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Nördlichster Olivenhain: Wie ein Kölner sich die Toskana nach Deutschland holt

Dank milder Winter trägt der Olivenhain von Michael Becker Früchte. Doch das war nicht immer so. Im Interview teilt der Gärtnermeister seine Erfahrungen als Südkultur-Pionier.

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Olivenfest im Sommer, ein Olivenlehrpfad und eigenes Olivenöl: Der Gärtnermeister Michael Becker bringt mediterranes Flair nach Pulheim. Seine Sorten stammen eigentlich aus der Toskana. Doch dank der fetten Böden und der immer milder werdenden Winter trägt sein Olivenhain auch in Deutschland Früchte. Im Interview mit top agrar erzählt er von seiner Leidenschaft.

Herr Becker, bereits 2005 haben Sie Ihren Olivenhain angelegt. Seitdem wachsen 115 Bäume bei Ihnen. Wie kam es dazu?

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Becker: Seit Anfang der 2000er-Jahre habe ich mich immer mehr mit mediterranen Pflanzen beschäftigt. Vor einem Ladenlokal in Köln-Ehrenfeld habe ich dann Olivenpflanzen voller grüner und schwarzer Früchte gesehen und den Inhaber - einen Kölner Olivenhändler - kennengelernt.

Der Betriebsschwerpunkt der Beckers liegt im Garten- und Landschaftsbau, im Obstbau und in Weihnachtsbaumkulturen. Auch einen kleinen Hofladen betreibt die Familie. Der Olivenhain ist Michael Beckers Liebhaberprojekt. Hier will er Menschen für die Südkultur begeistern und zeigen, was die Klimaerwärmung möglich macht.

Über Jahre planten wir einen gemeinsamen Olivenhain. Er hatte gute Beziehungen nach Italien, von wo die jungen Olivenbäume kamen, die wir im Frühjahr 2005 auspflanzten. Begonnen haben wir mit einem Sortenmix, der tatsächlich schon im ersten Jahr prächtig wuchs. 2007 trennten wir uns von dem gemeinsamen Projekt. Seitdem ist es unser eigener Olivenhain.

Was bringt Ihr Standort am Niederrhein mit?

Becker: Da die Kölner Bucht eine der wärmsten Regionen in Deutschland ist, dachten wir einfach, der Olivenanbau könnte klappen. Dazu kommt, dass wir einen sehr guten Boden mit 97 Bodenpunkten auf der Gillbacher Lösslehmplatte haben. Hier bewirtschaften wir auf dem 51. Breitengrad den nördlichsten Olivenhain der Welt.

Seitdem hatten immer mal wieder Panik, wenn es kalt wurde."

Züchter sagen, dass Olivenbäume im Freiland nur maximal -10 Grad aushalten. Die Winter hier scheinen also trotz Klimawandel zu kalt zu sein. Welche Probleme sind bisher aufgekommen, dadurch, dass es sich um eine Kultur aus dem Süden handelt?

Becker: Im Winter 2008/2009 hatten wir über zwei Nächte -22 Grad. Das war den meisten Bäumen, die bei uns im offenen Feld stehen, zu viel Kälte. Das tat unserer Leidenschaft zu den Oliven aber nichts - 2009 pflanzten wir direkt neue Bäume, dieses Mal andere Sorten: Wir entschieden uns für die frostresistenteren Leccino und Cipressino. Diese Bäume stehen nun seit 15 Jahren. Sie waren recht preisgünstig und stammen aus einer italienischen Baumschule, die auf die Anzucht junger Olivenbäume spezialisiert ist.

Seitdem hatten wir immer mal wieder Panik, wenn es kalt wurde. Es ist jedoch immer gut gegangen und die Bäume, auch wenn sie das Laub abgeschmissen haben, sind immer wieder neu ausgetrieben und haben überlebt.

Eigenes Olivenöl: Noch ist die Ausbeute rar

Wie viele Oliven ernten Sie von Ihren 115 Bäumen?

Becker: Im Jahr 2020 beispielsweise hatten wir mit ca. 300 kg eine sehr gute Ernte. In diesem Jahr reichten ähnliche Mengen so weit, dass wir unser erstes in Deutschland gepresste Olivenöl herstellen konnten. Wegen einer Italienischen Baumarkt-Presse, die nicht wirklich gute Arbeit geleistet hat, blieben von 80 kg Frucht, die wir gepresst haben, leider nur 3,5 Liter übrig.

Wie verarbeiten und vermarkten Sie die Oliven?

Becker: Zuerst einmal entbittern wir den Großteil der Oliven. Dann legen wir sie in eine Lake ein. Aktuell bereiten wir vor, das professionell machen zu lassen - regionale, eingelegte Oliven aus dem Rheinland, das könnte funktionieren. Die weitere Vermarktung der Oliven steckt bei uns noch in den Kinderschuhen.

Welche Arbeitsschritte gehören bei Ihnen zum Olivenanbau?

Becker: Jährlich werden die Bäume von uns zurückgeschnitten, optimalerweise ab Mitte März bis Anfang April. Ab Mitte November können wir ernten.

Der Olivenhain als Lernort

Was sind Ihre Ziele mit dem Olivenanbau? Bleibt das eher ein „Experiment“?

Becker: Der Olivenhain macht uns vor allem sehr viel Spaß. Wir haben ein richtiges Rahmenprogramm entwickelt. Für unsere Kunden haben wir einen „Olivenlehrpfadmit Infotafeln aufgebaut. Auch Schulklassen besuchen uns. Ich nutze den Hain außerdem für Veranstaltungen rund um die Olive, wie z. B. Olivenölverkostungen und unser jährliches Stommeler Olivenfest zur Blüte im Juni. Ich bin mir sicher, dass wir den Olivenhain in den nächsten Jahren noch erweitern werden.

Wird es künftig mehr Olivenbauern in Deutschland geben?

Becker: Der Standort muss wirklich milde Winter haben. Wichtig ist außerdem, dass der Boden nicht anfällig für Staunässe ist. Oliven mögen es trocken. Ich bin sicher, dass sich einige weitere Betriebe mit den Oliven beschäftigen werden.

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