Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bundestagswahl 2025 Maul- und Klauenseuche Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Neues Geschäftsmodell

Bitcoin-Mining: Neuer Baustein für die Energiewende

Hochleistungsrechner zum „Schürfen“ von Bitcoin erzeugen auch Wärme. Warum das eine Chance für Windkraft-, Solar- und Biogasanlagenbetreiber ist, erläutert Tim Kempa vom Unternehmen Stackforest.

Lesezeit: 5 Minuten

Hintergrund: Alle elektronischen Rechner erzeugen auch immer Wärme. Beim sogenannten Bitcoin-Mining wird der elektrische Strom in Bitcoin und Wärme umgewandelt. Diese Wärme lässt sich mit regenerativen Energieerzeugern und Heizprozessen kombinieren. Damit sollen Anlagenbetreiber überschüssigen Strom vor Ort sinnvoll nutzen können, bevor die Anlage z.B. zuzeiten von niedrigen oder gar negativen Strompreisen abgeschaltet wird. Wie das funktioniert und für welche Anlagen diese neuartige Form der Energieverwertung infrage kommt, erklärt im top agrar-Interview Tim Kempa von dem Unternehmen Stackforest aus Villingen-Schwenningen.

Sie sehen in der Bitcoin-Technologie eine ideale Ergänzung für erneuerbare Energien. Können Sie das näher erläutern?

Kempa: Bitcoin ist eine elektronische Währung. Zahlungen erfolgen virtuell und werden über ein weltweites Rechnernetz abgewickelt. Spezialisierte Rechner, sogenannte Miner, sichern durch Energieeinsatz das Netzwerk ab. Das Mining ist ein globaler Markt. Alle Miner konkurrieren darum, die nächsten Blöcke zu finden und dafür mit Bitcoin vergütet zu werden. Deshalb ist ein niedriger Strompreis entscheidend für die Rentabilität. Dies ist bei Überschussstrom aus Erneuerbaren der Fall. Wird zu dieser Vergütung in Bitcoin nun noch die Abwärme aus den Minern genutzt, erhält man einen lukrativen Wettbewerbsvorteil. So eine Technologie gab es bisher nicht.

Bei den Minern handelt es sich also um Rechner. Warum produzieren sie Wärme? Und wie lässt sich diese nutzen?

Kempa: Jeder Rechner erzeugt durch elektrische Widerstände Wärme – ein unvermeidbarer Nebeneffekt. Während bei herkömmlichen Computern meist Lüfter zum Einsatz kommen, setzen wir in unseren Mining-Systemen auf effiziente wassergekühlte Technologien. Das Wasser, das aus den Minern austritt, erreicht dabei Temperaturen von über 70 °C. Fast 100 % der eingesetzten elektrischen Energie wird in Wärme umgewandelt.

Aus diesem Grund nennen wir unsere Miner auch „intelligente Heizungen“ – oder wie unser Motto sagt: „Wärme, die rechnet.“ Mithilfe von Wärmetauschern kann diese Wärme effektiv an andere Medien abgegeben werden. So lässt sie sich beispielsweise für Fernwärmenetze, die Trocknung von Materialien oder verschiedene industrielle Prozesse nutzen, die Wärme benötigen.

Sie sprachen von einer Vergütung. Wer bezahlt hier was und wie viel?

Kempa: Beim Bitcoin-Mining fallen zwei Produkte an: Wärme und Bitcoin. Der Betreiber nutzt die Wärme für seine Prozesse oder speist sie in eine Fernwärmeleitung ein. Mit der Vergütung der Bitcoin gibt es mehrere Möglichkeiten. Hier gehen wir auf die Wünsche unserer Kunden ein. Sie können die gesamte Anlage bei uns erwerben und werden zu einem waschechten Bitcoin-Miner. Dann können Sie mit den Bitcoin beispielsweise Ihre Investitionen abzahlen.

Betreiber haben jedoch schon genug zu tun mit den Herausforderungen, die ein Betrieb stellt. Für viele Kunden ist Bitcoin noch ein Buch mit sieben Siegeln. Wir verstehen das und möchten unseren Kunden trotzdem die Vorteile dieser jungen aber etablierten Technologie ermöglichen.

