Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Regierungswechsel Gemeinsame Marktordnung der EU Umnutzung von Stall und Scheune

topplus Mit Bedacht

Junghennen in Legestall umstallen - so klappt´s problemlos

Um Junghennen nach dem Umzug in den Legestall die Eingewöhnung zu erleichtern und Verhaltensstörungen vorzubeugen, ist eine intensive Abstimmung mit dem Aufzüchter erforderlich.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autorin: Inga Garrelfs, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Landwirtschaftszentrum Eichhof, Bad Hersfeld

Die Aufzucht von Junghennen trägt maßgeblich dazu bei, dass Legehennen tiergerecht und wirtschaftlich gehalten werden können. Die Aufzucht bildet das Fundament für eine Legehenne mit guter Gesundheit, normalem Verhalten sowie hoher Futteraufnahmekapazität. All dies trägt zu einer ausdauernden Legetätigkeit bei. 

Zwischen der 16. und 19. Lebenswoche erfolgt das Umstallen vom Aufzucht- in den Legehennenstall. Um den Junghennen im neuen Haltungssystem einen optimalen Start zu ermöglichen, ist eine intensive Kommunikation mit dem Junghennenaufzüchter erforderlich.

Wann immer es möglich ist, sollten Legehennenhalter die Junghennen in der Aufzucht besuchen. Ist ein Besuch nicht möglich, kann beim Aufzuchtunternehmen ein Junghennen-Vorabbericht angefordert werden. Für beide Fälle gibt es Vordrucke (siehe QR-Codes am Ende des Beitrags), die dabei helfen, möglichst viele Informationen über die Junghennen zu erhalten, um das Management im Legehennenstall optimal an die neuen Tiere anzupassen.

Wichtig: Eine uniforme Herde

Die Basis der Aufzucht sollte eine Besatzdichte von 18 Tieren/m² Nutzfläche sein. Dies gilt ab dem 21. Lebenstag, unabhängig von der Genetik. Bei nutzbarer Fläche auf mehreren Ebenen, wie z. B. bei der Volierenhaltung gilt eine Besatzdichte von 36 Junghennen/m² nutzbarer Stallgrundfläche. Die Angaben beruhen auf den Tierschutzfachlichen Haltungsempfehlungen für Jung- und Legehennen. Diese wurden im Rahmen des Tierschutzplans Niedersachsen von der Fach-AG Legehennen im Jahr 2022 verabschiedet.

Eine perfekte Junghenne zeichnet sich durch folgende Parameter aus:

  • Eine gute Futteraufnahmekapazität, erreicht durch einen hohen Anteil unverdaulicher Rohfaser (5 – 6 %) im Junghennenfutter ab der 9. Woche.

  • Je nach Genetik zwischen 7,3 bis 7,6 kg Futteraufnahme bis zur 20. Lebenswoche. Details zu einzelnen Herkünften sind im 13. Bayerischen Herkunftsvergleich von Legehybriden in Bodenhaltung aus dem Jahr 2018 zu finden.

  • Eine Entwicklung gemäß Wachstumskurve und ein einheitliches Herdenbild (Uniformität).

  • Tiergewichte: Braune Herkünfte sollten in der 18. Lebenswoche ein Durchschnittsgewicht von 1.450 g bis 1.500 g aufweisen, weiße Herkünfte etwa 200 g weniger.

  • Die Junghennen üben natürliche Verhaltensweisen wie Picken und Scharren aus. Dies wird durch ausreichend Beschäftigungsmaterialien wie z. B. Luzerneheu und Pickblöcke gewährleistet.

  • Die Herde hat ein vollständig ausgebildetes Gefieder.

  • Die Herde zeigt sich ausgeglichen und reagiert nicht nervös.

  • Alle Tiere sind beweglich und nutzen sämtliche Etagen des Stallsystems sowie den Scharrraum.

Magensteine von Anfang an

Die Voraussetzung für die Aufzucht einer guten Junghenne sind:

  • Ab der ersten Lebenswoche fördern Magensteine (1 bis 2 mm) die Verdauung durch eine Unterstützung des Mahlvorgangs im Muskelmagen. Ab der dritten Woche sollte die Körnung 3 bis 4 mm aufweisen.

  • Der Aufzuchtstall ist frei von Milben.

