Mit den ersten Angeboten von kultiviertem Fleisch steht eine Innovation an der Schwelle zum Markteintritt, die einen nachhaltigen Fleischkonsum denkbar werden lässt. In dieser Einschätzung waren sich die Teilnehmer der wissenschaftlichen Tagung „Fleisch der Zukunft“ einig, die vom 4. bis 6. Oktober in Vechta stattfand.
Zusammengekommen waren etwa 30 Experten aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen sowie aus der Praxis, die sich über Fragen und Antworten rund um das „Fleisch der Zukunft“ austauschten. Sie stellten übereinstimmend fest, dass die In-vitro Erzeugung von Fleisch nicht nur den immensen ökologischen Fußabdruck der heutigen Fleischindustrie deutlich reduzieren, sondern auch zur Sicherung der globalen Ernährung beitragen könnte.
Angesichts einer erwarteten Weltbevölkerung von fast 10 Mrd. Menschen im Jahr 2050 sowie dem kontinuierlichen Wegfall von Agrarflächen aufgrund des Klimawandels brauche es neue Ansätze für die globale Versorgung mit Proteinen.
Mehr Mut notwendig
„Schließlich macht die In-vitro Technologie die Herstellung von Fleisch ohne Tierleid möglich und bietet zudem Ansatzpunkte, um Fleischprodukte besser und gesünder zu machen. Ich bin überzeugt, dass die Verschmelzung von Biotechnologie und Lebensmitteltechnologie die Zukunft der Ernährung fundamental prägen wird“, erklärte Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta, der zu der Tagung eingeladen hatte.
Er sieht gleichzeitig einen erheblichen Transformationsdruck auf die Agrar- und Ernährungsindustrie zukommen. Deshalb brauche es viel mehr Engagement in Wirtschaft, Politik und Forschung. Nur dann könne der Standort Deutschland langfristig wettbewerbsfähig bleiben, betonte Lin-Hi.
„Wir müssen mutiger sein“, so sein Credo. Es gelte, die Forschung zu bündeln und verschiedene Perspektiven zusammenzubringen, um kultiviertes Fleisch nach vorne zu bringen. Die Veranstaltung war Teil der vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium geförderten Zukunftsdiskurse.