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„Jau, wir schaffen das!“

Wie Familie Poppen das Beste aus einem mittelständischen Sauenbetrieb macht

Entwickeln immer, aufgeben nimmer: So könnte man die Arbeitsmoral von Hermann und Nadja Poppen zusammenfassen. Das Ehepaar probiert immer wieder Neues aus, um den Betrieb zukunftsfit aufzustellen.

Lesezeit: 5 Minuten

Wie führt man einen mittelständischen Sauenbetrieb weiter, in den seit über 30 Jahren nicht mehr investiert wurde? Diese Frage stellten sich Hermann (48) und Nadja (45) Poppen, bevor sie im Fe­bruar 2018 den Hof von Hermanns ­Vater übernahmen. Finanziell war die Lage für den Betrieb mit 150 Sauen durchaus angespannt. „Wir machen uns da nichts vor. Hätten wir in der Krise 2020 noch konventionell gewirtschaftet, wären die Tore heute geschlossen“, sagt Nadja Poppen deutlich.

Schnell gelesen

Aufgeben kam für Hermann und Nadja Poppen nicht infrage, als sie 2018 einen kleinen Sauenbetrieb übernahmen.

Mit der Hofübernahme begann auch die Umstellung auf Bio. Heute halten sie 100 Schweine im geschlossenen System.

Der Kontakt zum Verbraucher, aber auch das Vernetzen mit Berufskollegen, sind ihnen besonders wichtig.

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„Erst dachten wir über einen Strohstall nach, aber die Idee scheiterte an der Finanzierung“, sagt Hermann Poppen. Auf Bio umzustellen, war eine Option, die sein alter Lehrherr schließlich ins Gespräch brachte. „Vorher haben wir alles so gemacht wie unsere Vorgänger. Als wir dann die Entscheidung für Bio getroffen hatten, fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Der Betrieb bietet so viele Möglichkeiten!“, erzählt Nadja Poppen sichtlich begeistert bei einer Tasse ostfriesischem Schwarztee.

Spielräume wiederfinden

Jetzt, sechs Jahre später, stellt das Ehepaar fest: Die Umstellung war komplexer als angenommen. Was sich immer wieder als hilfreich erwies, war der neu gewonnene Spielraum: So wurde der ursprüngliche Plan, nur Sauen zu halten, schnell über Bord geworfen. Denn es zeigte sich, dass z. B. der Absatz der Ferkel unzuverlässiger war als erwartet.

Nadja bringt von Haus aus viel Energie mit. Sie unterstützt meine Ideen und hält den Laden zusammen.“
Hermann Poppen

Seit September 2024 läuft der Hof deshalb im geschlossenen System. Auch in die Jungsauenvermehrung ist Hermann Poppen eingestiegen. „Mehr Standbeine bedeuten für uns mehr Sicherheit und bessere Verhandlungspositionen“, ist Nadja Poppen überzeugt.

Gleiches gilt für die Vermarktung. Die Familie lässt jede Woche zwei Schweine schlachten. Auf dem „Hof Sonnenschein“ gibt es schwedische Linderöds auf Outdoor-Weiden, die auch teil der Fruchtfolge sind. Außerdem halten die Poppens unter anderem Leicomas und Sattelschweine. Das Fleisch bekommen die Kunden im Verkaufshaus am Hof. Einmal in der Woche fährt Nadja Poppen zudem mit einem ihrer drei Kinder zum Markt. Seit diesem Frühjahr gibt es darüber hinaus ­einen Imbisswagen für Events und Veranstaltungen. Um sich noch breiter aufzustellen, gehören zudem Zweinutzungshühner im Mobilstall und bald eine kleine Rinderherde zum Betrieb. Ebenso geht es im Ackerbau zu: Die Poppens haben in diesem Jahr Soja in die Fruchtfolge aufgenommen und sind in die Saatgutvermehrung für Sommergerste eingestiegen.

Offen und beharrlich

Woher die Energie für das alles kommt? Aus dem eigenen Elternhaus habe Nadja Poppen mitgenommen, keine Angst vor Menschen und Beharrlichkeit zu haben. Stattdessen greift sie entschlossen zum Telefon, hakt freundlich aber bestimmt nach und gibt sich mit einer Absage, z. B. bei Fördergeldanträgen, nicht zufrieden. Hermann sei dabei die größte Unterstützung. „Er motiviert mich, weiterzumachen, auch wenn es schwierig wird“, sagt sie.

Dieser Wesenszug ist auch ein Grund dafür, dass der Hof Besucher willkommen heißt. „Wir haben mehr als 50 Führungen im Jahr, oft sogar vier in einer Woche“, sagt Hermann Poppen. Das Angebot bestand schon, als der Hof noch konventionell arbeitete, damals wurde es aber kaum nachgefragt. Nachdenklich machte Nadja Poppen eine ­Begegnung mit Schülern: „Sie standen mitten auf dem Hof und antworteten trotzdem, dass Lebensmittel aus dem Supermarkt kommen“, sagt sie.

Hermann hat eine unermüdliche Arbeitskraft. Er motiviert mich, weiterzumachen, auch wenn es schwierig wird.“
Nadja Poppen

Eine Entwicklung, die zu dieser ­Entfremdung geführt hat, ist in ihren Augen z. B. das Auflösen der CMA. Dagegen ständen heute die Werbebudgets einiger Gruppen, die im Internet falsche Informationen wie „Milch ist ein Klimakiller“ verbreiten und denen die Bauern kein ähnlich präsentes Mittel entgegensetzen können.

„Wir müssen besser werden in unserer Kommunikation“, sagt Nadja Poppen. Auch das Schwarz-Weiß-Denken der Öffentlichkeit sehen sie und ihr Mann als mögliche Falle für die Branche. „Die Medien spielen häufig konventionelle und Biolandwirte gegeneinander aus. Das ist doch verkehrt!“, sagt Hermann Poppen. Stattdessen sollte der öffentliche Dialog auf die Stärken der einzelnen Betriebe, Standorte und Ausrichtungen blicken.

Aktiv nach Austausch suchen

Doch wie gelingt das? Netzwerken, Öffentlichkeitsarbeit und gegenseitige Unterstützung im Berufsstand: Das sind die Hebel, die Familie Poppen bereits bedient – sei es bei den Hofführungen von Bildungsurlaubern, Podiumsdiskussionen oder beispielsweise den Regionaltreffen der Bioland-Betriebe.

„Mir ist es auch wichtig, offen über Geld zu sprechen“, ergänzt Nadja Poppen bestimmt. Ihre Kinder wären voll im Bilde. Sohn Hilko sitze schon als Abiturient bei Bankgesprächen mit am Tisch. Aus der Investitionssumme von 2 Millionen Euro für den Umbau auf Bio, der Höhe von Fördergeldern oder ihren Umsätzen machen die Poppens ebenfalls kein Geheimnis. Ihre Kinder hätten ein deutlich anderes Verhältnis zu Geld und zu Investitionen als sie selbst in dem Alter.

Nadja und Hermann Poppen berichten auf dem 3. Fendt Nachhaltigkeitsforum zu „Chancen – Landwirtschaft weitergedacht“ von ihrem Betrieb. Eindrücke aus 2023 gibts hier.

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