Der Solarzubau in Deutschland boomt. Im ersten Halbjahr 2024 wurden über eine halbe Million neue Solaranlagen mit rund 7,6 Gigawatt Leistung in Betrieb genommen. Ab 2026 soll sogar mehr als dreimal so viel Solarenergie zugebaut werden wie bisher. Ziel 2030 ist eine Gesamtleistung von 215 Gigawatt.
Vor allem große Freiflächensolarparks schießen derzeit aus dem Boden. Gegenüber dem SWR berichtet ein Milchviehhalter aus dem Raum Trier, dass ein regelrechter Verteilungskampf um die Flächen entstanden sei. Denn die Solaranlagenanbieter könnten mehr Geld bieten, als die örtlichen Bauern. Entsprechend akttraktiver seien Solaranlagen für die Grundbesitzer.
Die Tierhalter wiederum sind zwingend auf Fläche angewiesen. Abgesehen davon gebe es in der Region beste Böden, die den Höfen dann fehlen. Ein Praktiker befürchtet, dass viele Milchviehbetriebe aufgeben müssen. Zwischen Landwirten und Investoren sei schon ein regelrechter Kampf um die großen Ackerflächen und Grünland entstanden, schreibt auch die Frankfurter Rundschau.
Tausende Euro Pacht für Solarstandort
Wegen der hohen Nachfrage nach den Böden steigen die Pachtpreise in der Region an. Sie hätten sich in den letzten fünfzehn Jahren auf im Schnitt 600 € verdreifacht. Zum Vergleich: Die Pachtzahlungen für Photovoltaikanlagen belaufen sich laut der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz stellenweise auf 3.000 bis 5.000 € pro Hektar – und ist daher eine attraktivere Einnahmequelle für Grundstückseigentümer.
Die Landwirtschaftskammer berichtet, dass Landwirte zum Teil unter erheblichen Druck gesetzt würden, um keine Einwände gegen geplante Photovoltaikanlagen zu erheben, schreibt die FR weiter. Landwirte, die sich dagegen auflehnen und mehrere Pachtflächen bewirtschaften, müssten befürchten, sämtliche andere gepachteten Flächen zu verlieren.
Hilfe von den Gemeindeverwaltungen sei zudem nicht zu erwarten, da die Gemeindekassen durch den Bau der Solaranlagen aufgebessert werden sollen.
Ein Landwirt berichtet von dem Trend, dass sich in neuen Pachtverträgen an die Landwirte immer öfter Klauseln finden, nach denen der Landwirt die Fläche abgeben muss, falls eine Solaranlage errichten werden sollte.
Flächenverlust über Jahrzehnte
Wenn der Ausbau bis 2030 weiterhin stark auf klassische Freiflächenanlagen fokussiert bleibt, könnte dies laut dem Deutschen Bauernverband zu einem zusätzlichen Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche von etwa 80.000 ha führen. Das würde im Durchschnitt einem Verlust von rund 20 ha pro Tag für die Landwirtschaft entsprechen.
Verpächter sollten in den Verträgen auch die langen Laufzeiten bedenken. „Bei Pachtverträgen mit Laufzeiten von 20 bis 30 Jahren sollte niemand übereilt unterschreiben. Überlegen Sie sich vorher, was mit der Fläche nach 30 Jahren ist“, meint etwa Rechtsanwalt Mandus Fahje von der Kanzlei Geiersberger Glas & Partner zu top agrar.
Es könnte dann passieren, dass die Fläche über den langen Zeitraum den Ackerstatus verliert. Fazit: „Grundstückseigentümer verpachten nur einmal und müssen 30 Jahre mit den getroffenen Regeln leben“.