Lehrerin, Försterstochter & Landwirtschafts-Fan: Mirjam Stoll (34) stammt ursprünglich aus Wittgenstein (NRW). Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Kindern in Jülich auf einem Ackerbaubetrieb, den das Paar im Nebenerwerb bewirtschaftet. Sie unterrichtet werdende Landwirte an der Käthe-Kollwitz-Schule, dem Berufskolleg der Städteregion Aachen.
Als Lehrerin begleiten Sie junge Menschen auf dem Weg in die praktische Landwirtschaft. Wann haben Sie sich dazu entschieden, diese Laufbahn einzuschlagen?
Stoll: Eigentlich ist der Beruf zu mir gekommen. Mein Vater ist Förster, und ich wollte ebenfalls im Wald arbeiten. Aufgrund der besseren Zukunftschancen entschied ich mich jedoch für das Agrarstudium in Bonn und absolvierte anschließend ein Referendariat in der Agrarverwaltung in Bad Kreuznach. Hier durfte ich zum ersten Mal in Berufsschulen unterrichten und blieb dann auch dabei. Heute bin ich sehr glücklich über diese Entscheidung, denn ich kann mir nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen. In der Landwirtschaft bin ich zu Hause.
Was mögen Sie an der Branche?
Stoll: Die Menschen und dieses spezielle Wir-Gefühl. Egal ob im Studium, auf dem Hof oder in der Schule: Die Menschen in der Landwirtschaft sind besonders. Sie sind offen, pragmatisch und können anpacken – dazu habe ich immer gut gepasst.
Welche Eigenschaften muss eine gute Lehrkraft mitbringen?
Stoll: Man braucht ein feines Gespür für Menschen und sollte sensibel dafür sein, was das Gegenüber gerade braucht. Und natürlich gehört auch die Fachkompetenz dazu. Außerdem sollte man Spaß an der Thematik haben, die man unterrichtet.
An den Schülern merke ich immer wieder: Alle haben ein gemeinsames Ziel, das sie verbindet."
Nerven Ihre Schüler Sie auch mal?
Stoll: Es wäre komisch, wenn nicht. Manchmal stört es mich, wenn sie nicht die nötige Ernsthaftigkeit zeigen, etwa im Zusammenhang mit Themen wie der betrieblichen Zukunftsfähigkeit oder Problemlösung, bei denen ich weiß: Die sind echt wichtig! Gleichzeitig geben die Schüler einem sehr viel zurück – auch wenn das klischeehaft klingt. An ihnen merke ich immer wieder: Alle haben ein gemeinsames Ziel, das sie verbindet.
Viele Agrarier arbeiten ja eher für sich, sei es auf dem Schlepper oder am Computer – wie fühlt es sich an, jeden Tag vor einer Klasse zu stehen?
Stoll: Ein bisschen wie bei einer Bühnenshow. 25 bis 30 Personen schauen Dich an und erwarten etwas von Dir. Und wenn ich nichts Spannendes abliefere, riskiere ich, die Zuhörerschaft zu verlieren. Es kostet also Energie, man bekommt aber auch welche zurück. Für mich ist es der beste Job, Lehrerin zu sein.