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topplus Startschuss für EuroTier

„Internationale Sichtbarkeit“: Weil lobt niedersächsische Tierhaltungsbranche

Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil will in der Agrarpolitik „bürokratisch abrüsten“. DLG-Chef Paetow fordert eine „Zeitenwende im Agrarbereich“. So lief die Eröffnung der EuroTier.

Lesezeit: 5 Minuten

Die nach den vorzeitigen Bundestagswahlen im Frühjahr 2025 gebildete Bundesregierung muss den Bürokratieabbau in der Landwirtschaft weiter vorantreiben und wirtschaftliche Perspektiven für den Sektor entwickeln. Das hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil am Dienstag (12.11.) anlässlich der Eröffnung der EuroTier in Hannover gefordert. Dafür notwendig ist laut dem SPD-Politiker eine „gemeinsame Agenda“ von Politik und Wirtschaft.

„Was ich mir wirklich wünsche, ist, dass wer auch immer künftig regiert, die Lehren aus den vergangenen Jahren zieht“, erklärte Weil. Es brauche einen „verlässlichen Fahrplan“, der Unternehmen die Möglichkeit gebe, „guten Gewissens zu investieren“.

„Agrarland Nummer eins“

Dass das Agribusiness im „Agrarland Nummer eins“ Niedersachsen mit rund 400.000 Arbeitsplätzen die zweitwichtigste Branche sei, betonte Weil. Die hoch spezialisierte Tierhaltungsbranche insbesondere im Westen des Flächenlandes genieße „internationale Sichtbarkeit“.

Auch deshalb habe er die Bauernproteste zur Jahreswende 2023/24 nicht vergessen. Eine der Ursachen für die Unzufriedenheit macht der Ministerpräsident in den zahlreichen Berichts- und Dokumentationspflichten aus, die die Betriebe „von ihrer eigentlichen Arbeit abhalten“.

Trends für moderne Nutztierhaltung

Die EuroTier gilt als Weltleitmesse für professionelle Tierhaltung und Livestock-Management. Sie findet in diesem Jahr unter dem Leitthema „We innovate animal farming“ statt. Getreu diesem Motto präsentiert die internationale Fachmesse an vier Messetagen Innovationen und Trends für eine moderne Nutztierhaltung. Parallel hat auch die EnergyDecentral als Leitmesse für dezentrale Energien ihre Tore geöffnet. Sie bildet die gesamte Wertschöpfungskette einer nachhaltigen Energieproduktion ab.

Über 2.200 Aussteller aus 51 Ländern nehmen an der EuroTier und der EnergyDecentral teil. Sie präsentieren noch bis zum 15. November auf über 220.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche Dienstleistungen und Visionen für die Zukunft ihrer Branchen.

Zwar sei man im Bereich des Bürokratieabbaus schon ein Stück vorangekommen, „aber längst noch nicht da, wo wir hinmüssten“. Die neue Bundesregierung müsse sich in der kommenden Legislaturperiode noch intensiver damit auseinandersetzen, wo „bürokratisch abgerüstet“ werden könne. Weil sicherte dazu aktive Unterstützung aus dem Bundesland Niedersachsen zu.

DLG-Chef Paetow gegen Abstockung

Gegen eine politisch verordnete Bindung der Tierproduktion an die heimische Nachfrage hat sich der Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), Hubertus Paetow, gewandt. Dies sei nichts anderes als Protektionismus und Renationalisierung der Wirtschaft, sagte Paetow bei der Eröffnung der EuroTier 2024.

Dem DLG-Präsidenten zufolge kann der wachsende globale Bedarf an tierischen Produkten nur dann erfüllt werden, wenn eine nachhaltige Tierproduktion in Europa einen Teil dieser Nachfrage bedient.

Für Paetow steht eine exportorientierte Veredelungswirtschaft nicht im Widerspruch zu einer nachhaltigen Ernährung der hiesigen Bevölkerung: „Was spricht dagegen, dass wir uns in Europa weniger klimaschädlich ernähren und trotzdem unseren Beitrag dazu leisten, dass in anderen Teilen der Welt die Konsumenten ihren Bedarf an nachhaltig erzeugten tierischen Produkten decken können?“

Im Inland erwartet der DLG-Präsident eine Stabilisierung der Nachfrage auf niedrigem Niveau. Beim Konsum tierischer Erzeugnisse sei offenbar ein Stand erreicht, der für viele einen vertretbaren Kompromiss zwischen Genuss und ökologischer Vernunft darstelle.

Klimawirkung messbar machen

Paetow plädierte dafür, den Einfluss der Tierhaltung auf den Klimawandel differenziert zu betrachten. Er verwies auf erhebliche Unterschiede zwischen den Tierarten bei den Emissionen, hob den positiven Beitrag des genutzten Grünlandes hervor und machte auf die Emissionen bei der Verarbeitung aufmerksam, die auch bei den pflanzlichen Lebensmitteln eine Rolle spielten: „Ein Hähnchen aus deutscher Stallhaltung kann eine genauso gute Treibhausgasbilanz aufweisen wie ein Ersatzprodukt aus importiertem Seitan.“

Eine verbesserte Klimawirkung der Ernährung gelinge nicht dadurch, dass man die heimische Erzeugung behindere, ist der DLG-Präsidenten überzeugt. Erforderlich sei vielmehr eine Ernährungspolitik, „die Klimawirkung messbar und transparent macht und darauf aufbauend wirksame Anreize auf der Verbraucherseite setzt“.

Falsches Signal

Als Alarmsignal wertet Paetow die Investitionszurückhaltung im Bereich der tierischen Erzeugung, und zwar sowohl in mehr Tierwohl als auch in Kapazitätserweiterung. Dies stehe im Widerspruch zur gegenwärtig guten Liquidität vieler Betriebe und ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Vor allem junge Menschen hätten Zweifel an der Zukunft des Geschäftsmodells Tierproduktion. Diese „toxische Stimmung“ zu überwinden, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Eine Mitschuld für die schlechte Stimmung sieht der DLG-Präsident bei der Politik. Die fehlende Bereitschaft, die Ergebnisse der Borchert-Kommission umzusetzen, und die Finanzierung des gesellschaftlich geforderten Umbaus der Tierhaltung auf den Weg zu bringen, sende ein falsches Signal: „So ernst ist es uns als Gesellschaft mit dem Umbau der Tierhaltung dann wohl doch nicht, als dass wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine 2 bis 3% höhere Mehrwertsteuer auf tierische Produkte zumuten wollten.“ Gleichzeitig überbiete sich der Handel zwar bei den Ankündigungen, aber weniger bei den Einkaufspreisen für Tierwohlprodukte.

„Aus solch widersprüchlichen Signalen lassen sich keine betrieblichen Investitionsstrategien aufbauen“, stellte der DLG-Präsident fest. Stattdessen müssten sich Landwirtschaft und Politik wieder auf zuverlässige Entscheidungsgrundlagen unternehmerischen Handelns besinnen. Für Paetow sind das globale Nachfrage, technischer Fortschritt und Produktinnovation: „Wir brauchen eine Zeitenwende auch im Agrarbereich.“

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