„Wer noch nicht gegen Blauzunge geimpft hat, der sollte das sobald wie möglich nachholen. Optimal wäre es, die Grundimmunisierung jetzt anzugehen und einen Booster vor der nächsten Weidesaison einzuplanen“, das betonte Tierärztin Dr. Martina Bechter von Firma Boehringer Ingelheim bei der Veranstaltung „Blauzunge – wie gefährlich ist sie wirklich?“ an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Aller spätestens sollten Tierhalter im Februar mit der Immunisierung gegen das Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV3) beginnen.
Mit den kühleren Temperaturen sei die Ausbreitung und Infektionszeit der Blauzungenkrankheit abgeschwächt. Doch 2025 werde das Blauzungenvirus stark zurückkehren. „Jetzt infizierte Gnitzen überleben zum Teil den Winter und latent bzw. chronisch infizierte Tiere bilden ein Virus-Reservoir. Einige Prognosen zeigen, dass das nächste Jahr extrem verlaufen wird, wenn wir unsere Tiere nicht schützen und dem Virus den Rückzugsort entziehen“, so Bechter.
Impfung ist einziger Schutz
Die einzige Möglichkeit Rinder, Schafe und Ziegen zu schützen, sei die Impfung. Das betonte auch Prof. Dr. Carola Sauter-Louis, Leiterin vom Institut für Epidemiologie des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI). Bisher sei noch deutlich zu wenig geimpft worden. Laut der HIT-Datenbank hatten bis Mitte Oktober nur rund 9.000 Betriebe rund 1,1 Mio. Rinder geimpft.
Die Wissenschaftlerin machte auch anhand von HIT-Daten die gravierenden Folgen der Blauzungenkrankheit deutlich. So lag die Mortalität ab Anfang August deutlich über dem langjährigen Schnitt.
Tote Kälber, kranke Kühe
Auch die Tierärztin und Betriebsleiterin Astrid Brandl aus dem Landkreis Osnabrück schilderte eindrücklich, welche Folgen der Ausbruch der Krankheit in ihrem Betrieb mit rund 600 melkenden Kühen hatte: „Es fing damit an, dass immer mehr Kühe 10 Tage bis 3 Wochen zu früh kalbten. Die Kälber waren entsprechend kleiner und oft nicht fit. Etwa 10 % waren nicht therapierbar und verendeten. Dazu kamen dann Nachgeburtsverhalten und ausbleibender bis stark zurückbleibender Milchabgabe der Kühe.“
Anfang Augst entschloss sich der Betrieb zur Impfung des gesamten Bestandes, obwohl das Blauzungenvirus bereits in der Herde nachgewiesen wurde. „Die Kühe haben zwar etwa 1,5 bis 3,0 l weniger Milch gegeben. Aber ansonsten haben wir keine Nebenwirkungen der Impfung festgestellt“, so Astrid Brandl. Somit schloss auch sie sich dem dringenden Appell zur Impfung an.
Ausnahme für Impfstoffe verlängern
Offiziell sind die drei verfügbaren Impfstoffe noch nicht zugelassen sondern nur bis zum 6. Dezember gestattet. Unternehmen und Branchenkenner gehen aber von einer Verlängerung dieser Regelung aus. Auf top agrar-Nachfrage bestätigt ein Sprecher des BMEL, dass für die weitere Nutzung der Impfstoffe nur noch die Zustimmung des Bundesrats fehlt. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass dies nicht passiert.
Ein Überblick dazu, welche Zuschüsse in den Bundesländern möglich sind, finden Sie hier: