Die niedersächsische Landesregierung hat in einer Kabinettssitzung beschlossen, eine Bundesratsinitiative zur besseren Nutzung von Biogas zu starten. Die Initiative kommt zum richtigen Zeitpunkt, um der Branche konkrete Perspektiven für den Weiterbetrieb zu eröffnen, kommentiert der Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen/Bremen (LEE).
12 Gigawatt Kraftwerksleistung sind realistisch
„Viele Anlagenbetreiber stehen jetzt vor der Entscheidung, ob sie weitermachen oder aufhören. Auch die Bundesregierung braucht Sicherheit über die zur Verfügung stehende Leistung. Deshalb muss jetzt das Ausschreibungsvolumen auf 1.800 Megawatt installierte Leistung jährlich erhöht werden. Mit einem Flexibilitätszuschlag von 120 Euro pro Kilowatt können wir bis 2030 eine flexible Kraftwerksleistung von 12 Gigawatt aus Biogas erreichen“, erklärt LEE-Geschäftsführerin Silke Weyberg.
Änderungen am EEG
Die Landesregierung hat aus den dramatischen Überzeichnungen der vergangenen Ausschreibungsrunden mit dieser Initiative Konsequenzen gezogen. In den letzten Runden erhielten zwei Drittel der niedersächsischen Anlagen keinen Zuschlag, was auch die Versorgung grüner Wärmenetze bedroht. Mit den richtigen Rahmenbedingungen kann Biogas die Wärmewende im ländlichen Raum vorantreiben. Mit wenigen Änderungen im EEG können die nötigen Flexibilitätsoptionen im Strommarkt und der grünen Wärmeversorgung geschaffen werden.
Energiepflanzen bleiben kritischer Punkt
Die Bundesratsinitiative soll auch die Frage der Energiepflanzen klären. Die Biogasbranche setzt zunehmend auf Reststoffe, was die Landesregierung ausweiten möchte. Diese sind jedoch je nach Region und Jahr unterschiedlich verfügbar. Die geringere Energiedichte von Reststoffen im Vergleich zu Anbaubiomasse erfordert erheblichen logistischen Aufwand.
Der Maiseinsatz in Biogasanlagen sinkt, ein vollständiger Verzicht ist jedoch nicht überall möglich oder sinnvoll. In vielen Regionen Niedersachsens bereichert Mais die Fruchtfolge oder ist die einzige nachhaltige Anbaukultur. Das EEG enthält bereits Mechanismen zur Begrenzung des Maiseinsatzes, die nicht verschärft werden sollten.
„Entschlackung“ auf Landesebene nötig
Für den verstärkten Einsatz von Reststoffen in Biogasanlagen muss die Landespolitik die Betreiber unterstützen. Trotz vieler Ankündigungen bestehen weiterhin erhebliche Probleme in Genehmigungsverfahren. „Mit dem aktuellen Verwertungskonzept und einer restriktiven Auslegung zur Lagerung der Gärprodukte ist es in Niedersachsen besonders schwierig, mehr Reststoffe zu vergären. Diese seit Jahren bestehenden Hemmnisse muss die Landesregierung endlich wirksam angehen“, schließt Weyberg.