Deshalb bieten wir auch Dienstleistungen an, bei denen der Kunde zwar von den geminten Bitcoin profitiert, jedoch mit dem Thema Bitcoin nichts zu tun haben muss. In solchen Fällen bieten wir Leasing- oder Service-Verträge. Der Betreiber kauft lediglich die Peripherie, wir stellen die Miner und kümmern uns um alles rund um das Thema Bitcoin. Die geminten Bitcoin erhält der Kunde in Form einer Rückerstattung abzüglich der Leasing-Kosten in Euro zurück. Ein Leasing kann steuerliche Vorteile haben und senkt die Investitionskosten für unsere Kunden.

Oder der Kunde kauft das gesamte System, dann bieten wir den Service, uns um das Thema Bitcoin zu kümmern und den Ertrag in Euro umzutauschen.

Der Ertrag liegt bei aktueller Hardware bei mindestens 10 ct/kWh allein aus dem Mining – hinzu kommt der zusätzliche Nutzen aus der Abwärme. In der Vergangenheit waren jedoch auch schon weit über 50 ct/kWh drin.

Was macht ein Betreiber einer Anlage, wenn er eine höhere EEG-Vergütung erhält? Dann wird er den Strom ja lieber ins Netz einspeisen.

Kempa: Das stimmt, und das soll er auch. Bitcoin-Mining ist eine Ergänzung, um überschüssige oder bisher unrentabel erzeugte Energie effizient zu nutzen. Es bietet jedem einen Ansatz, der vor der Herausforderung steht, ungenutzte Energie sinnvoll zu verwerten. Insbesondere, wenn die dabei entstehende Wärme weiterverwendet werden kann, ist es eine sehr gute Möglichkeit, diese Energie wirtschaftlich einzusetzen.

Andere Lösungen erfordern stets enorme Investitionen und Umbauten. Bitcoin Mining ist eine kostengünstige, kompakte Lösung, die schnell und flexibel jede Energie aufnehmen kann.

Die Zeiten garantierter, fixer Vergütungen gehören der Vergangenheit an. Betreiber müssen sich auf die Volatilität des Strommarktes einstellen – doch genau hierin liegt auch eine Chance: Flexibilität und Marktanpassung eröffnen neue Möglichkeiten für zukunftssichere Geschäftsmodelle.

Wie sieht so eine Bitcoin-Anlage aus?

Kempa: Wir verwenden Miner, die in einen 19-Zoll-Schaltschrank montiert werden können. Diese Schränke ähneln normalen Serverschränken, wie man sie aus der Netzwerk-Haustechnik kennt. Interessant ist hierbei die Energiedichte. In einem Serverschrank mit 1 m² Fläche bekommen wir mehr als 140 kW Leistung unter. Komplettiert wird das System durch einen weiteren Schrank, in dem die Kontrolleinheit sowie Pumpen und Wärmetauscher sitzen sowie einem Trockenkühler, der die übrige Wärme an die Umgebung abgibt.

Und wieviel Leistung hat dann so eine Anlage?

Kempa:  Je nach benötigter Leistung gibt es Anlagen von 7 kW bis 7 MW. Sogar noch darüber hinaus, wie man zum Beispiel bei Anlagen in Texas sehen kann. Es gibt sie in Serverschränken oder in Containern, falls kein geschützter Raum zur Verfügung steht. Und die Miner können geregelt werden, d.h. es müssen nicht immer alle Miner auf Volllast sein. Auf Wunsch kann auch eine Reserve vorgesehen werden, sodass nachträglich weitere Miner hinzugefügt werden können, zum Beispiel wenn eine weitere PV-Anlage geplant ist und der erzeugte Strom möglichst komplett selbst genutzt werden soll, wenn z.B. Die Trafokapazität nicht ausreicht.

Bitcoin Mining ist sehr jung und noch nicht überall etabliert. Wir sind überzeugt, dass die Akzeptanz für diese innovative Technologie steigen wird. Das wird wiederum auf lange Sicht zu sinkenden Strompreisen führen und die Energiewende weiter voranbringen. Man muss sich nur trauen.

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

top + Wissen, was zählt.

Voller Zugriff auf alle Beiträge, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten - auch in der App.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.