Wer ein Anwesen renoviert, braucht nicht nur viel Idealismus und einen langen Atem, sondern auch gute Ideen, wie er die Gebäude wirtschaftlich nutzen kann. Für Johannes und Felicitas von Carlowitz trifft das besonders zu. Sie haben 1995 das Rittergut Heyda 30 km östlich von Leipzig, das Johannes‘ Urgroßonkel bis 1945 geführt hat, gekauft und bewirtschaften seitdem den Betrieb mit rund 1.000 ha Land und 400 ha Wald.
Alles unter Denkmalschutz
Mindestens genauso herausfordernd wie der Aufbau des landwirtschaftlichen Betriebes war für das Paar die Instandsetzung des Schlosses und der Nebengebäude. Denn das gesamte Anwesen steht unter Denkmalschutz. „Wenn irgendwie möglich, dann stellen wir die Gebäude wieder her“, sagte sich Johannes von Carlowitz. Sein Antrieb dabei ist – wie beim Kauf des Gutes – die Verpflichtung gegenüber seiner Familie.
Im Jahr 2000 renovierte das Ehepaar zunächst das Gärtnerhaus. Dabei verwendete es natürliche Baustoffe aus der Region. Dazu gehören z. B. Holz aus dem eigenen Wald sowie Lehm und Naturfarben. Für die Inneneinrichtung, die dem Stil des Gebäudes entsprechen sollte, war Felicitas von Carlowitz zuständig. Im Rahmen der Dorferneuerung nutzte das Paar das Haus zur Ferienwohnung um, was gut anlief.
Glamping im Gewächshaus
Nach und nach haben die beiden eine Einzimmer-Ferienwohnung im früheren Kuhstall und eine noble Wohnung im Erdgeschoss des Schlosses eingerichtet sowie das ehemalige Waschhaus in ein Rosencottage und jüngst das historische Gewächshaus zu einer Unterkunft für glamouröses Camping (Glamping) umgebaut ( www.rittergut-heyda-carlowitz.de ). In der Saison von April bis Oktober sind die edlen Ferienwohnungen so gut ausgebucht, dass die Einnahmen die Kosten für die Renovierung abdecken.
Umbau für die Dorfbewohner
Nächstes Projekt ist der denkmalgerechte Umbau des Bullenstalles mit Kreuzgewölbe und Säulen aus dem Barock zu einem Veranstaltungsraum mit Küche und Toiletten. Dieser soll für die Dorfbevölkerung für Familienfeiern und lose Zusammenkünfte zur Verfügung stehen. Zusätzlich ist geplant, dort einen Hofladen einzurichten.
Der Bedarf ist da. Die Familie stellte der Dorfgemeinschaft schon bisher ihr Anwesen für kulturelle Veranstaltungen und Familienfeiern zur Verfügung. „Wir mussten aber jedes Mal improvisieren, weil geeignete Räume fehlten“, sagt Felicitas von Carlowitz. Matthias Schneider aus Heyda freut sich über die Pläne: „Für uns Dorfbewohner ist es gut und wichtig, dass wieder ein Treffpunkt entsteht.“