Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Zu unseren Abos
An dieser Stelle fassen wir erste Reaktionen zusammen und erweitern fortlaufend.
DBV: Synergien müssen bei Milcherzeugern ankommen
Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV) Bernhard Krüsken meint: "Dies ist zunächst eine Entscheidung der beteiligten Unternehmen. Es ist zu hoffen, dass damit ein Gegengewicht zur konzentrierten Nachfragemacht in der Vermarktungskette geschaffen wird. Wichtig ist, dass die möglichen Synergien auch bei den Milcherzeugern ankommen."
BDM: Marktmacht der Molkereien bringt Nachteile für Landwirte
„Die Fusion von Arla und DMK ist kein Fortschritt für die Milchviehhalter, sondern ein weiterer Schritt hin zu einem oligopolistischen Markt“, erklärt Karsten Hansen, Vorsitzender Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM).
Der Wettbewerb um Rohmilch werde weiter eingeschränkt und die Macht von Molkereien ausgebaut. „Es ist fraglich, ob wirtschaftliche Interessen der Milchviehhalter in einem Unternehmen mit einem Umsatz von 19 Mrd. € und über 12.000 Mitgliedern überhaupt noch berücksichtigt werden“, so Hansen.
Bedingungen für eine Fusion genau prüfen
Die Wechselmöglichkeiten für Landwirte würden weiter eingeschränkt. Daher appelliert der BDM an das Bundeskartellamt, die Fusionsabsicht genau zu prüfen. Ein warnendes Beispiel sei die Fusion von Nordmilch und Humana zum DMK. Damals sei ein Argument für eine Großmolkerei bessere Milchpreise gewesen. „Doch das Gegenteil war der Fall!“, erinnert sich Karsten Hansen. „Eine mögliche Zustimmung zu dieser Fusion muss also mindestens an Bedingungen geknüpft sein, die die Marktstellung und Position der Milcherzeuger verbessern.“
AbL: Fusionen wird Bäuerinnen und Bauern schaden
„Aus Sicht der AbL wird eine Fusion vor allem den Bäuerinnen und Bauern schaden, denn bisher haben neue Molkereiriesen ihre Monopolstellung weniger dafür genutzt, um bei ihren Abnehmern höhere Preise im Sinne ihrer Genossenschaftsmitglieder durchzusetzen. Sondern sie haben sich gegen uns Milchbäuerinnen und Bauern gestellt“, sagt Bernd Schmitz, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und Milchbauer. „Die größte Genossenschaftsmolkerei DMK war nur zu oft Schlusslicht, was die Auszahlungspreise für ihre Milchlieferanten im bundesweiten Durchschnitt betrifft. Wir brauchen keine weltmarktorientierten Riesenkonzerne, sondern mehrere kleinere und regional ausgerichtete Molkereien.“
Wenn Fusion, dann nur mit Auflage zu Vertragspflichten
Elmar Hannen, Arla-Lieferant und Milchbauer, kommentiert die Fusionsankündigung so: „Es bleibt abzuwarten, wie u.a. die europäischen Kartellbehörden darüber entscheiden. Sollte dem zugestimmt werden, dann muss die Behörde eine mögliche Fusionsgenehmigung mindestens an die Auflage zur Vertragspflicht knüpfen. EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hat dafür neben Vorschlägen zu konkreten politischen Rahmenbedingungen, wie eine verbindliche Vertragspflicht in der EU, auch praktische Vorschläge unterbreitet, dass ein kurzer Vertrag per E-Mail schon ausreichend und zielführend ist. Der Bürokratie-Aufwand ist für uns Milchbetriebe sehr gering, aber dafür würden wir zu Marktteilnehmern und haben die Möglichkeit über Preise, Mengen und Laufzeiten vorab zu verhandeln, wie es in der Wirtschaft ohnehin üblich ist.“
Einzelhandelsverband: Großmolkereien bestimmen die Vermarktung
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) macht die Dimension des geplanten Zusammenschlusses deutlich: Der fusionierte Großkonzern würde mit mehr als 7 Mio. t Milcherfassung sogar mehr Rohmilch aufnehmen als die drei dahinter liegenden Molkereien zusammen. Das stelle eine gravierende weitere Marktkonzentration auf der abnehmenden Zwischenstufe dar.
„Die wenigen großen Molkereien bestimmen schon jetzt über die Verarbeitung und Vermarktung deutscher Rohmilch und somit über das Auskommen der Viehhalter. Dieser Zusammenschluss reduziert die Absatzmöglichkeiten der deutschen Milchviehhalter“, BVLH-Präsidenten Björn Fromm.
Der Fokus der Großmolkereien liege auf den volatilen und preisgetriebenen Weltmarkt, so der BVLH: 50% der Milch werde im Export abgesetzt. Nur 13% der deutschen Rohmilch wird als Trinkmilch vornehmlich im Inland vermarktet.
Milcherzeugergemeinschaften benachteiligt
Nichts Gutes erwartet die MEG Milch Board von der geplanten Fusion. „Im Gegenteil,“ ist sich der Vorstandsvorsitzende Frank Lenz sicher, „es würde zu einer weiteren Markt- und Machtkonzentration führen und den Wettbewerb weiter einschränken.“
„Wenn diese beiden Konzerne fusionieren, würden sie knapp 13 % der in Europa produzieren Milch verarbeiten. Für uns Milcherzeuger ist laut EU-Milchpaket bei einer Bündelungsgrenze von 4 % der EU-Milchmenge Schluss. Selbst wenn wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, können wir eine solche Macht nicht erreichen. Das zeigt, wie absurd das Ganze ist. Hier sind eindeutig die Kartellbehörden gefordert!", so Lenz.
Das MEG Milch Board fordert, dass eine Genehmigung des Zusammenschlusses nicht erfolgen sollte, bevor nicht eine flächendeckende Vertragspflicht mit festen Preisen und Mengen eingeführt ist.