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topplus BDM-Symposium

Nachhaltige Milchproduktion – wer bestimmt, wie das geht?

Beim Symposium des BDM in Berlin diskutierten Wissenschaftler, Molkereivertreter und Milcherzeuger. Im Fokus stand die Frage, wie eine nachhaltige und wirtschaftliche Milchproduktion aussehen kann.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie gelingt es, dass Milcherzeuger Klimamaßnahmen bezahlt bekommen? Kann eine Mengenregulierung den Markt stützen? Und wie klimaschädlich sind Milchkühe wirklich? Dies waren einige Fragen, die Wissenschaftler, Molkereivertreter und Landwirte beim Symposium des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Rahmen der Grünen Woche unter Moderation von Matthias Schulze Steinmann, Chefredakteur top agrar, diskutierten.

"Angebot und Nachfrage bestimmen Preis"

In der Diskussionsrunde zu „Nachhaltigkeit – Worthülse oder Verkaufsschlager“ mit dabei war Prof. Dr. Harald Grethe, Professor für Internationalen Agrarhandel und Entwicklung an der Humboldt-Universität Berlin. Er erklärt, dass sich nachhaltig erzeugte Milch beim Endkunden kaum mit einem Mehrwert vermarkten lasse.

Laut Grethe, es handle sich gewissermaßen um „Marktversagen“, weil gesamtgesellschaftlich Leistungen nicht honoriert werden. Er betonte aber, dass es in einer Marktwirtschaft mit offenen Grenzen schwierig sei Preise unabhängig von Angebot und Nachfrage per Ordnungsrecht zu beeinflussen: „Ich glaube nicht so recht, dass viel zu holen ist bei der Preisgestaltung über staatliche Interventionen. Weder über die Mengenregulierung, noch über staatliche Vorschriften zur Vertragsgestaltung.“ Grethe plädierte für finanzielle Förderungen, beispielsweise bei der Wiedervernässung von Mooren oder der Bindung von CO2 in der Landwirtschaft.

"Die Produktionskosten sollten den Milchpreis bestimmen"

Kurt Kootz, BDM-Milchviehhalter aus Rheinland-Pfalz, widersprach der Argumentation von Grethe: „Wir haben aktuell kein Marktversagen, sondern mit einem Vermarktungsversagen zu tun.“ Er forderte, dass die Leistungen der Landwirte von den Molkereien in die Auszahlungspreise eingepreist werden müssten - wie beispielsweise die Reduktion von Emissionen. Die Milchproduktion sollte nicht noch stärker abhängig sein von staatliche Leistungen sondern von fairen Preisen.

In Anspielung auf die Umsetzung des Artikel 148 GMO machte er deutlich: „In jeder anderen Branche werden Preise festgelegt, bevor Leistungen erbracht werden – außer in der Landwirtschaft.“ Feste Verträge zwischen Molkerei und Landwirt seien dabei eine Grundlage. Im nächsten Schritt seien auch die Molkereien gefordert als sogenannte „Marktwächter“ das Angebot zu steuern.

Molkerei Arla: Mit Nachhaltigkeit einen Mehrwert schaffen

Kasper Thormod Nielsen, Direktor Landwirtschaft und Mitglieder Deutschland und Benelux bei Arla, berichtete, wie die Molkereigenossenschaft die Klimaleistungen der Mitglieder honoriert. So erhalten die Betriebe 1 ct/kg Milch Zuschlag, wenn sie am Klimacheck teilnehmen und ihre Daten mitteilen. „ Wir können nicht warten, bis die Politik oder der Handel das regelt. Wir wollen versuchen, das selber zu tun“, so Nielsen. Diese „Umverteilung“ sei unter den Mitgliedern auch kontrovers diskutiert. Doch er zeigten sich überzeugt, dass mit diesen Daten auch für mehr Nachhaltigkeit ein Mehrwert generiert werden könne.

Diskussion um Klima und Kuh

Florian Schwinn, Buchautor von „Die Klima-Kuh. Von der Umweltsünderin zur Weltenretterin“, zeigte in seinem Impulsstatement, dass Kühe zu Unrecht als Klimasünder dargestellt werden. Rindern seien nicht wesentlich für die globalen Methanemissionen verantwortlich. Deutlich größere Bedeutung sieht er bei anderen Branchen, wie etwa der Ölgewinnung, wo Methan als Beiprodukt freigesetzt werde. Der Autor warb dafür auf die Vorteile von Weiderindern zu schauen, die nicht-essbare Biomasse in Lebensmittel verwerten.

In der anschließenden Diskussionsrunde folgte ein lebhafter Meinungsaustausch zwischen Schwinn und Grethe zur Rolle der Kuh im Klimawandel. Während der Autor betonte, dass eine Reduktion der Rinderbestände keine Lösung sei, warnte Grethe davor, die Probleme zu verharmlosen. Eine Produktionsreduktion sei wahrscheinlich aufgrund von Moorwiedervernässung oder der nötigen Reduktion des CO2-Fußabdruckes. Grethe richtete seine Worte auch an die Landwirte im Raum: „Ich weiß, dass sind keine Nachrichten, die Milcherzeuger hören wollen. Doch das sind wissenschaftliche Fakten. Damit müssen sie sich als Produzenten beschäftigen.“

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