Die Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen in Baden-Württemberg sind seit 2010 moderater gestiegen als in anderen westdeutschen Bundesländern. Dies liegt laut einem Fachbericht des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG) vor allem am Agrarstrukturverbesserungsgesetz (ASVG) des Landes, das gezielt Maßnahmen zum Schutz der Agrarstruktur eingeführt hat.

Das ASVG trat am 1. Juli 2010 in Kraft und ist bundesweit einzigartig. Es wurde nicht zuletzt als Reaktion auf den verstärkten Erwerb landwirtschaftlicher Flächen durch Schweizer Landwirte entlang der südlichen Landesgrenze beschlossen. Ziel ist es, Gefahren für die Agrarstruktur entgegenzuwirken, insbesondere den Zugang zu Flächen für ortsansässige Betriebe zu sichern und Spekulationen einzudämmen.

Auswirkungen auf Boden- und Pachtpreise

Vor Inkrafttreten des ASVG lagen die Bodenpreise in Baden-Württemberg jahrzehntelang über dem Durchschnitt der westdeutschen Länder. Seit 2010 zeigt sich dem Bericht zufolge ein anderer Trend: Die Kaufwerte liegen in allen vier Regierungsbezirken darunter und sind gegenüber dem Durchschnitt der westdeutschen Flächenländer weniger stark und erst mit zeitlicher Verzögerung angestiegen. Dies trifft auch für die Landkreise zu, in deren südlichem Teil der im ASVG ausgewiesene „besonderen Geltungsbereich zur Abwehr einer erheblichen Gefahr für die Agrarstruktur“ entlang der Grenze zur Schweiz liegt.

Aus dem Fachbericht des BLG geht weiter hervor, dass seit dem Inkrafttreten des ASVG in Baden-Württemberg die Anzahl an Verkaufsfällen und der veräußerten Flächen stärker zurückgehen als in den übrigen westdeutschen Ländern. Ein „Wendepunkt“ in der Kaufpreisentwicklung wurde bereits im ersten Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes festgestellt.

Auch bei den Pachtpreisen seien für Baden-Württemberg ab 2010 durchgängig niedrigere Steigerungsraten als in fast allen anderen Bundesländern festzustellen.

Kontrolle des Verkaufs an Nichtlandwirte

Ein weiteres Ergebnis des ASVG ist eine erhöhte Kontrolle des Verkaufs landwirtschaftlicher Flächen an Nichtlandwirte. Zwischen 2011 und 2020 wurden etwa ein Drittel der Flächen an Nichtlandwirte verkauft – fast durchgängig zu höheren Preisen. Bei knapp einem Viertel dieser Verkäufe wurde der Fall der Landsiedlung Baden-Württemberg zur Prüfung des Vorkaufsrechts vorgelegt. In 6,4 % der Verkaufsfälle an „Nichtlandwirte“ wurde das Vorkaufsrecht durch die Landsiedlung ausgeübt.

Vorbild für andere Bundesländer

Der BLG sieht das ASVG als Modell für andere Bundesländer und empfiehlt, Regelungen der baden-württembergischen Vorlage für gesetzliche Vorhaben in anderen Ländern zu übernehmen und zudem sogenannte „Anteilsverkäufe“ in die Grundstückverkehrskontrolle einzubeziehen.

Bisher blieben jedoch ähnliche Gesetzesinitiativen in den neuen Bundesländern erfolglos.