Durch die wachsenden Roten Gebiete haben Landwirte nur noch eingeschränkte Möglichkeiten ihre Pflanzen bedarfsgerecht zu düngen. Jegliche Art der Nährstoffzu- und -abfuhr müssen sie minutiös dokumentieren. Dennoch bemängeln Kritiker weiterhin das Risiko für jegliche Ökosysteme, v.a. angrenzende Gewässer und Naturschutzgebiete, durch die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern. Was aber bihser kaum jemand beachtet hat, ist der Nährstoffeintrag in diesen sensiblen Gebieten durch Hunde und ihre Hinterlassenschaften.
Forscher des Wald- und Naturlabors der Universität Gent in Belgien wiesen nun innerhalb einer Studie zur "Nährstoffdüngung durch Hunde in stadtnahen Ökosystemen" einen enormen Eintrag an Stickstoff (N) und Phosphor (P) durch Hundekot nach. In vier Naturschutzgebieten nahe der Stadt Gent zählten die Wissenschaftler über eineinhalb Jahre die Hunde. Auf Grundlage der ermittelten Tierdichte pro Jahr und Hektar errechneten sie Stickstoff- und Phosphordüngungsraten aus Urin- und Kotablagerungen.
N- und P-Einträge höher als erwartet
"Die von uns geschätzten N- und P-Düngungsraten von Hunden in stadtnahen Wäldern und in der Natur sind erheblich", heißt es im Forschungsbericht. "Diese geschätzten Mengen sind beträchtlich, wenn man sie mit den atmosphärischen N-Einträgen und den über die traditionelle Naturbewirtschaftung (z.B. Mähen und Heuernte) entziehbaren Mengen vergleicht."
Im Interview mit Deutschlandfunk berichtete Studienleiter Pieter De Frenne, dass vor allem der Stickstoffanteil in den Ausscheidungen der Vierbeiner besonders hoch sei. Ihm zufolge ergaben Hochrechnungen, dass Hunde halb so viel Stickstoff wie Landwirtschaft, Verkehr und Industrie zusammen in die Naturschutzgebiete eintragen. Diese 11 kg N/ha und Jahr ahbe man bisher übersehen. "Das ist eine betrachtliche Extraportion an Stickstoff", so De Frenne.
Ausscheidungen sammeln und Ökosysteme schützen
Der belgische Forscher hält es für sinnvoll, die Problematik der Kothaufen offen zu kommunizieren: "In festen Ausscheidungen stecken im Vergleich mehr Nährstoffe als im Urin". Er erklärt im Interview, Stickstoff sei im Kot und Urin der Tiere zu gleichen teilen nachgewiesen worden. Für den Phosphoreintrag sei jedoch der Kot (97 % P-Anteil) beinahe die alleinige Quelle. Hundehalter sollten demnach genau wie in der Stadt die Hinterlassenschaften ihrer Tiere aufsammeln.
Derartige Nährstoffeinträge können die biologische Vielfalt (...) von Ökosystemen erheblich beeinflussen" - Universität Gent
Prof. Dr. Christoph Leuschner, Professor für Pflanzenökologie und Ökosystemforschung an der Georg-August-Universität Göttingen bestätigt die Ergebnisse aus Belgien. Er vermutet gegenüber Deutschlandfunk ähnliche Werte in Deutschland. Bei einer bundesweiten Anzahl von etwa elf Millionen Hunden ergebe das enorme Nährstoffmengen.
Die Wissenschaftler aus Gent fordern nun in den Ergebnissen ihrer Studie, die Nährstoffeinträge in die Bewirtschaftungspläne der betroffenen Ökosysteme aufzunehmen und eine Leinenpflicht bis hin zum Hundeverbot für besonders empfindliche Gebiete auszusprechen.