Nach der Bundestagswahl 2025 steht auch die Agrarpolitik im Bundestag vor einem Umbruch. Wegen der Verschiebungen bei der Sitzverteilung unter den Parteien, die durch das Wahlergebnis zustande gekommen sind, wird auch der Agrarausschuss wohl mit vielen neuen Gesichtern besetzt werden.
Mehrere Agrarpolitiker sind nicht mehr zur Wahl angetreten. Dazu gehören der noch amtierende Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und seine Vorgängerin Renate Künast von den Grünen, Hans-Jürgen Thies von der CDU, Max Straubinger von der CSU sowie Susanne Mittag von der SPD.
Wie haben sich aber die angetretenen Agrarpolitiker und die Abgeordneten mit Bezug zur Landwirtschaft bei der Bundestagswahl geschlagen? Eine Übersicht:
CDU/CSU-Agrarier holen Direktmandate
Von den bisherigen Mitgliedern aus dem Agrarausschuss des Bundestages, können einige der Unionskandidaten ihre Direktmandate halten. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Agrarsprecher der Union Albert Stegemann hat den Wahlkreis Mittelems in Niedersachsen erneut mit deutlichem Abstand direkt gewonnen. Er holte dort das Direktmandat mit 43,8 % der Stimmen. Im Nachbarwahlkreis Cloppenburg – Vechta erhält Silvia Breher von der CDU mit 45,8 % die meisten Erststimmen. Die ehemalige Geschäftsführerin des dortigen Kreislandvolks sitzt seit 2017 für den Wahlkreis im Bundestag und ist seit 2019 stellvertretende Parteivorsitzende der CDU.
In Baden-Württemberg erringt der Landwirt und Agrarpolitiker Hermann Färber (CDU) wieder ein Direktmandat mit 37,1 % der Stimmen in seinem Wahlkreis Göppingen. Auch Christina Stumpp (CDU) hat im Ländle ein Direktmandat mit 37,7 % der Erststimmen erhalten. Ebenso der bisherige Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU), der seinen Wahlkreis Ludwigsburg mit 36,5 % gewann. Aus Sachsen-Anhalt zieht über die Landesliste Dieter Stier (CDU) wieder in den Bundestag ein. Seinen Wahlkreis im Burgenland hat er allerdings an den AfD-Kandidat Martin Reichardt verloren.
Für die CSU in Bayern hat der Agrarpolitiker Artur Auernhammer das Direktmandat in seinem Wahlkreis Ansbach mit 41,8 % errungen. Der AfD-Kandidat Stefan Wigler kommt dort mit 21,2 % auf Platz zwei.
SPD muss sich in der Agrarpolitik neu sortieren
Bei den SPD-Agrarpolitikern stehen einige Wechsel an. Im Börde - Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt hat die SPD-Agrarpolitikerin Franziska Kersten das Direktmandat verloren. Sie holte in dem Wahlkreis nur den dritten Platz mit 13,6 % der Stimmen. Sie zieht nun über die Landesliste in den Bundestag ein, wo sie an Platz zwei steht. Gewonnen hat den Wahlkreis Jan Wenzel Schmidt von der AfD mit 43,2 % der Erststimmen. Zweite wurde in dem Wahlkreis Anna Aeikens (CDU) mit 22,4 % der Stimmen, sie zieht über die Landesliste der CDU in den Bundestag ein. Sie ist die Tochter des ehemaligen CDU-Agrarministers von Sachsen-Anhalt und späteren Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Hermann Onko Aeikens.
Der SPD-Generalsekretär Matthias Miersch hat im Wahlkreis Hannover-Land II mit 31,8 % erneut die meisten Stimmen erhalten. Vor Übernahme des Postens des Generalsekretärs hatte Miersch jahrelang die Umwelt- und Agrarpolitik in der SPD-Fraktion verantwortet. Aus Rheinland-Pfalz zieht Isabel Mackensen-Geis (SPD) über die Landesliste in den Bundestag ein. In ihrem Wahlkreis Neustadt – Speyer erreichte sie nach dem CDU Kandidaten Johannes Steininger Platz zwei mit 21,9 % der Erststimmen.
Hochs und Tiefs bei den Grünen in der Agrarpolitik
Die Grünen werden sich in der Agrarpolitik nach der Bundestagswahl neu aufstellen. Weder der bisherige Bundesagrarminister Cem Özdemir noch Renate Künast, die die Agrarpolitik in der Fraktion lange fest in den Händen hielt, kandidierten mehr für den Bundestag. In Bayern zieht dafür Karl Bär (Grüne) über die Landesliste wieder in den Bundestag ein. Bei den Erststimmen konnte er in seinem Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen – Miesbach nur den dritten Platz nach CSU und AfD mit 14,8 % der Stimmen erreichen.
