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Blauzunge: „Wer noch impfen kann, sollte das tun!“

Die Folgen der Blauzungenkrankheit für Tierwohl und Wirtschaftlichkeit sind nicht nur bei Schafen enorm. Eine Tierärztin und Landwirtin sowie zwei Tierärzte schildern die Situation bei Rindern.

Lesezeit: 4 Minuten

Milchleistungseinbrüche, Lahmheiten, reduzierte Futteraufnahme und Totalverluste: Nicht nur Schafhalter, auch Rinderhalter berichten von teils stärker als erwarteten Auswirkungen des Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV3). Das hat sich in ganz Deutschland sowie in einigen Nachbarländern ausgebreitet. Berichte aus der Praxis zeigen, wie groß die wirtschaftlichen Folgen bereits sind – und noch sein könnten.

Blauzunge-Symptome unterschätzt

Astrid Brandl ist gelernte Tierärztin und bewirtschaftet zusammen mit Jens Timmering und Maraike Schaffer die Timmering-Brandl KG in Badbergen (Niedersachsen) mit 600 Milchkühen. Wie viele Rinderhalter, hat sie sich erst relativ spät zur Impfung gegen das Blauzungenvirus entschieden und gibt zu: „Wir haben lange gezögert, weil wir den Verlauf der Krankheit beim ersten Seuchenzug vor mehr als zehn Jahren nicht so schlimm in Erinnerung hatten.“

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Doch die Fallzahlen in der Region stiegen und Berufskollegen berichteten von starken Symptomen, wie Milchleistungseinbrüchen von bis zu 10 l Milch, viele kranke und auch tote Rinder. Als dann Anfang August im Stall der Trockensteher von Timmering-Brandl die Alarmtiere im Herdenmanagementprogramm nach oben schnellten, und mehrere Tiere rund drei Wochen zu früh kalbten, entschied sich die Landwirtin doch noch zu impfen.

„Natürlich sollte man eigentlich nicht in eine möglicherweise bereits infizierte Herde hineinimpfen. Doch meine Sorge vor größeren Problemen durch die Infektion war groß und deshalb habe ich das Risiko in Kauf genommen“, berichtet Astrid Brandl. Direkte negative Auswirkungen durch die Impfung konnte die Betriebsleiterin nicht feststellen.

Kranke Kühe und weniger Milch

Weil aber ein Teil der Tiere bereits infiziert war bzw. sehr wahrscheinlich infiziert war, berichtet Astrid Brandl von deutlichen Symptomen. „Wir haben im Herdenschnitt ca. 2 l Milch weniger in den letzten Wochen. Viele Kühe waren krank, mit Symptomen wie Fieber, Klauenprobleme oder auch Blutungen im Darm. Weil das Virus die Blutgefäße aller Organe angreift, kann es auch schnell zu Embolien kommen. Auch wir haben auch einige Kühe und Kälber verloren. Die Todesfälle sind nicht nur auf Blauzunge zurückzuführen, aber die Infektion war sicherlich auch ein Grund. Und die Infektionswelle ist in unserer Herde noch längst nicht ausgestanden. Wir kämpfen noch mit Nachwirkungen bei den alten Kühen und den Kälbern.“

Die Landwirtin und Tierärztin appelliert daher an alle Tierhalter, besonders in den noch nicht so stark betroffenen Regionen: „Wer impfen kann sollte das tun. Besser zu spät als nie!“

Wirtschaftliche Schäden enorm

Stark betroffen sind vor allem Schafe, wo es zu hohen Tierverlusten kommt. In einigen Regionen kamen Tierkörperbeseitigungsunternehmen an ihre Belastungs- bzw. Überlastungsgrenzen.

Bei Rindern sind die Symptome von Tier zu Tier unterschiedlich stark ausgeprägt, auch abhängig vom Immunstatus, berichten Tierärzte. Totalverluste sind möglich, wenn auch seltener als bei den kleinen Wiederkäuern. „Auf den meisten von Blauzunge betroffenen Rinderbetrieben gibt es Tierverluste von maximal 1 bis 2 %“, sagt Dr. Mark Holsteg, Fachtierarzt beim Rindergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW und betont: „Besonders schwerwiegend sind die Folgen bei den Trockenstehern und Frischkalbern.“

Hohe Arbeitsbelastung auf den Betrieben

Die Infektion kann zu Frühgeburten und Aborten führen. Kälber können sich schon im Mutterleib infizieren. „Sie kommen z. B. mit Hirnhautentzündungen auf die Welt und sind direkt Intensivpatienten“, so Holsteg. Bei Kühen führen die Krankheitssymptome zu einem schlechten Laktationsstart, der weitere Probleme nach sich ziehen kann.

Tipp: Zusätzliche TU vor dem Trockenstellen

„Die Arbeitsbelastung auf den Betrieben war und ist enorm gestiegen. Das zerrt an den Nerven vieler Landwirte“, weiß auch Dr. Linus Klingenberg, Tierarzt im Kreis Borken (NRW). Oft infizierten sich die Tiere nach und nach, sodass permanent kranke Kühe im Bestand sind. Betroffene Milchviehbetriebe berichten von zeitweise 5 bis 10 l weniger Milch im Herdenschnitt. Die Krankheit wirkt sich auch auf die Fruchtbarkeit aus. „Wir stellen jetzt bei den Trächtigkeitsuntersuchungen fest, dass viele Tiere nicht tragend sind“, berichtet der Tierarzt und ergänzt:

„Mein Tipp an unsere Landwirte ist es, die nächsten Monate zusätzlich zu den üblichen TUs noch eine weitere TU vor dem Trockenstellen zu etablieren um Tiere herauszufinden, die unentdeckt abgesetzt haben und diese ggf. abmelken zu können.“

Auch Dr. Holsteg betont: „Wir werden uns wundern, wie viele geplant hochtragende Rinder nicht tragend von den Sommerweiden kommen. Das sind auch Totalverluste.“

Das ausschließlich über Gnitzen verbreitete Virus führt in Rinder- und Schafbeständen zu massiven gesundheitlichen Folgen. Im September sollen die Gnitzen ihren Höhepunkt erreichen und die Infektion bis Oktober auch in bisher noch nicht betroffene Regionen tragen. 

Landwirte, die eine Ertragsschadensversicherung haben und von der Blauzungenkrankheit betroffen sind, sollten sobald wie möglich ihren Versicherer kontaktieren. Mehr Infos dazu, auch hier:
Tierseuchen: Sind Sie richtig versichert?

 

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