  • Die Nadelimpfung sollte rechtzeitig vor dem Umstallungszeitpunkt durchgeführt werden, damit die Tiere keinen zusätzlichen Stress durch eine Impfreaktion erhalten. Impfungen in Verbindung mit dem Fangen der Tiere für die Umstallung sollten möglichst vermieden werden.

Tierankunft gut vorbereiten

Vor dem Einstallen muss der Stall optimal auf die Ankunft der Junghennen vorbereitet werden. Besonders zu beachten sind dabei die folgenden Punkte:

  • Bei kalten Temperaturen sollte der Stall vor Einstallung aufgeheizt werden.

  • Als erstes Futter nach dem Umstallen wird ein Vorlegealleinfutter gefüttert, bis die Herde 5 % Legeleistung erreicht hat. Dies bereitet die Tiere langsam auf höhere Gehalte an Calcium im Futter vor. Wenn möglich sollten die Futterkomponenten und Futterstruktur dem gewohnten Junghennenfutter entsprechen.

  • Es gilt die Technik zu überprüfen und instand zu setzen. Oft läuft durch die Reinigung und Desinfektion die Futterkette anfangs nicht reibungslos, dies muss im Vorfeld getestet werden. Futter und Wasser muss den neuen Tieren direkt zur Verfügung stehen.

  • Einstreu und Beschäftigungsmaterialien werden bereitgehalten, aber den Tieren erst nach der Einstallung zur Verfügung gestellt. Die Tiere sind nach dem Transport hungrig und könnten es statt Futter in Mengen aufnehmen.

  • Die Arbeiten am Einstallungstag müssen koordiniert und festgelegt werden. Ein Arbeitsplan kann für Übersicht sorgen. Folgende Aspekte sollte dieser beinhalten:
    Werden alle Container gleichzeitig in den Stall gebracht oder abteilweise? Wer schließt die Türen und Abteiltrennungen? Wer klappt die Anflugstangen herunter? Macht jeder Mitarbeiter alles oder werden Arbeiten aufgeteilt? Welche Schutzkleidung sollen die Mitabeiter tragen?

Arbeitsplan für Umstalltag

Halten Sie am besten auch schriftlich fest, wie viele Tiere in einem Container sind und wie viele Container je Abteil benötigt werden. Klären Sie die Verantwortungen dafür, welcher Mitarbeiter für welches Abteil und welchen Gang zuständig ist.  Klären Sie auch, in welche Etage die Tiere eingestallt werden und wie die Entnahme der Junghennen aus den Transportcontainern erfolgt. Dazu ist Folgendes zu beachten:

Braune Herkünfte verlassen den Container nur sehr behäbig von alleine und müssen schonend händisch herausgenommen und in den Stall/die Voliere gesetzt werden. Die Mitarbeiter, die dafür zuständig sind, sollten im Vorfeld im Handling geschult werden.

Weiße Herkünfte hingegen verlassen recht zügig selbständig die Container. Container ohne mittige Trennwand sind von Vorteil, da dann in den Außengängen, wo die Voliere nur zu einer Seite anschließt, nicht gedreht werden muss. Für einen zügigen Ablauf müssen die zuständigen Mitarbeiter regelmäßig kontrollieren, ob die Containerklappen entsprechend geöffnet bleiben und sich nicht selber verschließen. Verbliebene Tiere sind letztlich per Hand einzu­stallen.

Beim Einstallen kontrollieren

Nachdem alle Tiere in den Stall gesetzt wurden, ist es wichtig, dass sie die Futter- und Tränkeeinrichtungen rege nutzen. Futter muss bei Bedarf nachgefüllt werden. Schon während der Einstallung könnte eine fachkundige Person die Tiere auf ihre Gesundheit, Gewicht und Tierwohlindikatoren etc. überprüfen. Hierfür gibt es die Checkliste „Tiereingangskontrolle“. KAT-Betriebe könnten das KAT-Tool nutzen.

Der Tag der Einstallung ist hinsichtlich des Managements immer ein Ausnahmezustand. Daher ist es ratsam, Absprachen mit dem Aufzuchtunternehmen zu treffen, wie der erste Tag hinsichtlich des Managements aussehen soll.

