„Es ist fünf vor zwölf“, warnte der Industrieverband Agrar (IVA) am Donnerstag auf seiner diesjährigen Pressekonferenz vor der Grünen Woche.
Die Agrarbranche und auch die Industrie stehe aktuell unter starkem Transformationsdruck, um CO2-schonender zu arbeiten und nationale Umweltziele zu erreichen. Doch gleichzeitig wies der Verband darauf hin, dass die Industrie diese Transformation vor dem Hintergrund einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit stemmen muss. Gründe dafür sind etwa erschwerte Zulassungen für Pflanzenschutzmittel und die hohen Energiekosten in Europa.
Zulassungen immer komplexer
Von der neuen Bundesregierung erwartet der Verband weniger Ordnungsrecht und mehr kooperative Ansätze im Bereich der Pflanzenschutzmittel, wie z.B. innovationsfreundliche, unbürokratische Zulassungssysteme und eine europäische Harmonisierung statt „nationaler Sonderwege“. Deutschland brauche eine mutige Entbürokratisierung der Pflanzenschutzmittelzulassungen.
„Europa und Deutschland gehen die Wirkstoffe aus“, warnte Karin Guendel Gonzalez (Bayer CropScience). So wurde seit 2019 kein neuer chemischer Wirkstoff mehr zugelassen, während 76 chemisch-synthetische Wirkstoffe weggefallen sind.
Auch im biologischen Bereich sind acht Wirkstoffe weggefallen. Gleichzeitig wurden in diesem Zeitraum nur sechs neue Grundstoffe zugelassen, darunter Kuhmilch und Knoblauchextrakt. Noch schlimmer sehe es in Deutschland aus, wo auch im Bereich Ackerbau die Notfallzulassung zum Normalfall werde.
Europas Dünger nicht mehr wettbewerbsfähig
Auch die Düngemittelhersteller im IVA haben klare Erwartungen an die neue Bundesregierung. Marco Fleischmann wies darauf hin, dass das Erdgas aktuell immer noch dreimal so teuer ist, wie vor 2020.
Das benachteilige Europas Düngerproduzenten auf dem Weltmarkt und führe zur Schließung von Düngerwerken. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft zu 50 % von mineralischen Düngemitteln abhängig. Dazu kommt die Nachfrage nach Nebenprodukten der Düngerindustrie, wie z.B. AdBlue.
Der IVA fordert deshalb neben wettbewerbsfähigen Energiepreisen auch Zölle auf russische Düngemittel „zu Dumpingpreisen“.