Eines ist klar: Donald Trump will die Interessen der USA mit aller Macht durchsetzen, und die Handelspolitik ist für den Republikaner dabei ein wichtiges außenpolitisches Instrument. Dennoch beobachten auch die Landwirte in den USA den Kurs der Trump-Administration mit gemischten Gefühlen – vor allem wegen seiner Energiepolitik. Doch wie steht es um die Agrarmärkte in Europa und Deutschland? Analysten sind sich sicher: Wenn Trumps Entscheidungen die Kurse an der weltgrößten Börse für Agrarrohstoffe, der Chicago Board of Trade (CBoT), beeinflussen, dann auch den Handel an der Euronext in Paris und damit den Kassamarkt in Deutschland.
Trump trifft stabile Märkte
Der „Trump-Faktor“ trifft fundamental auf einen eher bullishen Markt für Mais und Weizen, da die Endbestände weltweit rückläufig sind. Am Ölsaatenmarkt kann die Stimmung als neutral bezeichnet werden. Steigende globale Endbestände bei Sojabohnen wirken preisdämpfend. Auf der anderen Seite sind die Bilanzen bei Raps, Sonnenblumen und Palmöl knapp. Unter dem Strich sind die Voraussetzungen für zumindest stabile Getreide- und Ölsaatenpreise 2025 gegeben. Allerdings wetten Finanzinvestoren an der CBoT derzeit mit einer Netto-Long-Position bei Mais und Sojabohnen auf steigende Preise, während sie bei Weizen netto short sind, also von fallenden Preisen ausgehen.
An dieser Haltung hat auch der Einzug von Trump in das Weiße Haus bisher wenig geändert, der im Wahlkampf eine Vielzahl von Zolldrohungen ausgesprochen hatte und sie leicht verzögert Anfang Februar teilweise umsetzte:
10% auf alle Einfuhren aus China
25% auf Importe aus Kanada – bei Energie nur 10 %
25% auf Importe aus Mexiko
Noch am selben Tag wurden die Zölle gegen Mexiko und Kanada nach Verhandlung wieder vorübergehend ausgesetzt. Analysten auf den Rohstoffmärkten schauen trotz des Handelsstreits und der Unruhe relativ gelassen auf die Entwicklung. Die Börsen reagierten nur mit sehr moderaten Kursschwankungen.
Raps und Biodiesel unter Druck?
Doch Vorsicht: Vor allem bei Kanada sollte man genauer hinschauen, denn wenn dieser Konflikt eskaliert, würde darunter der Rapsmarkt in Europa leiden. Ein Einbruch des Absatzes von Canola-Öl auf dem wichtigen US-Markt, würden die Canola-Preise in Kanada nach unten ziehen und damit Exporte in die EU attraktiver machen. Von den Zöllen gegenüber China wären die Lieferungen von gebrauchtem Speiseöl betroffen, das in den USA zu Biodiesel verarbeitet wird. Auch für China wäre in diesem Fall die EU ein alternativer Absatzmarkt. Beide Szenarien würden den Rapsmarkt in der EU belasten.
Die US-Agrarpolitik ist unter Donald Trump unkalkulierbar. Er sorgt für Unruhe auf den Märkten.
Anders ist die Lage bei Soja. Sollte der Handelskrieg zwischen den USA und China eskalieren, erwarten Analysten chinesische Strafzölle auf Sojabohnen aus den USA. Die Wirkung wären allerdings begrenzt. Denn die Lieferungen der USA nach China dürften im ersten Halbjahr 2025 ohnehin stark zurückgehen. China importierte im Jahr 2024 eine Rekordmenge von 105Mio.t Sojabohnen und erhöhte so seine Vorräte. Die USA profitierten aber nicht von diesem Boom, denn ihre Sojabohnenexporte in die Volksrepublik gingen 2024 um knapp 6% auf rund 22Mio.t zurück. Die Importe aus Brasilien stiegen dagegen um knapp 7% auf rund 75Mio.t.
Mit dem Start der Sojabohnenernte in Brasilien verlagert sich der Einkauf Chinas nun saisonal bedingt ohnehin nach Südamerika, sodass China vorerst nicht einmal Zölle einführen müsste, sondern die USA schlicht mit Nichtachtung strafen könnten. Auf der anderen Seite hat China als Absatzmarkt für die USA an Bedeutung verloren, was den Effekt chinesischer Strafzölle minimiert.
Biokraftstoffmarkt „bibbert“
Am meisten fürchten die US-Farmer derzeit eine Kehrtwende in der Biokraftstoffpolitik der Amerikaner. Trump hat in seinem Wahlkampf eine stärkere Förderung von fossilem Öl und Gas versprochen und gegen die erneuerbaren Energien gewettert. Auch die designierte neue Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins kritisierte in der Vergangenheit, dass Biokraftstoffe schlecht für Wirtschaft und Umwelt seien und zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise geführt hätten.
Sollte die US-Regierung in diesem Bereich Kürzungen vornehmen, würde sich das unmittelbar auf die inländische Nachfrage von Mais und Sojabohnen auswirken und die Preise vielleicht schon im Frühjahr drücken. Das wiederum könnte den Anbau von Sommerweizen attraktiver machen und das globale Weizenangebot erhöhen. Damit würden Preisfantasien beim Weizen gedämpft. Stand heute, werden allerdings keine massiven Einschnitte erwartet, denn dies würde den ländlichen Raum besonders hart treffen, in dem die Republikaner traditionell besonders stark sind.
Weizenrallye möglich!
Derzeit gibt es nur ein Szenario, das eine ähnliche Rallye am Weizenmarkt auslösen könnte wie 2022: Trump will den Krieg in der Ukraine unbedingt schnell beenden und scheint bereit, alle nicht-militärischen Mittel einzusetzen. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt verschärfte er die Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Bisher waren russische Getreideexporte ausdrücklich von den Sanktionen ausgenommen. Sollte Trump diese rote Linie überschreiten, würde dies zu einem starken Anstieg der Weizenpreise führen.
Ein weiteres Spielfeld, das es im Auge zu behalten gilt, ist der Euro-Dollar-Kurs. Das Wirtschaftswachstum in den USA und Trumps Zollpläne dürften die Inflation anheizen, was zu höheren Zinsen führt. Dies stärkt den US-Dollar gegenüber dem Euro. In diesem Szenario verbessern sich die Exportchancen für EU-Weizen, während die EU-Importe von Mais, Soja und Canola teurer werden.
Vermarktung anpassen?
Die Frage, ob deutsche Landwirte nach der Vereidigung Trumps ihre Vermarktungsstrategie ändern sollten, lässt sich daher nicht eindeutig beantworten. Klar ist aber, dass die US-Agrarpolitik unter Trump unkalkulierbarer wird.
Beim Weizen gibt es derzeit mehr Potenzial nach oben als nach unten. Kurzfristig sollten sich die Preise auf dem aktuellen Niveau halten können, denn bei einem weiteren Rückgang besteht die Gefahr, dass der Anbau von Sommerweizen in Nordamerika und Russland eingeschränkt wird, da die Erzeugerpreise in marktfernen Regionen bereits nahe oder unter den Produktionskosten liegen. Das knappe Angebot am Rapsmarkt sollte die Preise auf einem Niveau von deutlich über 500€/t halten. Eine Verlagerung der Warenströme von Canola aus Kanada und Altspeiseöl aus China auf den EU-Markt könnte Raps jedoch stärker unter Druck setzen und unter 500€ drücken.