Zwischen Theorie und Praxis liegen manchmal Welten. Diese Lücke soll sich künftig ein Stück weit schließen. Die Hochschule Osnabrück bietet zukünftig den Masterstudiengang „Angewandte Nutztierwissenschaften“ an. Dieser wurde im Austausch mit potentiellen Arbeitgebern aus der grünen Branche entwickelt und soll die Studierenden besser auf die Berufsanforderungen vorbereiten.
So will die Hochschule dem Fachkräftemangel entgegentreten, für die Branchenakteure praxisorientierte Berufseinsteiger ausbilden und diesen den Übergang in den nächsten Lebensabschnitt erleichtern. Starten soll der Studiengang ab dem Wintersemester 2025/2026.
top agrar hat Prof. Dr. Heiner Westendarp als Sprecher des Studiengangs gefragt, was genau geplant ist.
Prof. Dr. Westendarp: Hochschule und grüne Branche entwickeln gemeinsam einen neuen Studiengang. Wie kam es dazu?
Westendarp: Aus der Wirtschaft bekommen wir immer wieder das Signal, dass im Nutztierbereich geeignete Führungskräfte mit hohem Praxisbezug fehlen. Der bereits vorhandene Masterstudiengang „Angewandte Nutztier- und Pflanzenwissenschaften“ hat sich zwar bewährt, er war jedoch für die Wirtschaft nicht spezifisch beziehungsweise detailliert genug.
Wann geht es los?
Westendarp: Der gerade genannte Masterstudiengang mit zwei Themenschwerpunkten läuft aus. Deshalb bieten wir ab dem Wintersemester 2025/26 zwei spezialisierte Master an, die direkt aus dem alten Masterstudiengang hervorgehen: Wir teilen den alten Studiengang also in zwei neue auf.
Zum einen in den Bereich „Angewandte Nutztierwissenschaften“ und zum anderen in den Sektor „Angewandte Pflanzenwissenschaften“. Damit verbessern wir die Berufsaussichten von Osnabrücker Masterstudierenden mit Bezug zum Nutztier bzw. Pflanzenbau deutlich, wie wir glauben.
Was unterscheidet ihn von den bisherigen Angeboten in Osnabrück und in Deutschland?
Westendarp: Der Studiengang dauert wie üblich vier Semester, also zwei Jahre.
Die ersten beiden Semester sind durch angewandte Vorlesungen, Übungen und Praktika geprägt. Danach können die Studierenden die zweite Hälfte des Studiums komplett in Kooperation mit einem Praxispartner absolvieren. Der frühe Bezug zur Praxis ist uns wichtig.
Unser neues Angebot ist aus unserer Sicht in Deutschland einmalig und zielt auf den zukünftigen Arbeitsmarkt ab.
Die Studierenden haben dadurch mehr Möglichkeiten, ihr drittes Semester praxisnah zu gestalten. Hierzu stehen vier Wege zur Verfügung:
Auslandsstudiensemester: Studieren im Ausland
Gründungssemester: Umsetzung und Bewertung einer Start-Up-Idee
Scientific Project: Durchführung einer Forschungsstudie an der Hochschule Osnabrück
Transferprojekt: Projekt in einem Unternehmen oder einer Forschungseinrichtung im In- oder Ausland
Unser neues Angebot ist aus unserer Sicht in Deutschland einmalig und zielt auf den zukünftigen Arbeitsmarkt ab. Das Konzept wurde gemeinsam mit potentiellen Arbeitgebern, also beispielsweise Unternehmen aus der Branche, entwickelt.
Ist der Master eher für Studierende, die danach in ein Unternehmen einsteigen wollen, oder für diejenigen, die einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen möchten?
Westendarp: Der Master ist primär für Studierende konzipiert, die später im gehobenen Management in der Produktentwicklung oder Forschung ihre Tätigkeit suchen.
Er kann jedoch ebenfalls sinnvoll für Studierende sein, die zukünftig Führungsverantwortung übernehmen möchten oder den Betrieb mit innovativen Konzepten weiterentwickeln möchten. Als Beispiel kann man hier das Füttern von alternativen Proteinträgern, wie Insektenprotein, Algen oder Wasserlinsen, nennen.
Wieso kommen Sie gerade jetzt, wo es die Nutztierhaltung gefühlt immer schwerer hat in Deutschland, mit dem neuen Angebot?
Westendarp: Genau in dieser Zeit, in der die Stellung der Nutztierhaltung auf allen Ebenen so intensiv und kritisch diskutiert wird, müssen wir als Hochschule reagieren und Antworten, die wissenschaftlich fundiert sind, liefern.
Kaum ein anderer Hochschulstandort ist mit seiner gesamten Wertschöpfungskette von Nutztieren so geprägt, wie Osnabrück. Zahlreiche Arbeitsplätze sind hier in unmittelbarer Nähe zur Hochschule an die tierische Veredelung gekoppelt. Wir wollen auch in Zukunft Studierende erstklassig ausbilden, um Sie auf die Berufswelt bestmöglich vorzubereiten.
Weitere Informationen, wie beispielsweise den Studienverlaufsplan und die angebotenen Pflicht- und Wahlpflichtmodule, gibt es hier: Angewandte Nutztierwissenschaften (M.Sc.) | Hochschule Osnabrück.
„Angewandte Nutztierwissenschaften“ im Überblick:
Standort: Hochschule Osnabrück – Campus Haste
Abschluss: Master of Science (M.Sc.)
Studienform: Konsekutiver Vollzeitstudiengang
Regelstudienzeit: 4 Semester
Studienbeginn: Wintersemester
Bewerbungsschluss: 15. Juli des jeweiligen Jahres
Zulassungsvoraussetzungen: Bachelorabschluss oder diesem gleichwertiger Abschluss in einem Studiengang der Agrarwissenschaften oder in einem anderen fachlich geeigneten Studiengang
Zulassungsbeschränkung: Ja
Zulassungsverfahren: Abschlussnote; einschlägige Berufs- oder Praktikantentätigkeiten nach dem Bachelorstudium können angerechnet werden