„Nach der Prüfung verschiedener Möglichkeiten und der Analyse mehrerer Szenarien konzentriert sich Danish Crown nun darauf, das Schlachthof in Essen, Deutschland, zu ein profitables Geschäft zu verwandeln“, verkündet das größte dänische Schlachtunternehmen kurz vor Weihnachten in einer Pressemeldung.
Es war ein offenes Geheimnis, dass das Management von Danish Crown seit Monaten versuchte, eine Lösung für den defizitären Schlachthof in Essen zu finden. Laut Danish Crown lagen alle Optionen auf dem Tisch: „...von einem Verkauf über eine Schließung bis hin zu einem Sanierungsplan“. Zuletzt war vor allem über einen Verkauf an die Genossenschaft Westfleisch spekuliert worden.
Nun die Überraschung: Nach einem Besuch von Konzernchef Niels Duedahl im Schlachthof entschied er gemeinsam mit dem übrigen Management, dass der Schlachthof zu einem „wertvollen Asset für Danish Crown“ werden könne.
Hohe Verluste
Der Konzern macht keinen Hehl daraus, dass der Standort seit Jahren Millionenverluste einfährt. Im vergangenen Geschäftsjahr betrug der Verlust nach Unternehmensangaben rund 25 Mio. €. Seit Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Oktober 2024 habe sich das operative Ergebnis aber deutlich verbessert, heißt es. Darauf wolle man nun mit konkreten Maßnahmen zur Ertragssteigerung aufbauen.
"In den vergangenen Monaten ist es uns gelungen, die Situation zu stabilisieren. Wir wissen, wo wir ansetzen müssen, damit der Schlachthof zur Profitabilität von Danish Crown beiträgt", ist Niels Duedahl zuversichtlich.
Standort sichert Zugang zu Schweinen
Laut Pressemitteilung soll der Standort Essen für Danish Crown in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, da der Zugang zu Rohstoffen in den kommenden Jahren zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden könnte. „Es ist für uns daher äußerst sinnvoll, einen eigenen Schlachthof in Deutschland zu betreiben“, erklärt Niels Duedahl. Auch, um die umliegenden Verarbeitungsbetriebe kontinuierlich mit Rohstoffen zu versorgen.
Verhandlungstaktik?
Trotz der besseren Zahlen kommt die Entscheidung überraschend und wirft Fragen auf: Wenn die Probleme bekannt sind, warum wurden sie nicht schon früher angegangen? Branchenkenner berichten, dass der Standort einen erheblichen Investitionsstau hat. Will der Konzern diesen auflösen, müsste er viel investieren. Und dabei hat sich Danish Crown eigentlich einen Sparzwang auferlegt. Auch das die Rohstoffe knapper werden, ist nichts Neues. Vielleicht ist es am Ende doch nur Verhandlungstaktik? Man darf gespannt sein, ob hier wirklich das letzte Wort gesprochen ist.
Zum DC-Standort Essen
Der Schlachthof in Essen beschäftigt 1.400 Mitarbeiter und hat eine Kapazität von 72.000 Schweinen pro Woche auf einer Fläche von 45.000 Quadratmetern. Darüber hinaus betreibt Danish Crown drei Veredelungsbetriebe im Umkreis von 100 km um Essen.