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topplus Anbautipps für Südfrüchte

Feigen aus Deutschland: Das sind die besten Sorten für den Freilandanbau

Seit sieben Jahren testet ein Institut in Bayern den Feigenanbau im Freiland. Trotz Frost konnte eine Sorte hohe Erträge erzielen. Wir haben mit dem Initiator über das Projekt gesprochen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim testet, ob Feigen auch in Deutschland erfolgreich wachsen und welche Sorte sich am besten für den Freilandanbau eignet. Zu den Ergebnissen hat top agrar mit dem Initiator Alexander Zimmermann gesprochen. Er versteht die Klimaerwärmung als Chance, neue Kulturpflanzen wie Feigen, Kiwibeeren oder Khaki im Erwerbsanbau zu etablieren. Dafür will die LWG den Anbau optimieren und das Wissen an Landwirte, Obstbauern und Baumschuler weitergeben.

Wissenswertes zur Feige

Ursprünglich stammt die Feige aus der Türkei, heute wächst sie auch im Mittelmeergebiet, Afrika und Amerika. Feigen gelten als pflegeleicht und an trockene Bedingungen angepasst. „Im Süden wachsen sie überall, sogar auf Steinmauern oder Parkplätzen“, weiß Zimmermann. In Deutschland sind Feigen vereinzelt vor allem in Weinbaugebieten zu finden. Feigen können zwei Ernten im Jahr liefern: die erste im Sommer (Juni/Juli) und die zweite im Herbst (September/Oktober).

Der Versuch: Sechs Sorten unter realen Bedingungen

Der Versuch startete im Mai 2017 auf dem Versuchsgelände der LWG in Unterfranken. Sechs besonders frostresistente Feigensorten pflanzte das Team rund um Alexander Zimmermann mit je drei Metern Abstand. Diese Sorten sollten ohne zusätzlichen Winterschutz den deutschen Bedingungen standhalten. „Wir wollten sehen, welche Sorten langfristig auch in kälteren Regionen gedeihen können“, erklärt Zimmermann. In der Jungphase sei eine Zusatzbewässerung sowie das Entfernen der ersten Früchte wichtig, damit zuerst das Längenwachstum angeregt wird.

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Stroh sollte die Versuchsanlage in den ersten zwei Wintern (2017/2018 und 2018/2019) noch vor Frost schützen, ab dem Winter 2019/2020 verzichtete das Team jedoch vollständig auf Abdeckungen, um die tatsächliche Winterhärte der Pflanzen zu testen.

Frostschäden: Eine Hürde im Anbau von Südfrüchten

Hier liegt der größte Hemmschuh für den Feigenanbau in Deutschland. Während milde Winter für alle Sorten kein Problem darstellten, zeigten die harten Winter 2020 und 2021, dass Temperaturen unter -10 °C zu Frostschäden führten. „Fast alle oberirdischen Triebe sind 2021 abgefroren“, erklärt Zimmermann. „Trotzdem konnten die meisten Pflanzen in den Folgejahren wieder Früchte tragen.“ Krankheiten traten bisher noch nicht auf. Lediglich Ameisen seien auf den süßen Geschmack gekommen und können Probleme bereiten.

Ertrag und Einzelfruchtgewicht: Große Unterschiede zwischen den Sorten

Die Ertragsmessungen begannen ab dem Jahr 2019. Die Ergebnisse zeigen erhebliche Unterschiede zwischen den Sorten.
  • 'Longue d'Aout' war die ertragreichste Sorte im Versuch. Im Jahr 2019 lieferte diese Sorte bereits 9,27 kg Feigen pro Pflanze, und bis 2022 stieg der Ertrag auf 20,08 kg pro Pflanze an. Selbst in den schwierigen Jahren mit Frostschäden erholte sich diese Sorte am besten und konnte 2022 immerhin noch 4,54 kg liefern.

  • 'Ronde Bordeaux' belegte den zweiten Platz hinsichtlich der Erträge. 2019 brachte diese Sorte 6,47 kg pro Pflanze ein. 2022 waren es 1,94 kg. Die geringere Kilozahl ist auch auf die geringere Fruchtgröße zurückzuführen.

Andere Sorten wie 'Dalmatie' und 'Pastiliere' konnten mit den Spitzensorten nicht mithalten.

Die Durchschnittsfruchtgewichte variieren ebenfalls deutlich zwischen den Sorten:

  • 'Dalmatie' führte mit einem Durchschnittsgewicht von 95,6 g pro Frucht.

  • 'Longue d'Aout' lieferte mit durchschnittlich 51,3 g pro Frucht solide Werte, was sie zusammen mit ihrem hohen Ertrag zu einer der profitabelsten Sorten macht.

  • Am anderen Ende des Spektrums lag 'Ronde Bordeaux', deren Früchte im Durchschnitt nur 14,5 g wogen.

Anbau-Inspiration aus dem Weinbau

Ein Kniff im Anbau sollte ein Drahtgerüst sein, an dem die Feigen sich langhangeln können. Denn der buschige Wuchs erschwere die Ernte. „Wir haben uns am Weinbau orientiert und einen Trieb am Draht entlang quergelegt. Aber so sind die Jungtriebe zurückgefroren.“ Das haben sie also wieder aufgegeben. Was gut funktioniere, sei das Entfernen der Beastung an den unteren 40 cm, damit die mechanische Bodenbearbeitung weniger Äste zerstört.

Lohnt sich der Anbau?

Die LWG führt den Versuch weiter, inzwischen mit rund 20 Sorten. „Für Landwirte könnte Feigenanbau eine spannende Nische sein, insbesondere wenn sie die Möglichkeit haben, ältere Gewächshäuser zu nutzen. Dann ist einfach mehr Sicherheit gegeben“, sagt Zimmermann. Vor allem in milderen Regionen wie der Pfalz oder der Rheinebene klappt der Anbau schon heute. Den entscheidenden Vorteil liefern die längere Herbstzeit und höhere Temperaturen im Winter. „Ich war positiv überrascht, was da dranhängen kann. Und wir haben sogar mal bis Mitte November ernten können“, sagt der Experte.

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