Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in "Hofdirekt".
Wenn es ums Tierwohl geht, macht Martin Mayer auf seinem Milchkuhbetrieb keine Kompromisse. Der Jungbauer hat vor vier Jahren den Betrieb von seinen Eltern übernommen und viel Geld und Arbeit investiert, damit es seinen Kühen gut geht. Der Innviertler (nordwestliches Viertel Oberösterreichs) baute einen Wohlfühllaufstall für seine Kühe und produziert Bio-Heumilch. Einen Teil der Milch verarbeitet und vermarktet die Familie ab Hof. Das zweite Standbein in der Direktvermarktung sind Christbäume.
Großprojekt neuer Stall
Martin ist gerne Landwirt. Für ihn war klar, dass er den Betrieb übernehmen und weiterführen möchte. Aufgrund der Lage im Kobernaußerwald mit vielen Wiesen und Wäldern führt er die Milchviehwirtschaft weiter, wollte den Betrieb aber modernisieren. Er entschied sich mit seiner Frau Patricia für den Bau eines neuen Laufstalls. 2021 begannen sie mit dem Neubau. Zwei Jahre später war alles fertig. Gebaut wurden ein neuer Milchvieh- und Jungviehstall, das Güllelager, die Heuberghalle, die Lagerhalle und das Büro.
Der Wirtschaftsbereich ist direkt neben dem Wohngebäude platziert, und zwar so, dass ein schöner Innenhof als Rückzugsbereich entstand. Vor dort geht ein großes Fenster in den Innenhof. Die Hofnachfolger haben so ihre Tiere immer im Blick.
Das Holz für den Stall stammt aus dem eigenen Wald, darauf ist Martin besonders stolz. Insgesamt wurden für den Stallumbau samt Nebengebäuden 700 Festmeter Holz verbaut. Rund 30 Milchkühe finden darin Platz.
Betriebsspiegel
Betriebsleiterfamilie: Martin (31) und Patricia Mayer (24) mit Sohn Johannes; Altenteiler Johann und Helga Mayer
Lage: Lohnsburg, Bezirk Ried, Oberösterreich, rund 2 200 Einwohner, 60 km bis Salzburg
Betrieb: Biobetrieb (Bio Austria), 25 ha Wald, 41 ha Wiesen, 1 ha Christbaumanbau, 30 Milchkühe
Produkte und Preise: verschiedene Sorten Frischkäse und Schnittkäse, Naturjoghurt, saisonale Fruchtjoghurts, Topfen, Rohmilch, Marmeladen und Eier, 500 ml Naturjoghurt im Glas 2,30 €; 500 ml Fruchtjoghurt im Glas 2,90 €; 1-l-Flasche Rohmilch 1,50 €; 250 g Frischkäse 2,90 €; 1 kg Schnittkäse 22,90 €; aus dem Forst Rundholz und Hackschnitzel, Weihnachtsbäume
Vermarktung: Verkauf der Milchprodukte im Hofladen mit Selbstbedienung, geringer Anteil über foodcops, Christbäume zur Adventszeit ab Hof
Öffnungszeiten: SB-Hofladen rund um die Uhr, www.biohof-mayer.com
Käse aus A2-Heumilch
Martin und Patricia Mayer liefern die Milch an die Molkerei, aber die Milch von drei Kühen verarbeiten sie selbst. Die Milchleitung führt direkt zu ihrer kleinen Käserei, die ebenfalls in den letzten Jahren umgebaut und erweitert wurde. Der Reiferaum befindet sich im Naturkeller des Hauses. Montag und Dienstag sind Käsetage. Vor allem Frischkäse und Schnittkäse nach Tilsiter Art, beide in verschiedenen Variationen, werden hergestellt.
Martins Mutter Helga ist Biobäuerin aus Überzeugung und machte immer wieder Kurse übers Käsen. Sie verarbeitet zusammen mit Patricia die hofeigene Milch zu Topfen, Joghurt und Käse und unterstützt die junge Generation gerne. Die hofeigene Rohmilch erfüllt die höchsten Standards, sie stammt von behornten Tieren und ist als biologische Heumilch und als A2-Milch klassifiziert.
Der kleine Hofladen befindet sich in der Garage. Die Kunden drücken einfach den Garagentürschalter und schon können sie rund um die Uhr die frische Biorohmilch und die Käsespezialitäten einkaufen.
Daneben sind noch Bioeier, Marmeladen oder auch der traditionelle Tannenwipferlsirup im Sortiment. Da der Betrieb direkt neben der Straße liegt, nutzen viele Durchreisende die Gelegenheit, ab Hof einzukaufen, aber auch Anrainer und Stammkunden aus dem nahen Salzburg. Bezahlt wird bar und das beruht auf Vertrauensbasis.
Bis jetzt funktioniert das einfache Bezahlsystem und die Kunden sind meist ehrlich. Besonders beliebt ist der Frischkäse bei den Kunden, je nach Saison besteht die Auswahl aus sechs verschiedenen Sorten wie mit Bärlauch, Chili, Wiesenkräutern, Nüssen, buntem Pfeffer oder Kürbiskernen.
Bis auf Kürbiskerne und Pfeffer stammen die Zutaten für die Variationen vom Hof. Die Chilis für den Käse wachsen in Töpfen vor der sonnigen Holzwand beim Stall. Die reifen Chilis werden in Scheiben geschnitten und getrocknet, sodass auch im Winter Käse damit gewürzt werden kann. Milch und Joghurt füllen Patricia und Helga in Mehrwegglasflaschen ab. Das Pfandsystem funktioniert gut: „Wir bekommen den Großteil der Flaschen wieder zurück. Das Reinigen der Flaschen ist aber ein großer Zeitaufwand“, erklärt Patricia.
Bei den Frischkäsezubereitungen verwenden die Innviertler daher Kunststoffverpackungen. „Da wir immer etwas Öl über den Käse geben, wäre das Reinigen zu mühsam“, begründet die 24-Jährige.
Es weihnachtet am Hof
In der 1 ha großen Christbaumkultur wachsen zu 90 % Nordmanntannen, der Rest sind Edeltannen, die dafür besser duften. Martins Vater wollte den Christbaumanbau eigentlich schon aufgeben, da der Arbeitsaufwand für Tätigkeiten wie das regelmäßige Ausmähen oder die händische Terminaltriebregulierung sehr hoch ist. „Aber die Bäume gehören zum Betrieb einfach dazu und so mache ich das auch weiter“, erklärt Martin.
Dennoch geht es etwas entspannter zu als in anderen Plantagen. Neue Setzlinge werden einfach dort wieder hingesetzt, wo bereits Bäume waren und Platz wurde. Die Bio-Christbäume werden nach den Mondphasen geschnitten bzw. geerntet, sodass sie besonders lange halten. Verkaufsstart ist der 8. Dezember und Besucher haben täglich bis Weihnachten die Möglichkeit, den schönsten Baum auszusuchen.
Martin und sein Vater Johann helfen dabei gerne. Die Bio-Christbäume werden im Innenhof verkauft, den Preis bestimmt die Optik und nicht unbedingt die Höhe des Baumes. Einen aufwendigen und großen Weihnachtsmarkt gibt es am Hof nicht, aber dafür einen kleinen Stand mit Glühwein und Kunsthandwerk aus Holz, den der Nachbar betreibt.
Auch im Hofladen geht es weihnachtlich zu. In kleinen handgemachten Holzkisterln werden die hofeigenen Produkte weihnachtlich dekoriert zum Verkauf angeboten.