Über ein gewonnenes Direktmandat kommt hingegen Zoe Mayer von den Grünen erneut in den Bundestag. Sie hat im Wahlkreis Karlsruhe-Stadt mit 30,6 % die meisten Stimmen der Wählerinnen und Wähler erhalten. Als ihre Schwerpunkte gelten die Klimaschutz- und die Tierschutzpolitik. In NRW zieht über die Landesliste die bisherige Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium Ophelia Nick (Grüne) in den Bundestag. In ihrem Wahlkreis Mettmann Nord erhält sie 11,11 % der Stimmen und landet dort nach CDU, SPD und AfD auf Platz vier.
Über den ersten Platz auf der Landesliste in Mecklenburg-Vorpommern schaffte die zweite Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium Claudia Müller (Grüne) den Wiedereinzug in den Bundestag. Auch der langjährige Umwelt- und Agrarpolitiker der Grünen Harald Ebner aus Baden-Württemberg ist über die Landesliste wieder in den Bundestag eingezogen.
Linke Agrar-Obfrau bleibt im Bundestag
Bei den Linken erreicht die Agrarpolitikerin Ina Latendorf über die Landesliste von Mecklenburg-Vorpommern den Bundestag. In ihrem Wahlkreis in Nordwestmecklenburg wurde sie mit 12,7 % Vierte hinter dem siegreichen Kandidaten der AfD, CDU und SPD auf Platz zwei und drei.
Abschied von FDP-Agrarpolitikern
Mit der FDP ausgeschieden aus dem Bundestag sind die FDP-Agrarpolitiker Carina Konrad und Gero Hocker. Konrad war FDP-Spitzenkandidatin für Rheinland-Pfalz und holte in ihrem Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück 5,41 % der Stimmen. Wahlkreissieger wurde dort der CDU-Kandidat Marlon Bröhr mit 38,2 %.
Hocker erlebte am Abend in seinem Wahlkreis Verden/Osterholz in Niedersachsen das Ausscheiden seiner Fraktion aus dem Bundestag. Er selbst bekam 3,01 % der Erststimmen. Gewonnen hat dort der Kandidat der CDU, Andreas Mattfeldt, mit 35,9%. Ebenso ergeht es Ulrike Harzer aus dem Erzgebirge in Sachsen und Karlheinz Busen aus dem Wahlkreis Borken in NRW, die nun aus dem Bundestag und der Arbeit im Agrarausschuss ausscheiden.
Freie Wähler schaffen es nicht, AfD-Agrarier hingegen schon
In Bayern hat der bayerische Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger von den Freien Wählern in seinem Wahlkreis Rottal-Inn mit 23 % der Erststimmen den Einzug in den Bundestag verpasst. Er landet in seinem Wahlkreis damit nur auf dem dritten Platz. An der Spitze liegt laut vorläufigem Endergebnis CSU-Politiker Günter Baumgartner (34,9 %). Auch Bayerns AfD-Spitzenkandidat Stephan Protschka landet im gleichen Wahlkreis mit 23,1 % knapp vor Aiwanger. Die Freien Wähler hatten gehofft, über drei Direktmandate in den Bundestag einzuziehen, was nicht gelungen ist.
Für die AfD zieht neben dem Agrarpolitiker Protschka auch Peter Felser erneut in den Bundestag über die Landesliste in Bayern ein. Über die Landesliste von Rheinland-Pfalz kommt Bernd Schattner (AfD) ins Parlament.
Felßner soll ohne Bundestagsmandat Agrarminister werden
Der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner, hat bei der Bundestagswahl 2025 den Einzug in den Bundestag verpasst. Die 44 Sitze für die CSU entfallen ausschließlich auf Direktmandate. Felßner stand lediglich auf der Liste und kam daher nicht zum Zuge. CSU-Parteichef Markus Söder hatte allerdings angekündigt, dass der Bauernpräsident auch dann Bundeslandwirtschaftsminister werden solle, wenn er nicht in den Bundestag komme.
Wie haben sich die Promis im Bundestagswahlkampf geschlagen?
Friedrich Merz (CDU) gewann sein Direktmandat im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen mit großem Abstand. Der 69-Jährige lag nach Auszählung aller Stimmen deutlich vor dem SPD-Kandidaten Dirk Wiese, der zuletzt als stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender für Landwirtschaft zuständig war. Merz erreichte demnach 47,72 %, Wiese 21,39 %. Dirk Wiese zieht nun über die Landesliste der SPD in den Bundestag ein.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) konnte seinen Wahlkreis in Schleswig-Holstein nicht verteidigen. Mit 22,6 % liegt der Kanzlerkandidat von Bündnis 90/Die Grünen in Flensburg-Schleswig hinter der CDU-Kandidatin Petra Nicolaisen (26,5 %). 2021 hatte Habeck den Wahlkreis noch gewonnen. Habeck zieht nun über seinen Landeslistenplatz zwei bei den Grünen in den Bundestag ein.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) holt über die Landesliste in Sachsen-Anhalt ihr Ticket für den neuen Bundestag. In ihrem Wahlkreis Anhalt – Dessau – Wittenberg wird sie bei den Erststimmen mit 4,8 % nur Fünfte.
Die ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bleibt Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Sie setzte sich im Wahlkreis Kreuznach mit 32,3 % gegen ihren SPD-Herausforderer Joe Weingarten durch.