorbestraft!" (Erwin Schmidbauer)