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topplus Interview zur Gen-Z

Die Jugend im Krisenmodus: Ist Geld wichtiger als Selbstverwirklichung?

Menschen zwischen 14 und 29 Jahren sind so pessimistisch wie noch nie. Das zeigt die Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“. Mitautor und Generationenexperte Kilian Hampel im Interview.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ zeichnet ein detailliertes Bild der Lebenssituation junger Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. Basierend auf einer repräsentativen Befragung von 2.042 Personen, analysiert die Studie die Wünsche, Ängste und Herausforderungen der Generation-Z. Jugendforscher Kilian Hampel begleitete die Studie. Im Interview mit top agrar erklärt er die Kernergebnisse und, was sie für die Arbeitswelt und die Landwirtschaft bedeuten können.

Junge Menschen sind politisch unzufrieden

Die repräsentative Trendstudie untersucht seit 2010 fortlaufend, was junge Menschen bewegt. Ist die Jugend 2024 zufrieden?

Hampel: Tatsächlich dominieren derzeit Zukunftsängste das Stimmungsbild. Besonders die gesellschaftliche bzw. politische Zufriedenheit hinkt deutlich im Vergleich zu den Vorjahren, was sich z. B. im Rechtsruck der Jugend spiegelt.

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Woher kommt der Pessimismus?

Hampel: Wirtschaftliche Sorgen stehen im Vordergrund: Inflation, steigende Wohnkosten und die Angst vor Altersarmut belasten viele junge Menschen. Besonders in den letzten Jahren hatten wir eine Art „Dauerkrisenmodus“. Klimawandel, Pandemie, Kriege und die wirtschaftlichen Folgen. Das erschüttert das Vertrauen. Hinzu kommen zunehmende psychische Probleme.

Haben nur die Jüngeren psychische Probleme?

Hampel: Den Anstieg sehen wir bei allen, vermehrt aber bei jungen Menschen. 11 % der Befragten sind deshalb in ärztlicher Behandlung. Die Gründe für mehr Stress und Erschöpfung: Einerseits hat die Akzeptanz, über solche Themen zu sprechen, zugenommen, was insgesamt zu einer höheren Sichtbarkeit führt. Dazu kommt der ständige Vergleich durch die sozialen Medien. Das Selbstbild hat sich durch das Smartphone nachweislich verschlechtert. Und die erwähnten wirtschaftlichen Unsicherheiten drücken ebenfalls auf die Stimmung.

Geld ist wichtiger als Selbstverwirklichung

Hat dieser Krisenmodus Einfluss auf die Arbeitsmotivation?

Hampel: Derzeit können wir das schon beobachten. Während früher Sinn und Selbstverwirklichung an erster Stelle standen, ist Geld inzwischen der wichtigste Motivator. Deswegen sind Spaß, Sinn und Ziele erreichen auf keinen Fall unwichtig: Die Ergebnisse zeigen eher, dass manche diese Krisen als existenzbedrohlich sehen. Wenn diese Sorgen gedimmt sind, sind sie aber bereit, mehr zu arbeiten.

top agrar-Umfrage

top agrar hat im Frühjahr rund 1.300 Ausbilder und Auszubildende zur Qualität der landwirtschaftlichen Lehre befragt. Die Ergebnisse des „ZukunftsChecks“ haben wir in mehreren Artikeln für Sie aufbereitet. Hier geht es zum ersten Teil der Auswertung. Und lesen sie hier mehr über die Gen-Z in der Landwirtschaft.

Auch unser ZukunftsCheck zeigt, dass viele junge Menschen bereit sind, zusätzliche Arbeiten zu leisten, während Ausbilder das weniger wahrnehmen. Woher kommt das Missverständnis?

Hampel: Beide Seiten legen unterschiedliche Maßstäbe an, was zu Spannungen führt. Ältere Menschen haben oft das Gefühl, die jüngeren leisten nicht genug und, dass sie als Beweis noch eine „Extrameile“ gehen müssten. Die Jugend hingegen empfindet, dass sie bereits viel leistet. Wenn Berufseinsteiger dann Fehler machen, die ja völlig normal sind, verstärken sich Vorurteile oft noch. Das hat weniger mit Generationenunterschieden zu tun, sondern mit Altersstereotypen.

Was ist typisch für die Gen-Z?

Was trennt Generationen- von Altersunterschieden?

Hampel: Während wir ein Phänomen der Generationen anhand des Geburtsjahres erklären, vergleichen wir für Altersunterschiede jung und alt miteinander. Das meiste, was wir sehen, sind klassische Altersunterschiede, verbunden mit negativen Stereotypen.

Schon Sokrates beschrieb die junge Generation als faul und schlecht erzogen. Wie viel ist denn dran, an der „faulen“ Jugend?

Hampel: Es existiert kein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass junge Menschen heute fauler sind als frühere Generationen.

Was ist dann noch typisch Generation-Z?

Hampel: Ein Beispiel: Die Generation Z ist mit digitalen Technologien aufgewachsen und bringt diese Kompetenz in die Arbeitswelt. Die Kehrseite: Ein Drittel der jungen Menschen gibt an, dass sie sich selbst als handysüchtig empfinden. 26 % haben Schlafprobleme, weil sie zu viel Zeit davor verbringen.

Die Azubis sind motiviert, wollen aber, dass sie dafür durch Geld, Karrierechancen oder Wertschätzung belohnt werden."
Kilian Hampel

Und der Traum der perfekten Work-Life-Balance?

Hampel: Wieder ein Phänomen, das nicht nur die Gen-Z betrifft, sondern alle Altersgruppen. Arbeitnehmer erwarten seit der Pandemie grundsätzlich mehr Flexibilität.

Bezahlte Überstunden auf die Eins

Was wünschen sich Arbeitnehmer, unabhängig von Generation oder Alter also von ihren Führungskräften?

Hampel: Auf Platz eins der Wünsche liegen die bezahlten Überstunden. Das passt gut zu euren Umfrageergebnissen: Die Azubis sind motiviert, wollen aber, dass sie dafür durch Geld, Karrierechancen oder Wertschätzung belohnt werden. Außerdem: Konkrete Entwicklungsfelder für jeden Mitarbeiter identifizieren, Ziele stecken, Weiterbildung anbieten. Die wichtigste Voraussetzung für all das ist, dass die Führungskraft auch die Kapazität für diese Dinge hat. Zwischen wirtschaftlichen Sorgen und Fachkräftemangel gar nicht so leicht.

In der Landwirtschaft steigen die Ausbildungszahlen. Geht der Trend wieder mehr in Richtung Handwerk?

Hampel: Ausbildungsberufe bedienen das Bedürfnis nach Sicherheit. Wir sehen in der Trendstudie, dass die Auszubildenden zufriedener sind mit ihren Berufsperspektiven, als Studierende es sind. Am Ende ist die Ausbildung die bestmögliche Weise, sich für konkrete Tätigkeiten vorzubereiten, die gesellschaftlich gesucht sind. Deshalb könnte der Trend durchaus wieder umschlagen in Richtung Handwerk.

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