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topplus Afrikanische Schweinepest

ASP: Landwirtin weiß nicht, wohin mit den Ferkeln

Ferkelerzeuger in den ASP-Restriktionszonen haben große Mühe, ihre Ferkel zu verkaufen. Die Aufzuchtställe platzen aus allen Nähten. Eine Landwirtin berichtet.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Südwestdeutschland immer weiter aus. Schweinemäster in den ASP-Restriktionszonen werden ihre Schweine kaum los – wenn doch, dann müssen sie die Tiere verschenken.

Absatzsorgen plagen zurzeit aber auch Ferkelerzeugerin Susanne Ries aus Münster in Hessen. Die 51-Jährige bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann, zwei Söhnen, einem Angestellten und einem Auszubildenden einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 300 Sauen. 80 % der Ferkel hat sie bisher an sechs feste Abnehmer in der Region verkauft, 10 % nutzt sie für die Eigenremontierung ihrer Viktoria-Sauen und den Rest der Ferkel mästet sie selbst.

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Jede Woche ferkeln 14 Sauen ab. „Die Ferkel einer Sauengruppe kann ich noch irgendwo im Betrieb parken, aber spätestens nach 14 Tagen muss ich Ferkel verkaufen“, berichtet die Unternehmerin. Daran ist im Moment aber gar nicht zu denken. Denn die Hofstelle liegt seit Anfang August am äußersten Rand der Sperrzone II, ausgelöst durch den Fund eines einzelnen ASP-infizierten Wildschweines in Ober-Ramstadt im Landkreis-Darmstadt-Dieburg.

Zusammen mit Familie Ries sind noch weitere drei Ferkelerzeuger von den ASP-Restriktionen betroffen. Alle haben bisher ihre Ferkel im Umkreis von 50 km vermarktet. Wobei Susanne Ries noch Glück hatte. Am Wochenende vor der Sperre konnte sie noch 940 Mastferkel verkaufen, darunter 500 leichtere Tiere, die als Spanferkel bezahlt wurden.

Den dadurch frei gewordenen Platz im Flatdeck konnte sie zu Beginn der Quarantäne gut gebrauchen. Jetzt steigt der Ferkeldruck jedoch von Tag zu Tag. Die schwersten wiegen bereits 50 kg. Es geht zunächst um eine Tranche von 300 Tieren. Das Verbringen ist allerdings nur mit Ausnahmegenehmigung möglich.

Antragsverfahren aufwendig

Das Verfahren ist aufwendig. Dazu muss Ries, deren Betrieb dank entsprechender Vorarbeit alle Biosicherheitsanforderungen erfüllt, einen Antrag ausfüllen. Den schickt sie dann weiter an ihr Veterinäramt. Anschließend geht der Antrag zum Veterinäramt des aufnehmenden Betriebes, von da aus zum Ferkelempfänger und wieder zurück zu dem für sie zuständigen Veterinäramt.

Haben alle dem geplanten Ferkeltransport zugestimmt, zieht das Vete­rinäramt bei einer repräsentativen Stichprobe von Ferkeln Blutproben. Am Transporttag folgt dann noch eine klinische Untersuchung. „Für uns ist überlebenswichtig, dass die regionalen Vermarktungswege erhalten bleiben“, argumentiert die Landwirtin.

Denn in der Gegend gibt es keinen größeren Schlachthof, dafür aber viele kleine Metzgereien und Hofmetzger mit ­Direktvermarktung. „Und dafür brauchen wir selbstbewusste, entschlossene Amtsveterinäre, die die lokale Vermarktung erlauben“, so Ries.

Beim Veterinäramt Darmstadt-Dieburg bekommen Susanne Ries und ihre Mitstreiter zum Glück jegliche Unterstützung. Das ist aber leider nicht in allen Landkreisen der Fall, wie Ries in Gesprächen mit Berufskollegen erfuhr.

Um Tierschutzprobleme in den überfüllten Flatdecks zu vermeiden, wurde im Nachbarkreis Groß-Gerau in Sperrzone III ein Besamungsverbot ausgesprochen. Das kommt einem Berufsverbot gleich. So hart traf es Susanne Ries zwar nicht. Ihr wurde lediglich empfohlen, die Sauen vorerst nicht zu belegen.

Nach Rücksprache mit ihrer Versicherung erfuhr die Sauenhalterin dann jedoch, dass nicht der volle Ertragsschaden erstattet wird, wenn sie die Besamungen aussetzt. Denn durch die fehlenden Ferkel wären die finanziellen Verluste noch größer. Die Versicherung verlangt jedoch Schadensbegrenzung. Daher belegt Ries die Sauen weiterhin, ist sich aber bewusst, dass sie die Ferkel später eventuell nicht los wird.

Emotionale Achterbahnfahrt

„Im Moment durchleben wir eine ­emotionale Achterbahnfahrt. Ich freue mich inzwischen sogar über jeden Umrauscher, weil dadurch weniger Ferkel geboren werden“, berichtet Ries.

Wie es langfristig in der Region mit der Schweinehaltung weitergeht, ist aus ihrer Sicht offen. Aufgrund der ASP-Restriktionen stehen inzwischen viele Ställe leer. „Wichtig ist, dass die Wildschweine bundesweit noch stärker bejagt werden, um die Viruslast zu reduzieren und die Hausschweinebestände zu schützen“, ist Ries überzeugt.

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