Mit der nahezu ungebremsten Ausbreitung des Wolfs haben auch die Nutztierrisse in Deutschland stark zugenommen. Der Unmut wurde schließlich so groß, dass Bundesumweltministerin Steffi Lemke im vergangenen Jahr mit den Ländern die Möglichkeit für Schnellabschüsse schuf. Problemwölfe sollten so schnell und „unbürokratisch“ entnommen werden können. In der Realität sieht es leider anders aus: Nach wie vor stehen den Schnellabschüssen hohe Hürden im Weg.
Kaum Schnellabschussverfahren
Die agrarpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Ulrike Harzer, hat sich deshalb in einer Schriftlichen Anfrage beim Bundesumweltministerium erkundigt, wie oft es seitdem eine Entnahmegenehmigung für Wölfe gab, die erfolgreich durchgeführt wurde.
Die Antwort fällt ernüchternd aus: Nach Auskunft des Umweltressorts wurden 2024 nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gerade einmal drei Wolfsindividuen durch Managementmaßnahmen entnommen. Im gesamten Monitoringjahr 2023/2024 (Mai bis April des Folgejahres) waren es fünf Wölfe.
Das Bundesumweltministerium kann zudem nicht sagen, ob diese Tiere im Rahmen der Schnellabschussregelung getötet wurden oder auf anderer Rechtsgrundlage, denn dies „wird von der Bundesregierung nicht erfasst. Der Vollzug der Schnellabschussregelung ist Aufgabe der Länder.“
Bundesumweltministerium erfasst keine Zahlen
Aus Harzers Perspektive ist das ein Offenbarungseid: „Bundesumweltministerin Lemke hat ihre Schnellabschussregelung für Wölfe als rechtssicher, pragmatisch und wirksam bezeichnet. Nun stellt sich in der Antwort auf meine Frage an sie heraus: Das Bundesumweltministerium erfasst gar nicht, wie viele übergriffige Wölfe anhand dieser Regelung entnommen werden und hält sich für nicht zuständig!“
Die FDP-Politikerin weist darauf hin, dass seit Beschluss des Schnellabschusses am 01.12.2023 laut Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bis heute nur vier Wölfe deutschlandweit durch Managementmaßnahmen entnommen wurden - bei mindestens 478 tödlichen Wolfsübergriffen auf Herdentiere im Jahr 2024. „Wie Bundesumweltministerin Lemke weiterhin behaupten kann, die Schnellabschussregelung ‚ist und bleibt ein gutes Instrument‘, bleibt völlig schleierhaft“, moniert Harzer.
Harzer: Brauchen regionales, aktives Wolfsmanagement
Nach ihrer Erfahrung spielt die Schnellabschussregelung in der Praxis für Behörden und Weidetierhalter weiterhin keine große Rolle und hilft nicht bei der Bewältigung der zahlreichen Probleme mit dem Wolf in der Praxis. Das zeigt sich auch daran, dass das einzige öffentlich bekannte versuchte Schnellabschussverfahren Mitte 2024 vor Gericht gekippt wurde. „Was wir brauchen, ist mehr Ordnung mit einem regionalen, aktiven Wolfsmanagement, dass die Wolfspopulation effektiv begrenzt“, fordert die Bundestagspolitikerin.