Seit US-Präsident Donald Trump direkt mit Amtsantritt ernst machte und illegale Einwanderer von den Behörden suchen und einfangen lässt, fragen sich viele Farmer, welche Auswirkungen das auf die Betriebe haben wird.
Auf der Tagung der American Farm Bureau Federation in San Antonio letztes Wochenende fasste Farm Bureau-Präsident Zippy Duvall die Stimmung in Bezug auf Massenabschiebungen und Landarbeit so zusammen: „Alle sind nervös. Ich glaube, was uns am meisten nervös macht, ist, dass wir nicht wissen, welche Schritte der vollständige Abschiebungsplan vorsieht“, berichtet das Texas Public Radio (TPR).
Duvall sagte, er höre von einigen Farmern, dass Wanderarbeiter nicht erscheinen. Aber er habe keine Berichte über Razzien der Einwanderungs- und Zollbehörde auf Farmen und in landwirtschaftlichen Betrieben gehört. Die Mitglieder seien jedoch besorgt, ihre Leute hätten Angst, zur Arbeit zu erscheinen.
„Brauchen keine Wanderarbeiter mehr“
Ganz anders sieht das laut dem Sender Sid Miller, Landwirtschaftskommissar von Texas. Er sei überhaupt nicht besorgt, die moderne Farm funktioniere auch ohne Wanderarbeiter, meint er. „Früher haben wir viele illegale Arbeitskräfte eingesetzt, aber das gibt’s heute nicht mehr“, so Miller. „Wir sind in die ‚Landwirtschaft 3.0‘ eingestiegen, also in Hightech.“ Laut Miller werden die Kühe von Melkrobotern gemolken, die Traktoren führen von selbst fahren und man könne fast alle Feldfrüchte mechanisch ernten – jetzt auch Gemüse.
Extrem schwierig, noch Leute zu finden
Da widerspricht Brent Hollard. Der Landwirt aus Nord-Illinois war auch auf der Tagung und mahnt, eine Massenabschiebung der Landarbeiter werde den Landwirten schaden. „Ob es sich um einen Ackerbaubetrieb, einen Sonderkulturbetrieb oder um eine Tierhaltung wie bei mir handelt, es ist sehr, sehr schwierig, Leute zu finden, die uns auf unseren Farmen helfen“, sagte Hollard laut TPR. „Wir haben einige Landarbeiter, die wir einsetzen.“
Vertrauen in Trump
Volles Vertrauen in die neue Regierung hat Roy Coffer, Landwirt aus Oregon. Er ist nicht allzu besorgt, da Präsident Trump ja versprochen hat, kriminelle Einwanderer ins Visier zu nehmen. „Wir erwarten, dass die Kriminellen und wirklich schlechten Menschen abgeschoben werden, aber den hart arbeitenden Menschen werde es gut gehen“, ist Coffer überzeugt.
Für harte Abschiebungen sorgen soll Tom Homan, der schon in Trumps erster Amtszeit Chef der Immigration and Customs Enforcement (ICE) war. Nun ist er neuer Grenzschutzbeauftragter. Homan stellt klar, die ICE werde sich darauf konzentrieren, kriminelle Einwanderer festzunehmen und keine Massenrazzien am Arbeitsplatz durchführen. Doch gerade erst hat Trump Berichten zufolge die ICE-Beamten aufgefordert, die Zahl ihrer Festnahmen zu erhöhen. Dies könnte bedeuten, dass nun auch Einwanderer festgenommen werden, die keine Verbrechen begangen haben. Und die Einwanderergemeinschaften reagieren, als ob dies bereits der Fall wäre.
Kinder werden nicht zur Schule geschickt
„Wir sehen bereits, dass die Leute nicht zur Arbeit erscheinen. Sie schicken ihre Kinder nicht zur Schule", sagte Kathleen Bush-Joseph, Politikanalystin am Migration Policy Institute laut dem Radiobericht. Sie befürchtet, ein aggressives Vorgehen gegen die Einwanderung hätte weitreichende Auswirkungen in ganz Amerika – in mehreren Wirtschaftssektoren.
„Wir wissen, dass illegale Einwanderer im ganzen Land arbeiten. Sie machen einen großen Teil der Belegschaft aus. Wenn plötzlich viele von ihnen abgeschoben werden oder aus Angst vor einer Abschiebung nicht zur Arbeit gehen können, wird das meiner Meinung nach sehr reale Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung haben, ob genügend Lebensmittel verfügbar sind oder nicht.“
Das befürchtet auch Farm Bureau-Präsident Zippy Duvall. Der Verlust von Wanderarbeitern könnte sich auf die Lebensmittelkosten und -versorgung auswirken. Und das ist etwas, das viele Verbraucher bemerken werden. „Besonders nach COVID ist unsere breite Öffentlichkeit sensibler gegenüber der Verfügbarkeit von Lebensmitteln. Das Lebensmittelsystem als Ganzes, vom Bauernhof bis auf den Teller“, sagte Duvall. „Und ich denke, dieses Interesse wird unseren Kongress stark unter Druck setzen, zu sagen, dass unser Lebensmittelsystem von einer stabilen Belegschaft abhängt.“
Dann lasst uns ein Gastarbeiterprogramm aufbauen
Eine Idee dazu hat der texanische Senator John Cornyn. Er schlägt ein robustes Gastarbeiterprogramm wie das Bracero-Programm vor. „Es gibt keinen Grund, warum das nicht wieder funktionieren könnte, denn viele Migranten wollen auf Saisonbasis kommen und arbeiten und dann mit ihrem Verdienst zu ihren Familien nach Hause zurückkehren“, sagte Cornyn.
Aber ein solches Programm müsste den Kongress passieren, und das Farm Bureau ist mehr daran interessiert, zuerst ein neues Landwirtschaftsgesetz und ein Steuergesetz zu verabschieden, so der Radiosender.
In der Zwischenzeit würden sich die Landwirte fragen, wie sie heute ohne Wanderarbeiter Landwirtschaft betreiben sollen.