Der Vorfall liegt nun schon einige Wochen zurück, doch für Landwirt Peter Guhl steht jetzt fest: „Ein Wolf ist in unseren Kälberstall eingedrungen und hat Tiere gerissen. Damit ist ein neue Dimension erreicht. Die Jungviehställe haben wir bereits stärker abgesichert. Aber langfristig kann dies keine Lösung sein: Wir können uns nicht komplett verbarrikadieren.“
Wolfangriff im geschlossenen Stall
Hintergrund: Am 3. November hatte sich Peter Guhl, der auch Mitglied der Freien Bauern ist, mit einem Video an die Internet-Community gewandt. Zu sehen sind fünf tote Kälber, die wegen ihrer Verletzungen eingeschläfert wurden. Zwei weitere seien schwer verletzt.
Daran, dass es ein Wolf war, der in dem bis auf eine Türöffnung geschlossenen Stall, die Kälber verletzte, ließ Guhl im Video keinen Zweifel. Dass sich Wölfe in der Nähe seines Hofes aufhalten ist bekannt. Immer wieder sind die Raubtiere auf Wildkameras in der Nähe zu sehen.
Gutachter vermutete sofort Wolf als Verursacher
top agrar hat den Milchviehhalter nach dem aktuellen Stand gefragt. Am 4. November war ein Rissgutachter zur Probenahme und Sichtung auf dem Betrieb. „Er hat festgestellt, dass alles auf einen Wolf hindeutet“, erklärte Peter Guhl. Die Proben gingen in ein Labor vom Senckenberg Forschungsinstitut, das bundesweit als offizielles Referenzzentrum für genetische Untersuchungen von Wolf und Luchs zuständig ist.
Zusätzlich dazu hatte Peter Guhl unter Anleitung weitere Proben genommen und auf eigene Kosten in ein zweites Labor geschickt. Dabei schickte er auch Speichelproben seiner eigenen Hunden mit, weil die sich in den Stallungen aufhalten und Kontakt zu den Kälbern haben. Deren DNA könnte möglicherweise die Proben verunreinigen haben und dies wollte Guhl explizit ausschließen.
Zweites, privat beauftragtes Labor findet Wolf-DNA
Tatsächlich kam innerhalb weniger Tage die Antwort vom offiziellen Labor mit dem Ergebnis: Hund. Wesentlich länger dauerte die Analyse des zweiten, privat beauftragten Labors. Kurz vor Weihnachten erhielt Guhl von dort das Ergebnis, welches top agrar vorliegt. Ein Fazit lautet: „Dabei weist die STR-Analytik auf (mindestens) einen Wolf in der Mischspur hin, wobei aus forensischer Sicht auch ein Wolf-Hund-Mischling nicht ausgeschlossen werden kann.“
"Vertrauen in das Wolfsmonitoring schwindet"
Damit steht für den Milchviehhalter nun fest, dass Wölfe seine Kälber verletzt bzw. getötet haben. Eine Entschädigung für die Tierverluste hat er nicht beantragt. „Mir geht es nicht um eine Entschädigung, sondern um die Wahrheit und auch meine Glaubwürdigkeit.“ Ebenso weist er ausdrücklich auf die Glaubwürdigkeit der Behörden und der offiziellen Analysen hin: „Es ist nicht der erste Fall, wo das offizielle Referenzlabor keinen Wolfsnachweis findet – eine Gegenanalyse aber sehr wohl. Da ist es kein Wunder, dass das Vertrauen in das Wolfsmonitoring schwindet.“