Das Allgäu steht für Wiesen, Kühe und einen hohen Bioanteil. „Wo viele Milchkühe sind, gibt es auch viele Kälber. Doch es gibt hier in der Region nicht genug Vermarktungsmöglichkeiten“, macht Beate Reisacher die Herausforderung deutlich.
Sie bewirtschaftet mit ihrem Mann einen Demeter Heumilch-Betrieb mit 25 Kühen, kuh- bzw. ammengebundene Kälberaufzucht und Direktvermarktung in Dietmannsried (Bayern). Sie setzen auf Vollweide, saisonale Abkalbung und melken im 2020 neu gebauten Laufstall.
Damit die Kälber möglichst in der Region bleiben, suchen sie individuelle Lösungen: Die Tiere gehen nach der dreimonatigen Tränkezeit zu einem Alp-Betrieb oder einem Biomäster in der Region. Alternativ verkaufen sie Tränkekälber an einen Partnerbetrieb mit Ammenkühen. „Das teure am Biokalb ist die lange Milchtränkephase. Wenn ein passender Betrieb verfügbar ist, kann die Ammenkuh eine interessante Option sein“, so Beate Reisacher.
Biokälber in der Region vermarkten
Mit diesen Themen beschäftigt sich die Landwirtin auch beruflich. Sie ist angestellt als Koordinatorin für das Projekt „Allgäuer Milch & Fleisch gehören zusammen“ der Ökomodellregion Oberallgäu Kempten. Ziel ist, eine regionale Aufzucht, Mast und Vermarktung von Tieren aus der Biomilchviehhaltung aufzubauen. Dazu zählt auch die Marke „Allgäuer Hornochse“.
„Das teure am Biomilchviehkalb
ist die Tränkephase.
Die Aufzucht an der Amme
könnte eine Alternative sein.“
Darunter wird Rindfleisch von Tieren aus der Allgäuer Biomilchviehhaltung vermarktet. Kriterien sind unter anderem eine grasbasierte und kraftfutterfreie Mast und kurze Transportwege. Gemeinsam mit Praktikern wurden die Kriterien und Preise 2018 festgelegt, erklärt Beate Reisacher: „Zum Durchschnittsauktionspreis für Fleckviehkälber (vier bis sechs Wochen, ca. 85 kg) der letzten fünf Jahre addieren wir den Milchaufwand.“
Ganztiervermarktung ist schwierig
Doch die Herausforderungen sind groß: Es fehlen Mäster und Händlerstrukturen. Auch die Ganztiervermarktung ist ein Problem, weil selbst Rouladen, Gulasch und Suppenfleisch kaum gefragt sind. Als Allgäuer Hornochse sind einige Tiere im regionalen Naturkosthandel vermarktet worden. „Immerhin haben sich Kooperationen zwischen Landwirten gebildet, wie z. B. bei unserem Betrieb die Aufzucht an der Amme und Weidemast“, so Reisacher.
Ein grundsätzliches Problem sieht sie im Bewusstsein der Verbraucher. Deshalb fokussiert sich das Projekt Allgäuer Milch & Fleisch neben der Projektarbeit vor allem auf die Öffentlichkeitsarbeit.