In den ersten Tagen nach der Umstallung ist es wichtig, die Tiere genau im Blick zu haben. Spätestens ab Tag 2 im Legehennenstall sollte das Herdenmanagement hinsichtlich der Lichtzeiten sowie der Länge der Dimmphase etc. an die Gegebenheiten in der Aufzucht angelehnt sein. Diese Informationen gibt das Aufzuchtunternehmen meist automatisch an den Legehennenhalter weiter. Bei Bedarf gibt es auch hierfür einen Vordruck, siehe „Junghennen-Übergabeprotokoll“. In den ersten Wochen nach Einstallung sollte täglich kontrolliert werden, ob die Tiere aufbaumen. Ist dies nicht zu 100 % der Fall, sollten Tiere, die am Boden verblieben sind, hochgesetzt werden. Dies trägt zu einer besseren Nestgängigkeit bei.

Wenn die Tiere oben bleiben

Nach der Einstallung in den Legehennenstall gibt es unabhängig von der Genetik häufig Hühner, die ausschließlich auf der höchsten Ebene im Volierensystem sitzen. Diese Tiere sind mit Wasser und manchmal auch Futter unterversorgt. Es wird angenommen, dass diese Tiere während der Aufzucht nicht gelernt haben, sich im Volierensystem zu bewegen, außerdem wird das gezielte Anfliegen von Sitzstangen nicht beherrscht. Für diese Tiere können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Runtertreiben der oberen Tiere mit einer Schablone. Hiermit darf nicht zu lange gewartet werden (ab dem 2. Tag). Tun Sie dies oft genug, mindestens dreimal an aufeinanderfolgenden Tagen.

  • Aufstiegshilfen und Plateaus können Abhilfe schaffen. Hennen setzen ihre Füße auf dem breiten Material gut auf und können so unterschiedliche Ebenen in der Voliere gut begehen und erklettern, ohne fliegen/flattern zu müssen.

Unterzuckerung vermeiden

Bei Hennen, die während oder nach der Umstallung teilnahmslos, matt und träge sind, könnte eine Unterzuckerung vorliegen. Traubenzucker und B-Vitamine können dazu beitragen, die stoffwechselphysiologische Aktivität der Tiere zu erhöhen. Wenn das Futteraufnahmevermögen anfangs ungenügend ist, hilft ein Anfeuchten der Fütterung am Morgen.

Durch die veränderte, krümelige Struktur nehmen die Hennen mehr Futter auf. Außerdem kann mit einer Blockfütterung, also zweimaliger Fütterung in kurzem Abstand, gearbeitet werden. Dies unterstützt leichte sowie rangniedrige Tiere.

Nach der Einstallung benötigen die Tiere Platz, was durch eine Entzerrung der Besatzdichte möglich ist. Dies minimiert Stress. Beschränkungen gilt es zu entfernen und der Zugang zum Kaltscharrraum sollte bereits nach wenigen Tagen in den Nachmittagsstunden angeboten werden. Hennen mit Auslaufhaltung müssen sehr früh Magensteinchen erhalten, dies minimiert die Gefahr des Sandfressens in den Ausläufen.

Die Gewichtsentwicklung bis zur Hochleistungsphase muss immer ansteigen. Schwankungen in der Wachstumskurve, gerade kurz nach der Umstallung, können zu Nervosität in der Herde und zu einer Stressmauser führen. Wenn dann noch die Futteraufnahmekapazität in der Hochleistungsphase ungenügend ist, könnten Verhaltensstörungen wie Federpicken auftreten. Zeitnah nach der Einstallung sollte reichlich Beschäftigungsmaterial vorhanden sein. Wenn möglich ist den Tieren vorerst gewohntes Material anzubieten, das es schon im Junghennenstall gab.

Gewöhnung an den Betreuer

Mehrere Kontrollgänge täglich sind in der Umstallungsphase unbedingt erforderlich. Die Junghennen müssen sich auch an ihren neuen Betreuer gewöhnen. Von Beginn an sollten verlegte Eier unbedingt immer direkt eingesammelt werden, dies verhindert ein Nachahmen durch andere Tiere. Die Arbeit, die zu Beginn in eine Herde gesteckt wird, zahlt sich am Ende wieder aus. Wenn in der Umstallungsphase bis zur Legespitze das Herdenmanagement optimal abgestimmt wird, trägt dies zum Gelingen einer Legeperiode mit vollem Gefieder und guter Legepersistenz bei.

Checklisten

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

top + Wissen, was zählt.

Voller Zugriff auf alle Beiträge, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten - auch in der App.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.