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topplus Agri-PV mit Tierhaltung

„Die Baugenehmigung zu bekommen war ein Kunststück“

Bauantrag, Umnutzung, Flächenkonflikt: Innovative Projekte wie die Kombination von Agri-PV mit Tierhaltung brauchen starke Nerven. Größter Hemmfaktor: Die Angst.

Lesezeit: 3 Minuten

Iris Tapphorn ist Landwirtin und Steuer-Fachangestellte und betreibt einen Gänsehof in Lohne  in Niedersachsen. Um ihren Betrieb im geschlossenen System mit Elterntieraufzucht, Brüterei und einer Schlachtung weiterzuentwickeln, beschloss Tapphorn einen Teil ihrer Grünflächen mit PV-Anlagen auszubauen.

Als Kombinationsnutzung mit Agri-PV und Gänsehaltung könne so auch der Flächenverlust im Betrieb minimiert werden. Das war Tapphorns Plan, doch aus einer innovativen Idee wurde ein Hürdenlauf aus Anträgen, Fehlschlägen und Frust. Auf der trafo Fachtagung in Hannover erzählte Tapphorn Mitte August wieso es vor allem die Angst ist, die den Innovationsprozess hemmt.

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Zielkonflikt Landnutzung

Tapphorn benannte ein Kernproblem vieler landwirtschaftlicher Betriebe zu Beginn ihres Vortrages: den Flächenkonflikt. „Die Flächen, die wir haben, sind endlich und wir müssen sie bestmöglich nutzen“, führte Tapphorn auf. Doch wie schafft man es, Synergien herzustellen, ohne die eigene Ackerfläche aus der Nutzung zu geben?

Eine innovative Idee

Der Ansatz von Tapphorn scheint auf den ersten Blick einfach. Sie möchte ihre Grünflächen nicht umnutzen, sondern die Einkommensquellen auf den bestehenden Flächen erhöhen. Durch eine Mehrfachnutzung soll das möglich gemacht werden. Auf einer Grünfläche, auf der sowieso ihre Gänse herumlaufen, soll zusätzlich eine PV-Anlage installiert werden, die dann im Sommer die hauseigene Brüterei mit Strom versorgt.

Baugenehmigungen in der Zwickmühle

Um eine PV-Anlage mit der Gänsehaltung zu kombinieren, brauchte Tapphorn eine Baugenehmigung für ihren Landkreis. Das Problem: Im Landkreis Vechta gelten strikte Regelungen des regionalen Raumordnungsprogramms, welches die Flächennutzung festlegt. Laut Tapphorn war es hier mehr als schwierig, überhaupt eine Genehmigung zu erhalten.

Hier mal eine Baugenehmigung zu bekommen war abenteuerlich.“ - Iris Tapphorn

Einen normalen Bauantrag nach Baugesetz §35 zu stellen, sei laut Tapphorn nicht schwierig - solange man nicht auf dem Land bauen möchte. Mit besonderem Blick in Richtung Energiewende betonte sie an dieser Stelle die Rahmenbedingungen, die aktuell vorgeben sind, um Flächenkonflikte zu lösen. Diese müssten von der Politik noch einmal überarbeitet werden, forderte Tapphorn.

Spießrutenlauf durch die Behörden

Nachdem Tapphorn eine Arbeitsgruppe organisiert hatte, stellte sie ihre Ideen zunächst dem Bund, dann dem Land und schließlich ihrem Landkreis vor. Tapphorn beschrieb den Konflikt wie folgt: „Als ich im Landkreis mit meinem Bauvorhaben angekommen war, sollte ein buntes Bild gemalt werden, doch stattdessen habe ich nur einen schwarzen Stift bekommen“. Man müsse immer wissen, an welchen Hebeln man ziehen müsse, so Tapphorn.

Innovations-Stopp aus Angst?

Sie wolle nicht auf ihren Landkreis schimpfen, so Tapphorn, doch die Angst etwas falsch zu machen, sei in allen Behörden so groß, dass ein Fortschritt blockiert werde.

Die Angst etwas falsch zu machen ist so groß, egal ob Land, Bund oder Kommune.“ - Iris Tapphorn

Es sei vor allem die Angst, etwas zu entscheiden, für das man später zur Verantwortung gezogen werden könnte. Das sei eine sehr schlechte Entwicklung, sagte Tapphorn. Es werde alles gelähmt, was innovativ sei. Es sei ein Kraftakt gewesen, bis sie endlich einen Bauantrag nach DIN-SPEC 90492 (Anforderungen an Agri-Photovoltaik-Anlagen in der Nutztierhaltung) einreichen konnte.

Bisher sei nur eine Mängelliste zurückgekommen. Denn nun sollen 2,6 Hektar Ausgleichsfläche für die PV-Anlagen vorgewiesen werden. Für Tapphorn unverständlich, denn die Fläche, auf der die Anlagen stehen sollen, bleibe weiter in der Nutzung.

Wie weit der Weg für Iris Tapphorn noch ist, wollte die gelernte Landwirtin noch nicht prognostizieren. Sie hofft, dass sich die Gesetzgebung zukünftig ändert, damit kein Landwirt eine vergleichbare Tortur durchleben muss wie sie. 

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