Jedes fünfte Schwein schwerer als 107 kg! Durchschnittsgewichte von über 102 kg! Fast jedes 40. Tier über 120 kg Schlachtgewicht (SG)! Zu diesen dramatischen Zahlen kommt eine Auswertung von über 5 Mio. nordwestdeutschen Schweinen, die von Januar bis Mitte März geschlachtet worden sind.
Insgesamt fielen gut ein Fünftel der Schweine in den Abzugsbereich der MFA-Masken, die viele Mäster bei überschweren Partien bevorzugen. Die Höhe der Abzüge kann nicht beziffert werden, da nicht bekannt ist, nach welchen Preismasken abgerechnet wurde.
Erschreckend hoch ist der Anteil an Schweinen über 120 kg SG. Normalerweise fallen rund 0,8 % der Schweine in diese Kategorie. Doch während des Schlachtstaus waren es in der Spitze fast viermal so viel! Bis zu 3 % aller Schweine wogen am Haken mehr als 120 kg. Diese werden besonders schlecht bezahlt, da sie die Gewichtsgrenze von Preismasken und Handelsklassenverordnung überschreiten.
0,85 €/kg im Norden bis 1,37 €/kg in Bayern
Schwere Übergewichte tun auf der Abrechnung weh. Da solche Tiere aus den gängigen Preismasken und Handelsklassen herausfallen, haben die Schlachter bei den Auszahlungspreisen freie Hand – und nutzen die Notlage der Mäster gern aus.
Wir wollten Licht in diesen Dschungel bringen: Welche Varianten gibt es? Welche Vermarkter haben besonders stark hingelangt, wer maßvoller? 19 Mäster folgten unserem Aufruf und reichten 34 Partien ein, die hauptsächlich nach MFA-Maske abgerechnet wurden.
Der Großteil der Abrechnungen bewegte sich zwischen 0,90 €/kg und 1 €/kg SG. Die Spannweite lag bei 52 Cent/kg – von 0,85 €/kg im Norden bis 1,37 €/kg in Bayern. Im Nordwesten wurde in der Spitze von zwei Vermarktern 1,30 €/kg gezahlt. Dass wirklich nur die Sauennotierung gezahlt wurde, kam in unserer Abfrage nur einmal vor.
Vermarkter streichen Zuschläge
Unrühmlicher Ausreißer nach unten beim Preis war ein Jungeber, der lediglich 0,70 €/kg brachte. Ausreißer nach oben beim Gewicht war eine Partie aus Ostdeutschland. Bei einem Durchschnittsgewicht von über 130 kg SG wogen über 80 % der Schweine mehr als 120 kg SG. Das drückte den Durchschnittserlös der Partie unter 1 €/kg SG – bei einem Basispreis von 1,72 €/kg.
Je nach Genetik und Preismaske gab es auch für R-Schweine nur wenig Geld. So brachte es eine Gruppe mit 47,9 % MFA lediglich auf 1,14 €/kg SG.
Was noch auffiel, angesichts des Schlachtstaus saßen die Vermarkter am längeren Hebel. Zuschläge schrumpften oder wurden gleich ganz gestrichen. Teilweise wurden auch die Vorkosten erhöht.
Licht am Ende des Tunnels?
Die gute Nachricht für Mäster: Die Gewichte normalisieren sich aktuell. In einigen Nachbarländern ziehen die Preise bereits an. Die Grillsaison rückt näher. Marktexperten erwarten, dass sich auch der deutsche Markt bald dreht. Wenn die Ware knapper wird, kann sich das Blatt schnell wenden. Schweinemäster können auf steigende Preise hoffen – und auf bessere Karten beim Poker um Zuschläge.