Vor kurzem hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die neuesten Zahlen zur Wolfspopulation angegeben. Demnach gab es 2023/24 insgesamt 209 Wolfsrudel in Deutschland. Zudem wurden 46 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Die Angaben wurden vom Deutschen Jagdverband (DJV) sofort als veraltet und viel zu niedrig zurückgewiesen. Nun werden im Nordosten neue Zweifel an den amtlichen Angaben laut.
Statistik lückenhaft
Gegenüber NDR 1 Radio MV bezweifelte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus die Ergebnisse des amtlichen Monitorings in seinem Bundesland. Das geht aktuell von 19 Rudeln und diversen Paaren sowie Einzeltieren aus.
Backhaus gibt zu bedenken, dass in der Statistik nur Wölfe auftauchen, von denen es einen genetischen Nachweis gibt - etwa, weil sie tot auf der Straße oder im Wald gefunden wurden, oder ihre DNA bei Rissen an Nutztieren festgestellt wurde. Ihm zufolge kommt erschwerend hinzu, dass nicht bei jedem Riss DNA-Proben genommen würden.
Mindestens 25 statt 19 Rudel
Vor diesem Hintergrund geht der Agrarminister davon aus, dass es in Mecklenburg-Vorpommern deutlich mehr Rudel gibt. Nach seiner Einschätzung dürften es mindestens 25 sein. Auch die Gesamtzahl der Wölfe sei somit unklar, hieß es gegenüber NDR 1 Radio MV. Backhaus plädiert daher dafür, Wolfsmonitoring und -management auf den Prüfstand zu stellen und bei der Forstverwaltung anzusiedeln. Außerdem sollen die Jäger miteinbezogen werden, um ein objektives Bild des Wolfsbestandes zu bekommen.
Widerspruch vom Bundesamt für Naturschutz
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) weist die Vorwürfe von Backhaus allerdings zurück. Es weist darauf hin, dass die Zuständigkeit für das Wolfsmonitoring und -management allein bei den Bundesländern liegt: "Die Daten werden nach einheitlichen Kriterien – auf die sich die Bundesländer bereits im Jahr 2009 geeinigt haben - von den Bundesländern ermittelt, so dass eine Vergleichbarkeit der Daten zu der Entwicklung der Wolfspopulationen in Deutschland gewährleistet ist. Die Daten aus den Bundesländern werden nach ihren Erhebungen in dem Zeitraum vom 1. Mai bis 30. April des Folgejahres an die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) übermittelt, nach Vorliegen aller Datenmeldungen aus den Bundesländern gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der Länder bewertet und anschließend vom BfN veröffentlicht. Aktuelle Entwicklungen in den Bundesländern im aktuellen Monitoringjahr können zum Teil auf den Seiten der Bundesländer eingesehen werden. Es besteht für die Bundesländer zusätzlich die Möglichkeit, die aktuelle Entwicklung des Wolfsbestands im laufenden Monitoringjahr über die Webseite der DBBW in Echtzeit zu aktualisieren."