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topplus Drei-Parteien-Vertrag

Fleisch: Bauern handeln Schweinepreis mit Rewe und Tönnies aus

Rewe, Tönnies und 15 Schweinehalter aus Schleswig-Holstein gehen neue Vermarktungswege: Sie haben einen Drei-Parteien-Vertrag geschlossen. Gemeinsam legen sie künftig den Schweinepreis fest.

Lesezeit: 3 Minuten

Schweinehalter wünschen sich mehr Mitspracherecht beim Schweinepreis. Jetzt kommt Bewegung in das heikle Thema. Im Rahmen der Grünen Woche in Berlin haben der Lebensmittelkonzern Rewe (Händler), Tönnies Lebensmittel (Produzent) und Landwirte (Lieferant) aus Schleswig-Holstein einen sogenannten Drei-Parteien-Vertrag für Frischfleisch abgeschlossen.

Das Neue an dem Modell ist, dass anders als bisher üblich alle drei Partner gemeinsam am Tisch sitzen und gleichberechtigt über Konditionen und Modalitäten verhandeln. „Uns ist wichtig, dass wir die geschäftlichen Eckpunkte gemeinsam festlegen,“ betonte Marcel Weber, Geschäftsleiter Ware Eigenmarke National und International der Rewe-Group, bei der Vertragsunterzeichnung im Rahmen der Grünen Woche.

Auch Ferkelerzeuger Lars Brunk und Schweinemäster Hauke Klindt aus Schleswig-Holstein können dem neuen Modell viel abgewinnen. „Der Drei-Parteien-Vertrag ist eine echte Wertschätzung unserer Arbeit, weil nicht mehr nur über unseren Kopf hinweg entschieden wird. Wir haben in unseren Verhandlungen z.B. konkrete Zahlen aus der Landwirtschaft als Kalkulationsbasis herangezogen,“ betonen Lars Brunk und Berufskollege Hauke Klindt zufrieden.

Weber: „Vertragsmodell ist klares Bekenntnis zur heimischen Veredelung.“

Rewe-Manager Marcel Weber hob hervor, dass Rewe mit diesem Vertragsmodell neben dem Milchbereich – hier wurde bereits im Oktober 2024 der erste Drei-Parteien-Vertrag zwischen dem Discounter Penny, der Erzeugerorganisation „Die Faire Milch“ und Milcherzeugern geschlossen – nun auch im Frischfleischsegment ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft abgibt. „Wir schaffen mit unserem Modell eine gemeinsame und geschlossene Lieferkette vom Hof bis zum Supermarkt,“ so Weber.

Los geht es ab Sommer 2025 in allen Rewe-Märkten in Schleswig-Holstein und Hamburg. Die Produkte aus dem neuen Vertragsmodell werden in den Bedientheken der Rewe-Supermärkte unter der Marke „Landbauern Schwein“ vermarktet. Es handelt sich durchweg um Fleisch aus der Haltungsformstufe 3. Zum Start sollen 900 Schweine pro Woche vermarktet werden, die Menge soll dann möglichst zügig auf 2.700 Schweine pro Woche steigen. Die Mindestvertragslaufzeit beträgt fünf Jahre, das garantiert Rewe. „Ein Ablaufdatum haben wir nicht festgeschrieben“, ergänzt Weber. Gestartet wird mit Frischfleisch in der Bedientheke, später sollen auch Wurstwaren hinzukommen.

Preisfestlegung: VEZG-Notierung plus X

Der Preis in dem Vermarktungsmodell setzt sich aus mehrere Stufen zusammen. Die VEZG-Notierung bildet die Basis. On top kommt ein nennenswerter Zuschlag, der sich aus mehrere Komponenten zusammensetzt. Auch eine Niedrigpreisbremse (Mindestpreis) und eine Abnahmegarantie enthält das Konstrukt. Die Abnahmesicherheit ist gerade in Krisenzeiten, wenn der Markt massiv unter Druck steht, wichtig für die Landwirte.

In den Verträgen finden sich zudem sogenannte Revisionsklauseln. Jede Partei kann also verlangen, dass die Vertragsinhalte überprüft und ggf. geändert (revidiert) werden. Das ist z.B. wichtig, wenn sich die wirtschaftlichen Voraussetzungen plötzlich ändern.

SVG regelt die Anlieferung, Tönnies bezahlt die Landwirte

Neben Rewe und den Landwirten ist die Firma Tönnies Unterzeichner des Vertrages. Das Unternehmen kauft die Schweine von den Bauern, schlachtet und zerlegt sie und liefert die Teilstücke an Rewe. Die Schweine-Vermarktungs-Gesellschaft (SVG) in Rendsburg steuert die Anlieferungen der Schweine.

Tönnies kümmert sich auch darum, dass das ganze Tier vermarktet wird. Wie Maximilian Tönnies, Gesellschafter der Premium Food Group ApS & Co. KG., in Berlin erklärte, wird das Unternehmen das sogenannte „fünfte Viertel“ über seine Vermarktungswege absetzen. Er betonte, dass der Drei-Parteien-Vertrag ein wichtiger Meilenstein auch für sein Unternehmen sei. „Er schafft mehr Transparenz, Planungssicherheit sowie Verlässlichkeit für alle Beteiligten. Handel, Schlachthof und Landwirtschaft ziehen jetzt mehr als bislang an einem Strang“, so Tönnies.

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