Der bakterielle Erreger Mycoplasma bovis (M. bovis) ist viele Betrieben besonders in der Kälberaufzucht bekannt. Er ist hartnäckig und oft schwer zu therapieren. Er ist klein und hat keine Zellwand, sodass er gegen viele Antibiotika resistent ist und sich schnell vermehren kann.
Symptome nicht immer eindeutig
„Bei Kälbern treten Mycoplasmeninfektionen vermehrt in den ersten vier Lebensmonaten auf. Häufig kommt es zu schweren Lungen- und Mittelohrentzündungen, die sich klinisch als sogen. „Schlappohr“ oder Kopfschiefhaltung zeigen. Eine Infektion kann weiterhin zu Gelenk-, Gehirnhaut- oder bei Kühen auch zu Euterentzündungen führen“, sagt Dr. Waldemar Debletz von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis BSB in Bersenbrück (Nds.).
Die Symptome sind aber nicht immer eindeutig. Denn M. bovis hemmt das Immunsystem und wirkt als Wegbereiter für andere Atemwegserkrankungen. Dann bleibt der Erreger oft unentdeckt.
Weit verbreitet auf Milch- und Mastbetrieben
Laut einer aktuellen Studie war das Bakterium in rund 45 % der Tankmilchproben von ca. 300 deutschen Betrieben nachweisbar und bei 32 % der gepoolten Lungenproben von Kälbern. Bei Kälbern in Aufzucht- und Mastbetrieben schätzen Experten die Verbreitung auf mehr als 70 %.
Auch bei gesunden Kälbern lassen sich Mycoplasmen oft nachweisen. Die Erreger breiten sich erst aus, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Typischer Auslöser ist Stress, durch unzureichende Hygiene, Haltung oder Klima sowie Transport oder das Zusammenführen aus verschiedenen Betrieben.
Neuer Impfstoff
Jetzt bringt Firma Zoetis den ersten M. bovis-Impfstoff auf den Markt. Dieser ist konzipiert für Tiere ab dem 7. Lebenstag mit einer wiederholten Impfung nach drei Wochen. 12 Tage später seien die Tiere immun.
Der Impfstoff soll klinische Symptome und Lungenläsionen durch eine Infektion mit Mycoplasma bovis reduzieren. Zugelassen ist der Impfstoff für Kälber. Wie die Wirksamkeit im späteren Lebensalter sein wird, ist noch nicht bekannt. Der Impfstoff soll ab Mitte Januar verfügbar sein.