Die Berichte über verendete Rinder an der türkischen Außengrenze sorgten für breite Kritik. Auch in Brüssel beginnt erneut die grundsätzliche Diskussion um den Transport von lebenden Tieren in Drittstaaten.
Überarbeitung der Transportverordnung bis Mitte 2025
Der Agrarrat sollte sich bis Mitte 2025 auf eine gemeinsame Position zur Überarbeitung der europäischen Tiertransportverordnung einigen. Das hat der neue EU-Gesundheits- und Tierschutzkommissar Olivér Várhelyi beim Treffen der Landwirtschaftsminister der Mitgliedstaaten am Dienstag (10.12.) gefordert. Immer wieder würden Zwischenfälle bekannt, die sowohl den Druck auf die Tierhalter als auch auf die Behörden erhöhten, erklärte Várhelyi.
Nach seinen Worten ist die Novelle jedoch nicht nur aus Tierschutzgründen notwendig. Auch die Wettbewerbsfähigkeit und der Ruf der Tierhaltungsbranche würden verbessert.
Deutschland schlägt Verträge vor dem Transport vor
Zwischen den Mitgliedsstaaten zeigen sich derweil weiterhin große Differenzen. Die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender, sprach sich für schärfere Auflagen für den Transport lebender Tiere aus. Sie betonte, dass der Handel mit Fleisch und Zuchtmaterial sehr wohl Alternativen bieten würde. Detailreich schilderte sie einen Fall, in dem Rinder in einem Tiertransport an der EU-Außengrenze verendet seien. Bender zufolge sollten solche Vorfälle zukünftig durch Verträge verhindert werden. Damit könnte bereits vor Beginn der Reise die Grenzüberquerung der Tiere im Detail geregelt werden.
Luxemburg fordert Verbot von Schlachttierexporten
Noch kritischer gegenüber Tiertransporten in Drittstaaten positionierte sich die Delegation aus Luxemburg. Sie forderte, dass Schlachttierexporte in Länder außerhalb der EU, die nicht über äquivalente Tierschutzstandards verfügten, verboten werden sollten. Gleichzeitig pocht Luxemburg jedoch auf einfachere Regeln für Transporte über kurze Distanzen. Eine ähnlich restriktive Position gegenüber Tiertransporten in Drittstaaten vertraten die Niederlande.
Spanien warnt vor wirtschaftlichen Folgen
Im Gegensatz dazu betonte Spanien die wirtschaftliche Bedeutung des Tierhandels. Mitgliedstaaten am Rand der EU dürften zudem nicht abgestraft werden. Eine der deutlichsten Warnungen vor möglicherweise zu hohen Tierwohlstandards kam aus Rumänien. Der Vorschlag der EU-Kommission habe das Potenzial, den ländlichen Raum in vielen EU-Staaten erheblich zu schwächen, hieß es aus Bukarest. Finnland warb darum, nationale Besonderheiten, etwa bei den Temperaturgrenzwerten, stärker zu berücksichtigen. Es müsse vermehrt auf technische Lösungen zur Sicherung des Tierwohls gesetzt werden.