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topplus Fachfirma rückt an

So laufen die Aufräumarbeiten nach einem Windrad-Unfall

Nach einem Windrad-Unfall sammelt eine Fachfirma auch kleinste Splitter ein. Auf insgesamt 150 ha muss jeder Quadratzentimeter abgesucht werden. So läuft das Aufräumen ab.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Mit gesenkten Köpfen geht eine Menschenkette über ein nebelverhangenes Feld bei Langenberg. Die Frauen und Männer sind in Schutzkleidung und Warnwesten gehüllt und bücken sich alle paar Schritte. Etwa 250 m hinter ihnen, durch das dichte Grau kaum zu erkennen, steht der Grund für all das: Die Windkraftanlage, deren Flügel vor knapp sechs Wochen abgebrochen ist.

„Was wir hier machen ist Schadensbeseitigung“, erklärt Kevin Wolke, Projektleiter des Einsatzteams von Polygon. Die Firma hilft in solchen speziellen Fällen. „Wir wurden bereits vier Tage nach dem Unfall von der Firma Nordex beauftragt und konnten bereits am nächsten Tag mit den Sofortmaßnahmen beginnen“, sagt Wolke. „Das ist extrem schnell.“ Auf insgesamt 150 ha muss jeder Quadratzentimeter abgesucht werden.

Auf insgesamt 150 ha muss jeder Quadratzentimeter abgesucht werden.

Im Schachbrettmuster

Damit dabei nichts übersehen wird, zieht die Menschenkette im Schachbrettmuster über die betroffenen Gebiete. „Zuerst wird jede Fläche von links nach rechts und von rechts nach links abgesucht, dann noch einmal lotrecht dazu“, erklärt Michael Ochel von Polygon. Die größten Stücke, die dabei entdeckt wurden, waren 8,5 m lang, die kleinsten sind nur wenige Millimeter groß. Wichtig ist, dass alles möglichst schnell gefunden wird. „Je länger die Teile hier liegen, desto poröser werden sie“, sagt der Projektleiter und hebt ein etwa 15 cm langes, schwarzes Teil vom Boden auf, das auf dem dunklen Acker kaum zu sehen ist. Bei der Faser handelt es sich um carbonfaserverstärkten Kunststoff (CFK). Außerdem finden sich auch weiße Teile, bestehend aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) sowie ausgehärteter Schaumstoff und Balsaholz auf den Wiesen und Feldern.

Die kleinen Reststücke werden in Containern gesammelt und entsorgt. „Alle Stücke ab 1 m Größe legen wir für die Gutachter zur Seite, damit die Unfallursache gefunden wird“, erklärt Hubert Leiwes von der Energiegenossenschaft Rheda-Wiedenbrück. Denn wer die Kosten für die Aufräumarbeiten, die beschädigte Anlage und Entschädigungen übernimmt, ist noch nicht geklärt. Da die Anlage gerade mal ein Jahr alt ist, lässt sich ein Fehler bei der Herstellung noch nicht ausschließen.

Erste Erfolge

Auf Feldstück 21, so wurde es zu Aufräumzwecken benannt, steckt einer der Sammler einen Holzpfosten in den Boden. „Die Pfosten helfen den Suchern in geraden Bahnen zu laufen“, erklärt Wolke. „Der Blick unserer Mitarbeiter ist die gesamte Zeit starr auf den Boden gerichtet. Deshalb stecken sie sich den Weg zur Orientierung ab.“ Ebenfalls wichtig bei Temperaturen knapp über null Grad sind die Aufwärmcontainer, die aufgestellt wurden – und die Pausen zwischen den Suchgängen. „Das Auge muss sich zwischendurch entspannen, sonst findet man irgendwann gar nichts mehr“, ist Ochel sicher.

Mittlerweile hat sich die harte Arbeit ausgezahlt: Einige Flächen wurden schon wieder freigegeben. Das ist die Aufgabe von Dr. Gerhard Dumbeck, der vereidigte Sachverständige der Landwirtschaftskammer NRW. „Eine schnelle Freigabe ist vor allem für die Landwirte von großer Bedeutung“, sagt Leiwes. „Sie wollen nach der langen Zeit des Wartens selbstverständlich ihre Flächen noch bestellen.“ Auch heute gab es eine Freigabe. „Keine zehn Minuten nach dem Anruf ist der betroffene Landwirt mit seinem Schlepper über das Feld gefahren“, erzählt Wolke von Polygon.

Warten auf den neuen Flügel

Doch nicht für alle endet die Aufräumaktion schon mit einem Happy End. Auf dem Boden von zwei Maisflächen mit insgesamt 5 ha wurden Stücke von GFK und CFK gefunden. Die Genehmigungsbehörde des Kreises Gütersloh entschied daraufhin, dass der Mais vorsorglich entsorgt, also verbrannt werden muss. Die Behörde begründete die Entscheidung damit, dass einige Bruchstücke auch in den Pflanzen selbst hängen geblieben sein könnten. Die fachgerechte Entsorgung der geschätzt 200 t Mais wird sich auf 40.000 € belaufen. Hinzu kommen die Kosten fürs Häckseln und die Aufräumarbeiten. „Neben dem ökonomischen ist vor allem der ökologische Schaden extrem bitter“, sagt Leiwes.

Ihm und den anderen Mitgliedern der Energiegenossenschaft bleibt nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass der kaputte Flügel abmontiert und die Anlage wiederhergestellt wird. Derzeit steht noch die Genehmigung für den Schwertransport des Krans und der drei neuen Rotorblätter aus. „Wir wollen zur Sicherheit lieber alles austauschen. Auch, um das Vertrauen der betroffenen Anwohner wiederzugewinnen“, sagt Leiwes. Bis die Flügel ankommen, wird es wohl noch etwa vier Wochen dauern –und mindestens ebenso lange ­werden auch die Sammler von ­Polygon über Wiesen und Felder ziehen.

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