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topplus Strommarkt Dezember

Trotz Zubau: 20 % weniger Windstrom wegen Dunkelflaute

Die Erneuerbaren Energien bleiben hochpreisig. Im Dezember fehlte erneut der Wind und trieb die Strompreise am Spotmarkt zeitweise auf Rekordniveau.

Lesezeit: 5 Minuten

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Der seit dem Herbst zu beobachtende Anstieg der kurzfristigen Strompreise am Spotmarkt schwächte sich im Dezember leicht ab. Jedoch bleiben die Preise auf hohem Niveau. Verantwortlich für die festen tagesaktuellen Preise am Spotmarkt ist im Winterhalbjahr meist das Windaufkommen. Und in der Tat ist laut Statistik auf Jahressicht 2024 rund 2% weniger Strom als im Jahr zuvor durch Windkraftanlagen an Land erzeugt worden. Und das trotz des zwischenzeitlichen Zubaus an neuen Kapazitäten.

20 % weniger Windstrom im Dezember

Besonders auffällig wich die Windstromproduktion nun aber im November und Dezember von den Vorjahreswerten ab. So erreichte die Windstromproduktion im November 2024 „nur“ 12,5 % an der Gesamtstromerzeugung (November 2023: 16,3 %), im Dezember 2024 lag der Wert bei 14,8% (Dezember 2023: 18,4 %).

Rekordstrompreis dank Dunkelflaute

Wie aber schlug sich die verhaltene Winderzeugung am Markt nieder? Die Strompreise am Spotmarkt schossen zwischen dem 11. und 12. Dezember auffällig in die Höhe und erreichten in diesem Zeitraum erneut das Niveau der Dunkelflaute von Anfang November. Ab dem Nachmittag bis 20 Uhr des 11. Dezembers handelte der Intraday-Preis (Average) durchgehend bei über 1.000 €/MWh. Wie die Analysten von Next Kraftwerke berichten, handelte es sich dabei um den Rekord des vergangenen Gesamtjahres auf dem Intraday-Markt bezogen auf den Average-Preis.

Auch die Day-Ahead-Preise lagen an diesen beiden Tagen sehr hoch. Insbesondere am 12. Dezember waren nahezu alle Markteilnehmer „long“ und hatten sich zu hohen Preisen eingedeckt, um einer Knappheit im Intraday wie am Vortag zu entgehen. Man könnte sagen, sie waren bereit eine Risikoprämie zu zahlen, um im Intraday nicht kalt erwischt zu werden. Für die 17. Stunde des 12. Dezembers handelte eine Megawattstunde im Day-Ahead daher gar bei 936,28 €.

Strommarkt wird unberechenbarer

Im Tagesdurchschnitt notierte der Day-Ahead-Preis am 12. Dezember bei 395,34 €/MWh, was zugleich das Monatshoch darstellte. Bemerkenswert war die Preisentwicklung am 12. Dezember auf dem Intraday-Markt: Aufgrund der Überdeckung des Marktes implodierten die Preise bereits am Vormittag im Handelsverlauf und erreichten nicht die befürchteten Niveaus des Vortags. Am Nachmittag lagen die Intraday-Preise sogar unterhalb der Day-Ahead-Preise.

Als in den folgenden Tagen der Wind wieder auffrischte, gaben die Preise allerdings stark nach. So lagen die Preise im Intraday- und Day-Ahead-Handel in allen Stunden zwischen dem 14. Dezember und 26. Dezember durchgängig unter 150 €/MWh, immer wieder sogar im knapp negativen Bereich.

Dunkelflaute trifft ganz Europa

Interessant an der Dunkelflaute des Dezembers – bereits der zweiten in diesem Jahr – war der europäische Blick: Auch in den Nachbarländern Deutschlands verzeichneten die kurzfristigen Strompreise heftige Ausschläge nach oben. Der niederländische Day-Ahead-Preis erreichte am 11. Dezember einen Tagesschnitt von 355,58 €/MWh, in Österreich wurden sogar 358,87 €/MWh verzeichnet. Belgien lag mit 276,65 €/MWh etwas darunter, während die Schweiz mit einem Day-Ahead-Preis von unter 200 €/MWh den Höchstwerten ihrer Nachbarn entging.

