Die US-amerikanischen Farmer und Rancher werden mit am stärksten unter dem sich jetzt abzeichnenden Handelskrieg zwischen den USA und seinen Nachbarn sowie China leiden. Davon gehen die beiden größten Bauernverbände in den USA aus.
US-Präsident Donald Trump hatte umgehend Strafzölle gegen Kanada und Mexiko verhängt. Nach Verhandlungen dann aber doch wieder vorübergehend ausgesetzt. Die 10 %ige Erhöhung des bisherigen Importzolls (25 %) auf alle chinesischen Waren gegen China bleibt dagegen in Kraft. Und jetzt ganz aktuell hat Trump alle weltweiten Stahl- und Aluminiumimporte mit einem Zoll von 25 % belegt.
EU-Stärke ärgert Trump
Ein Dorn im Auge ist ihm das hohe US-Außenhandelsdefizit. Zu Reportern sagte er, dass zusätzliche Einfuhrzölle gegenüber der Europäischen Union „auf jeden Fall“ eingeführt würden, gegenüber Großbritannien möglicherweise. Zwischen den USA und der EU hatte es schon in Trumps erster Amtszeit als US-Präsident einen heftigen Handelskonflikt gegeben. Dieser war durch die Zusage der EU, mehr Soja aus den Vereinigten Staaten zu importieren, entschärft worden.
US-Farmer werden Folgen zu spüren bekommen
Alarmiert durch Trumps Vorgehen zeigt sich derweil die US-Landwirtschaft. Die Landwirte und ländlichen Gemeinden dürften, wie frühere Erfahrungen lehrten, die Hauptlast der Vergeltungsmaßnahmen tragen, erklärte die American Farm Bureau Federation (AFBF). Dies treffe aber die gesamte ländliche Wirtschaft, warnte AFBF-Präsident Zippy Duvall.
Duvall wies darauf hin, dass mehr als 80% der Lieferungen eines wichtigen Düngemittelinhaltsstoffs, nämlich Kali, aus Kanada stamme. Zölle, die die Preise für Düngemittel in die Höhe trieben, drohten einen weiteren Schlag für die Finanzen der Landwirtsfamilien zu bedeuten, die bereits mit der Inflation und hohen Kosten zu kämpfen hätten.
Die Zölle und die Vergeltungsmaßnahmen würden die Existenzgrundlage der US-Landwirte weiter belasten, so Duvall. Mehr als 20% ihres Einkommens stammten aus dem Export, der von den drei Märkten Kanada, Mexiko und China dominiert werde. Allein 2024 exportierten die USA laut der AFBF landwirtschaftliche Erzeugnisse im Gesamtwert von gut 30 Mrd. $ (28,9 Mrd. €) nach Mexiko, von 29 Mrd. $ (27,9 Mrd. €) nach Kanada und von 26 Mrd. $ (25,0 Mrd. €) nach China. Auf diese drei Länder entfalle zusammen fast die Hälfte aller US-Agrarexporte.
Wie will Trump die heimischen Familienunternehmen stützen?
Der Präsident des National Farmers Union (NFU), Rob Larew, hatte bereits kurz vor Erlass der Strafzölle beklagt, dass dies in einer Zeit großer Unsicherheit für die Landwirte geschehe. Die Rohstoffpreise seien volatil, die Betriebsmittelkosten hoch, „und wir haben immer noch kein aktualisiertes Agrargesetz“.
Auch Larew stellte fest, dass die Landwirte in der Vergangenheit durch Handelsstreitigkeiten, insbesondere mit China, bereits schwere Verluste erlitten und wertvolle Marktzugänge verloren hätten. Er forderte Trump auf, einen Plan zum Schutz und zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Familienbetriebe aufzustellen.
Kanada kontert mit eigenen Strafzöllen
Kanada reagierte bereits mit Gegenmaßnahmen. Diese umfassen die Einführung von Zöllen auf US-Importe im Wert von 30 Mrd. Can$ (19,8 Mrd. €). Betroffen sind unter anderem Geflügelfleisch, Joghurt, Orangensaft, Erdnussbutter, Wein, Spirituosen, Bier, Kaffee, Haushaltsgeräte, Bekleidung, Schuhe, Motorräder, Kosmetika sowie Zellstoff und Papier. Zudem kündigte die kanadische Regierung an, gegebenenfalls Zölle auf weitere US-Importgüter im Gesamtwert von 125 Mrd. Can$ (82,5 Mrd. €) zu erheben.
Medienberichten zufolge hat Mexiko mögliche Vergeltungszölle von 5% bis 20% auf Schweinefleisch, Käse, Frischwaren, Stahl und Aluminium aus den USA vorbereitet, während die Autoindustrie zunächst ausgenommen werden soll. Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard bezeichnete die Zollmaßnahmen Trumps als „eklatante Verletzung“ des Handelsabkommens zwischen den USA, Mexiko und Kanada.
Chinas Führung hielt sich indes zurück. Die Regierung in Peking lehnt eine unmittelbare Eskalation ab und erklärte, es werde die Zölle auf Ebene der Welthandelsorganisation (WTO) anfechten.