Spotpreis bleibt bei rund 11 Cent

Im Durchschnitt notierte der Spotpreis im Dezember bei 10,832 Cent pro Kilowattstunde (-5 % im Vergleich zum Vormonat). Diesen Preis erhalten Bioenergieanlagen und Wasserkraftanlagen, da sie nahezu konstant – eben in jeder Stunde des Monats – Strom liefern. Der mengengewichtete Durchschnittspreis für Strom aus Windkraftanlagen an Land landete bei 7,237 Cent pro Kilowattstunde (-18,5 % im Vergleich zum Vormonat), Offshore-Windkraftanlagen erreichten aufgrund höherer Auslastung sogar 8,077 Cent pro Kilowattstunde (-15 % im Vergleich zum Vormonat). Photovoltaikanlagen erzielten einen Durchschnitt von 11,171 Cent pro Kilowattstunde (+10,9 % im Vergleich zum Vormonat). Dieser Wert markiert zwar das Jahreshoch für die Photovoltaik, aufgrund weniger Sonnenstunden sollte er aber nicht überinterpretiert werden.

Erneuerbare decken 62 % des Strombedarfs

In der Jahresrückschau ergibt sich laut Fraunhofer ISE ein Gesamtanteil von über 62 % Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung – ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Noch 2020 lag der Anteil lediglich bei 49%. Die stetig ansteigenden Anteile der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung schlagen sich auch in den Treibhausgasemissionen nieder: Im vergangenen Jahr sanken diese im Stromsektor nach Schätzungen der Denkfabrik Agora Energiewende um 9 %.

Erdgas teurer mit fast 50 €/MWh

Ebenso wie die kurzfristigen Strompreise verharrten auch die Preise für Erdgas auf dem hohen Niveau des Vormonats, verzeichneten aber durchaus nennenswerte Schwankungen. Der THE Day-Ahead-Preis für Erdgas begann den Dezember mit einem Preis von 49,30 €/MWh, gab zur Monatsmitte wohl aufgrund milder Witterung und gut gefüllter Gasspeicher (83,8 % am 15. Dezember) bis knapp über die 40-Euro-Marke nach, um das Jahr bei 49,69 €/MWh zu beenden. Zwar liegen die Gasspeicherfüllstände unter den Werten des Vorjahres, doch auf eine Mangellage im Verlaufe des Winters 2024/25 deutet wenig hin.

Nahezu im Gleichschritt zu den Preisverläufen für Erdgas bewegten sich die Preise für Strom im längerfristigen Terminmarkthandel. Das Frontjahr 2025 ging bei Preisen knapp unter 100 €/MWh aus dem Jahr.

Regelenergie wieder teurer

Der Regelenergiemarkt der Übertragungsnetzbetreiber, der der Stabilisierung der Netzfrequenz durch kurzfristige Reserven dient, zeigte sich laut den Analysten von Next Kraftwerke fest. Die Preise für negative Reserven, die das Drosseln der Stromproduktion bei Stromüberschüssen übernehmen, erhöhten sich im Dezember entgegen dem Trend der letzten Monate wieder.

Ursächlich hierfür war die langanhaltende Starkwindphase in der Monatsmitte sowie die schwache Stromnachfrage über die Feiertage. Anbieter von negativer Sekundärregelleistung, wie Biogasanlagen, erzielten bei einer kontinuierlichen Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW regelbarer Leistung durchschnittliche Einnahmen von 4.506 €, was einem Anstieg um 28,6 % gegenüber dem Vormonat entspricht.

Bei den positiven Reserven, also der kurzfristigen Aktivierung zusätzlicher Kraftwerksleistung, stiegen die Preise für positive Minutenreserveleistung wie im Vormonat weiter an, während die positive Sekundärregelleistung auf nach wie vor hohem Niveau leicht nachgab. Besonders die beiden Tage der Dunkelflaute im Dezember verzeichneten hier hohe Preisaufschläge.

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